Börsen-Zeitung: Wahnsinn mit Methode,
Kommentar zu Argentiniens Bondmarktauftritt von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 20-06-2017 |
Frankfurt (ots) - Ausgerechnet Argentinien. Das Land, das 2001 mit
einem Volumen von mehr als 100 Mrd. Dollar die bislang größte
Staatspleite hinlegte, hat sich mit einer hundertjährigen Anleihe an
den Kapitalmarkt getraut. Doch was auf den ersten Blick wie eine
waghalsige Kommandoaktion wirkt, ist in Wirklichkeit gar keine. Wie
bei vielen höher rentierlichen Anleihen zurzeit üblich, wurde auch
dieses Papier dem Emittenten förmlich aus den Händen gerissen.
Argentinien ist erst das vierte Land, das eine Hundertjährige
emittiert hat. Die Investoren überschütteten das Land bei einem
Volumen von 2,75 Mrd. Dollar mit Orders über rund 10 Mrd. Dollar, so
dass die zunächst avisierte Verzinsung von 8,25 Prozent auf 7,92
Prozent reduziert werden konnte. Das war nur rund ein Prozentpunkt
höher als die laufende Verzinsung der 30-jährigen Dollar-Anleihe des
Landes. Ein Schnäppchen für den argentinischen Staat, der vor wenigen
Jahren von solchen Konditionen nicht einmal hätte träumen können.
Zwar hat sich die Lage in dem Land, dem nach seinem Bankrott 15
Jahre lang der Gang an den Kapitalmarkt versperrt gewesen war,
verändert, und zwar aus Sicht der Finanzmärkte zum Positiven. Seit
Dezember 2015 wird es mit Mauricio Macri von einem marktfreundlichen
Präsidenten regiert. Dennoch sind die sehr hohe Nachfrage nach der
Anleihe und das Resultat dieser Transaktion alles andere als
nachvollziehbar.
Denn der gebotene Zins für den mit der Note "B" tief im
Junk-Bereich verankerten Emittenten ist, wenn man ihn gegen die dafür
einzugehenden Risiken hält, ein Witz, über den die Investoren
vermutlich nicht hundert Jahre lang lachen werden. Die Historie
bietet jedenfalls wenig Anhaltspunkte dafür, dass die Anleihe jemals
zurückgezahlt wird. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1816 ist der
Staat zehnmal pleitegegangen, allein seit 1951 sechsmal. Zuletzt gab
es erst 2014 einen so genannten Selective Default.
Das macht aber nichts, da der Markt angesichts des extrem
niedrigen Zinsniveaus auch ein entsprechend selektiv arbeitendes
Gedächtnis zu haben scheint. Anders ausgedrückt: In ihrer
Verzweiflung angesichts der extrem niedrigen Zinsen greifen die
Investoren nach allem, was höhere Renditen auf dem Papier hat und bei
drei nicht auf den Bäumen ist. Die ultralockere Geldpolitik und die
Spekulation, dass Zentralbanken und Regierungen es im Notfall schon
irgendwie richten werden, treibt die Investoren auf eine immer
absurder werdende Art und Weise ins Risiko.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
615007
weitere Artikel:
- Airborne Wireless Network unterzeichnet Softwareentwicklungsvereinbarung mit Thinking Different Technologies Mehrjährige Lizenzvereinbarung zur Beschleunigung der Entwicklung
des patentierten Infinitus Super Highway(TM) von Airborne Wireless
Network
Simi Valley, Kalifornien (ots/PRNewswire) - Airborne Wireless
Network (OTC QB: ABWN) freut sich, eine
Softwareentwicklungsvereinbarung mit dem niederländischen
Pionierunternehmen in Softwareentwicklung und fortschrittlicher
Kommunikation, Thinking Different Technologies (TDT), bekannt zu
geben. ABWN erwartet, dass diese Beziehung die Entwicklung von ABWNs
Befehls-, Steuerungs-, Kommunikations- mehr...
- WAZ: Eine Folge der Digitalisierung
- Kommentar von Stefan Schulte zu
den Schließungsplänen der AOK Essen (ots) - Die Digitalisierung hat die Republik fest im Griff.
Die einen sehen in ihr den Schlüssel zu mehr Wohlstand, die anderen
eine Bedrohung für ihre Arbeitsplätze. Die enorme Vereinfachung der
Kommunikation empfindet freilich die große Mehrheit als Segen,
darunter auch immer mehr Ältere.
Das kann nicht ohne Folgen bleiben: Wenn es für die meisten
Anliegen nicht mehr nötig ist, in der Filiale seiner Bank oder
Krankenkasse persönlich vorstellig zu werden, verschwinden
Geschäftsstellen. Niemand will das, niemand findet mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Unternehmen/Krones Regensburg (ots) - Dem Getränkemaschinen-Riesen kommt entgegen,
dass sich die Welt auf ihn zu entwickelt. Stark wachsende
Mittelschichten weltweit, die vor allem in Städten leben, dürsten vor
allem nach abgepackten Lebensmitteln und Getränken. Die globale
Bevölkerung wächst, was zusätzlich die Nachfrage erhöht. Also alles
ganz einfach? Nicht ganz. Denn die Einkaufsmacht bei wenigen Riesen
wie Coca-Cola oder Anheuser-Busch InBev erschwert das Geschäft ebenso
wie von Nationalismen und Protektionismus besoffene Nationen. Zudem
wirken mehr...
- Straubinger Tagblatt: Regeln für automatisiertes Fahren: Das kann ein Exportschlager werden Straubing (ots) - Letztlich werden jene, die selbstfahrende Autos
auf die Straße bringen, ein größeres Haftungsrisiko übernehmen
müssen. Ihre große Herausforderung wird es sein, die Software so zu
programmieren, dass die nach ethischen Grundsätzen entscheidet. Die
Kommission hat Empfehlungen dafür vorgelegt. Es ist wichtig, schnell
zu handeln. Dann kann sich die Technologie zu einem Exportschlager
entwickeln. Und sie könnte langfristig einen signifikanten Beitrag
zur weiteren Verringerung der noch immer zu hohen Unfallzahlen
leisten. mehr...
- Der Tagesspiegel: Air Berlin stellt keine Anträge auf Staatsbürgschaften Berlin (ots) - Die seit Jahren hochverschuldete Fluggesellschaft
Air Berlin will vorerst keine Anträge auf staatliche Bürgschaften
stellen. "Eine Absicherung von Krediten durch die öffentliche Hand
ist nicht mehr nötig", sagte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann dem
Tagesspiegel am Dienstagnachmittag. Man habe zuletzt große
Fortschritte bei der Neuaufstellung des Unternehmens gemacht,
begründete er die Entscheidung.
Die Meldung in voller Länge: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft
/air-berlin-chef-winkelmann-staatsbuergschaften-sind-nicht-mehr-noeti mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|