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WDR/NDR/SZ: Anis Amri wurde offenbar von der Terrormiliz IS zu Anschlag in Deutschland gedrängt

Geschrieben am 31-05-2017

Köln (ots) -
Die Ermittlungen zum Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt gelten
als weitgehend abgeschlossen. Nach Informationen von WDR, NDR und
Süddeutscher Zeitung sind die Behörden zu dem Ergebnis gekommen, dass
der Attentäter Anis Amri im vergangenen Oktober ursprünglich plante,
zum sogenannten Islamischen Staat auszureisen, dann aber offenbar von
einem oder mehreren IS-Mitgliedern gedrängt wurde, einen Anschlag in
Deutschland zu begehen. Der IS habe das besondere Potenzial von Amri
erkannt und dann gezielt darauf hingearbeitet, dass der Tunesier
seine Tat hier begeht, heißt es in Ermittlungskreisen. Am 10.
November des vergangenen Jahres wurde dem Tunesier die pdf-Datei
eines IS-Dokuments mit dem Titel "Die frohe Botschaft zur
Rechtleitung für diejenigen, die Märtyrer-Operationen durchführen"
übermittelt. In dem 143-seitigen Papier wird der Jihad, auch gegen
Alte, Frauen und Kinder, gerechtfertigt. Noch unmittelbar vor seiner
Tat stand Amri mit einem IS-Mitglied in Verbindung und tauschte
sieben Nachrichten aus. Gegen diese unbekannte Person wird von der
Bundesanwaltschaft wegen Beihilfe zum Mord und zum versuchten Mord
ermittelt.

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass es sich um einen
sogenannten IS-Instrukteur handelt, der Islamisten dabei berät - oder
sie drängt - Anschläge im Westen zu begehen. Diese setzt die
terroristische Organisation inzwischen in zahlreichen Fällen ein -
der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen
nennt sie "regelrechte Headhunter". Allein in vier der fünf im
vergangenen Jahr in Deutschland begangenen Anschläge spielten nach
Erkenntnissen des BKA solche IS-Instrukteure eine entscheidende
Rolle.

Die weitgehende Aufklärung der Tat durch Bundeskriminalamt und
Bundesanwaltschaft wurde möglich, weil Teile der Chat-Verläufe Amris
wieder hergestellt werden konnten. So schrieb er am 5. Oktober an ein
mutmaßliches IS-Mitglied: "Ich will zu Euch auswandern, sag mir, was
ich tun soll. Ich bin jetzt in Deutschland." Amri wurde aufgefordert,
auf einen verschlüsselten Kanal des Messenger-Dienstes Telegram zu
wechseln. Zudem hatte der Tunesier vergessen, an einem seiner Handys
die Google-Ortungsfunktion auszustellen. Mit Hilfe dieser Daten
konnte festgestellt werden, dass Amri ab dem 22. November begann, den
Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zu besuchen,
insgesamt sieben Mal vor der Tat. Am 22. November beendete Amri auch
den zuvor extensiven Besuch von Porno-Seiten im Internet. Er rief nur
noch islamistische Inhalte auf.

Weitere Infos unter tagesschau.de

Redaktion WDR: Monika Wagener



Pressekontakt:
WDR Pressedesk
Telefon: 0221 / 220 7100
Email: wdrpressedesk@wdr.de

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


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