Christliche Flüchtlinge zum Ramadan erneut in Gefahr / Ein Jahr nach Open Doors-Erhebung: religiöse Minderheiten zu wenig geschützt
Geschrieben am 17-05-2017 |
Kelkheim (ots) - In deutschen Asylunterkünften kommt es weiterhin
zu religiös motivierten Übergriffen auf christliche Flüchtlinge. 2016
hatte das christliche Hilfswerk Open Doors erstmals auf das
verbreitete Auftreten dieses Problems hingewiesen und unter
Mitwirkung des ZOCD (Zentralrat Orientalischer Christen in
Deutschland) sowie der Hilfsorganisationen EMG (Europäische
Missionsgemeinschaft) und AVC (Aktion für verfolgte Christen und
Notleidende) die Erhebung "Mangelnder Schutz religiöser Minderheiten
in Deutschland" vorgelegt. Im Zeitraum Februar bis September 2016
waren die Aussagen von insgesamt 743 von Gewalt betroffenen
christlichen Flüchtlingen im gesamten Bundesgebiet dokumentiert
worden. Im Blick auf den am 27. Mai beginnenden islamischen
Fastenmonat Ramadan appellieren die Hilfswerke nun erneut an Politik
und Behörden, christliche Flüchtlinge und Angehörige anderer
religiöser Minderheiten wirksam zu schützen.
Aktuelle Situation christlicher Flüchtlinge - Sicherheit,
Dolmetscher, Wachdienste
Frank Seidler, Leiter der EMG, blickt besorgt auf den Ramadan
2017: "In Großstädten wie Berlin sind noch immer tausende Flüchtlinge
in Notunterkünften. Übergriffe lassen sich dort schwer unterbinden.
Religiöse und andere gefährdete Minderheiten sollten in den nächsten
vier Wochen aus diesen Unterkünften verlegt werden." Und weiter: "Wir
beobachten, dass die Hemmschwelle zu Übergriffen vor allem bei
denjenigen Flüchtlingen stark sinkt, deren Asylbegehren abgelehnt
wurde und die mit einer Abschiebung rechnen müssen." Etwas wie der
Mord an einer afghanischen Christin - eine Konvertitin - am 29. April
im bayerischen Prien darf sich nicht wiederholen.
Der 21-jährige Amir S. ist afghanischer Christ und seit November
2016 als Flüchtling anerkannt. Doch aufgrund der in vielen großen
Städten herrschenden Wohnungsnot konnte er das Flüchtlingsheim in
Berlin Hoppegarten noch nicht verlassen. Er musste mitanhören, wie
muslimische Mitflüchtlinge darüber berieten, dass die "Ungläubigen"
getötet werden müssten. Mehrfach wurde Amir seit Jahresbeginn von
Mitbewohnern geschlagen, mit dem Tod bedroht und beraubt. Die
Ausweglosigkeit seiner Lage trieb ihn an den Rand des Suizids.
Nachdem Mitarbeiter der EMG Amir mehrmals zur Polizei begleitet und
sich an den Sicherheitsdienst der Unterkunft gewandt hatten, wurden
die Übergriffe weniger. Mitarbeiter der Kriminalpolizei zeigten sich
schockiert darüber, dass Derartiges in Deutschland vorkommt,
berichtet die EMG.
Verschärfte Gefahrenlage während des Ramadan 2016
Im Jahr 2016 war die Anzahl der Übergriffe während des Ramadan
auffällig hoch. Damals hatte der Flüchtlingsbeauftragte des ZOCD,
Paulus Kurt, persönlich die Verlegung mehrerer christlicher
Flüchtlinge aus Syrien aus einer Unterkunft in München veranlasst, da
diese ihres Lebens nicht mehr sicher waren.
Hamid (Pseudonym) kam im September 2015 aus dem Iran nach
Deutschland, wo er zum christlichen Glauben übertrat. Als das in
seiner Flüchtlingsunterkunft in Baden-Württemberg bekannt wurde,
hätten die Anfeindungen begonnen, berichtet er. Während des Ramadan
funktionierten muslimische Flüchtlinge den Kantinenbereich zu einem
Gebetsraum um. Laut Hamid verrichteten sie dort ab 4 Uhr morgens in
großer Lautstärke ihre Gebete und hörten Koranmusik. Bitte um Abhilfe
bei Security und Heimleitung führten nicht zum Erfolg. Er müsse dies
bis zum Ende des Ramadan akzeptieren, hieß es. Hamid berichtet, er
habe immer Angst gehabt, weil Konvertiten wie er nach Ansicht der
Strenggläubigen getötet werden müssten. Einige andere Christen hätten
deshalb aus Furcht ihren Glauben geheim gehalten. Er fürchte sich vor
dem kommenden Ramadan.
Positiv anzumerken ist, dass das LKA Berlin ein eigenes Referat
geschaffen hat, um politisch und religiös motivierte Übergriffe
kompetent aufzuarbeiten. Der Leiter des Referats plant, für die
Bundesregierung ein Dossier zu erstellen, um aus polizeilicher Sicht
qualifizierte Auskünfte für die Gesetzgebung liefern zu können. Auch
Sicherheitsdienste agieren zum Teil sensibler und reagieren auf
Beschwerden. Wegen mangelnder Sprachkenntnisse fällt es jedoch von
Gewalt betroffenen Christen oft schwer, einen Vorfall, Drohungen oder
Unterdrückung zu melden. Gegenüber Tätern sind sie in der Minderheit
und Übersetzer kommen oft aus der Mehrheitsgruppe. Vereinzelt konnten
jedoch christliche Dolmetscher vermitteln und bei Behörden helfen.
Rückläufige Flüchtlingszahlen und teilweise dezentrale Unterbringung,
aber auch Maßnahmen von Heimbetreibern und Landesregierungen wie z.
B. in Hessen haben insgesamt zu einer leichten Entspannung geführt.
Allerdings gab es in den letzten Monaten weiterhin Angriffe gegen
christliche Flüchtlinge - insbesondere Konvertiten.
Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, fordert mehr
Schutz für christliche Flüchtlinge und andere religiöse Minderheiten:
"Ende März hat die Regierung von Nordrhein-Westfalen ihr
'Landesgewaltschutzkonzept für Flüchtlingseinrichtungen des Landes
NRW' (LGSK NRW) vorgelegt. Der besondere Schutz religiöser
Minderheiten wird in der 44-seitigen Broschüre nicht erwähnt, obwohl
Open Doors die Landesregierung von 128 religiös motivierten
Übergriffen auf christliche Flüchtlinge in NRW in Kenntnis gesetzt
hatte. Wenn ein Mensch wegen seiner Zugehörigkeit zu einer
Religionsgruppe verfolgt wird, hat er ein Recht auf den umfänglichen
Schutz der zuständigen Regierung. Behörden und Heimbetreiber sollten
deshalb in diesem Jahr während der vier Fastenwochen die Rechte und
die Sicherheit nicht-muslimischer Flüchtlinge gewährleisten. Hier
dürfen keine weiteren Integrationsexperimente auf dem Rücken
religiöser Minderheiten toleriert werden", so Rode.
Open Doors bittet christliche Gemeinden, sich gerade während des
Ramadan besonders intensiv um die christlichen Flüchtlinge zu kümmern
und ihnen damit ihre Verbundenheit zu zeigen.
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Open Doors Deutschland e.V.
Postfach 1142
D-65761 Kelkheim
T +49 6195 - 67 67 180
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