Börsen-Zeitung: Rauchzeichen,
Kommentar zu Fiat Chrysler von Peter Olsen
Geschrieben am 18-05-2017 |
Frankfurt (ots) - "Wer uns mit dem deutschen Unternehmen
vergleicht, hat etwas Illegales geraucht." Mit diesem kernigen Spruch
zu Lasten von VW hat Sergio Marchionne, Chef von Fiat Chrysler
Automobiles (FCA), noch im Januar versucht, einen von der
US-Umweltbehörde EPA festgestellten Verstoß gegen
Diesel-Abgasvorschriften wegzureden. Auch in Europa wehrt sich FCA
gegen Betrugsvorwürfe.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer, musste man aber schon seinerzeit
fürchten, als in FCA-Diesel angeblich acht verschiedene Softwaretools
in der Abgassteuerung festgestellt wurden, die allesamt nicht
zertifiziert worden sein sollen. Man erinnere sich an Audis letztlich
vergeblichen Versuch von Ende 2015, sich bei den 3-Liter-Dieseln mit
dem Hinweis herauszureden, man habe nicht manipuliert, sondern
möglicherweise nicht hinreichend notwendige Eingriffe in die
Motorsteuerung dokumentiert.
Bei FCA geht es in den Staaten um lediglich 104.000 Fahrzeuge,
aber bei Nachweis illegaler Abgasvorrichtungen könnte das zu einer
maximalen Strafzahlung von 4,6 Mrd. Dollar führen, hieß es schon im
Januar. Man darf davon ausgehen, dass seither hektisch nach Wegen
gesucht wurde, die Streitigkeiten beizulegen. Wenn jetzt aber
Rauchzeichen aufsteigen, dass schon nächste Woche eine offizielle
Klage gegen FCA drohen könnte, dann sind die Parteien bislang in
ihren Gesprächen noch nicht zu einer befriedigenden Lösung
vorgedrungen. Kein Wunder, dass die FCA-Aktie in Reaktion darauf
sofort um mehr als 7 Prozent einbrach.
Mercedes hat in den USA schon darauf verzichtet, neue
Dieselmodelle zertifizieren zu lassen, obwohl man gerade ein modernes
Aggregat entwickelt hat. Und Volkswagen-Markenchef Herbert Diess
hatte zuvor klargemacht, dass die Wolfsburger keine Dieselfahrzeuge
mehr in den USA anbieten werden - zu gravierende Folgen hatte für
Kasse und Image der selbstverschuldete Diesel-Abgasskandal.
Hersteller mit vergleichsweise geringem Europageschäft, wo der Diesel
noch für das Erreichen der EU-Klimaziele gebraucht wird, stecken wie
die zum chinesischen Geely-Konzern gehörende schwedische Marke Volvo
kein Geld mehr in neue Selbstzünder.
Nun hat der Dieselmotor in den USA ohnehin kaum eine Rolle
gespielt und wurde von verschiedenen Herstellern vor allem bei
schweren Geländewagen oder Pick-up-Trucks eingesetzt. Die finanziell
kaum kalkulierbaren Rechtsrisiken dürften dem vergleichsweise
verbrauchsarmen Antrieb in den Staaten aber noch früher als in Europa
den Garaus machen.
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