Neue Westfälische (Bielefeld): Trumps erste Auslandsreise
Warm anziehen
Dirk Hautkapp, Washington
Geschrieben am 26-05-2017 |
Bielefeld (ots) - Es war eine politische und kulturelle
Blindschleichigkeit, die Donald Trump auf seiner ersten Auslandsreise
als Präsident der größten Supermacht der Erde zwischen saudischen
Protzpalästen und sizilianischer Steilküste zur Schau gestellt
hat. Da ist kein Gestalter mit Ideen und Plänen auf die Weltbühne
getreten, obwohl er bald 71 wird und sie seit 30 Jahren aus seinem
Penthouse in Manhattan im Blick hat. Sondern ein eitler Conferencier,
der sich auf Plattitüden und nichtssagende Superlative verlegte, wann
immer ein nachdenkliches, abwägendes Wort angesagt war. Wie soll der
große Friedens-Deal im Nahen Osten denn nun konkret aussehen, an dem
sich Heere von Diplomaten seit über einem halben Jahrhundert
vergebens abmühen? Was exakt soll die NATO im Kampf gegen den
Islamischen Staat leisten? Warum kam beim Führer der freien Welt
nirgends die Einsicht zu Wort, dass der Extremismus mit militärischen
Mitteln und simplen "Vertreibt sie!"-Parolen allein niemals besiegt
werden kann? Trumps Marathon-Speed-Dating mit der Welt wird bleibende
Schäden hinterlassen. Der Iran weiß nun offiziell, dass seine
Rückennummer in Washington notiert ist. Seine gefährliche Anbiederei
an die saudischen Despoten und Ideologie-Exporteure, die -
ausgenommen amerikanische Raketen-Schmieden - nicht wissen, wohin mir
ihren Petro-Milliarden, wird das Wettrüsten in einer bereits bis an
die Stirnwurzel bewaffneten Region weiter anheizen. Der Präsident hat
der Weltöffentlichkeit gezeigt, wie würdelos es ist, wenn ein
unbelesener Ego-Darsteller an die Hebel der Macht gelangt. Nicht
anders darf seine erste Begegnung mit der ihm bis dahin unbekannten
dritten Art gewertet werden: Europa. Anstatt endlich das strategische
Vakuum im Anti-Terror-Kampf gegen den Islamischen Staat und El Kaida
unter besonderer Berücksichtigung des schäbigen Syrien-Engagements
Russlands zu füllen, führte sich Trump als Zuchtmeister und
Kassenwart auf. Er bezichtigte das Gros der 27 in bemerkenswerter
Ignoranz der vielen anderen Friedensleistungen der Zechprellerei.
Folgerichtig sang er in Brüssel und beim G-7-Gipfel in Italien das
fade Lied von den "schlechten" Handelsüberschüssen, mit denen andere
- Deutschland vorneweg - Amerika das Leben schwer machten. In
Wahrheit träumen seine Wirtschaftsfachleute längst von einem neuen
Freihandelsabkommen mit der EU - Arbeitstitel: TTIP II. Was soll man
von all dem halten? Warm anziehen. Und auf die nächste
Unglaublichkeit einstellen. Donald Trump hat noch gar nicht richtig
angefangen.
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