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Börsen-Zeitung: Suche nach Balance, Kommentar zu Verbriefungen von Andreas Heitker

Geschrieben am 31-05-2017

Frankfurt (ots) - Dass auf europäischer Ebene nach äußerst zähen
Verhandlungen ein Kompromiss über den Regulierungsrahmen für
Verbriefungen gefunden wurde, ist durchaus bemerkenswert. Lange Zeit
ging es in dem Gesetzgebungsprozess nicht voran, weil vor allem im
EU-Parlament die Diskussionen sehr ideologisch geführt wurden und die
Gegensätze kaum überbrückbar schienen. Verbriefungen gelten ja auch
heute noch als eine der Hauptursachen für die Finanzkrise. Und was
die USA und die vor zehn Jahren ausgebrochene Subprime-Krise angeht,
gibt es daran auch wenig Zweifel. In Europa gab es diese Probleme mit
solchen giftigen Papieren dagegen nicht. Der Markt ist trotzdem
eingebrochen, und einige Abgeordnete sahen jetzt wohl die Chance, ihn
im Zuge der Regulierungsdebatte vollends austrocknen zu lassen.

Dabei war die Idee der EU-Kommission durchaus bestechend, mit der
Einführung des neuen STS-Labels ("einfach, transparent,
standardisiert") erstmals eine regulatorische Unterscheidung zwischen
komplexeren und weniger risikobehafteten Papieren zu schaffen.
Vertrieb und Marketing würden es wohl deutlich leichter haben. Und
auch wenn es vielleicht keine 150 Mrd. Euro sein werden, wie es die
EU-Kommission hofft, so würden doch beachtliche zusätzliche
Finanzmittel für Unternehmer und institutionelle Investoren
freigesetzt. Die neuen Verbriefungsregeln sind vielleicht der
wichtigste Baustein bei der Entwicklung einer europäischen
Kapitalmarktunion.

Ob der Markt die nun gefundene Lösung annehmen wird, ist aber noch
längst nicht klar. Denn Brüssel sucht mit dem Kompromiss auch eine
Balance zwischen Krisenbewältigung und Impulsgebung. Zwar hat man mit
einem Selbstbehalt von 5% die Basel-Vorgabe bestätigt und Forderungen
eines Selbstbehalts von bis zu 20% vom Tisch gefegt - aber die
Risikogewichte steigen dennoch. Und - hier galt es, dem EU-Parlament
ein Zugeständnis zu machen, - bei der Hierarchie der
Berechnungsmethoden für die Kapitalanforderungen der Banken wurde das
auf externen Ratings basierende Modell weiter nach hinten geschoben.
Der etwas weniger risikosensitive Ansatz sollte den südeuropäischen
Ländern Vorteile verschaffen.

Viel wird jetzt davon abhängen, wie klar die STS-Kriterien
definiert und ausformuliert werden. Denn neues Vertrauen in den Markt
kann nur entstehen, wenn dieser mehr Transparenz zeigt und wenn die
unterschiedlichen nationalen Aufsichtsbehörden die Kriterien nicht
unterschiedlich auslegen können.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
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