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"All das wäre kaum zu ertragen ohne Menschen und Institutionen, die einen lieben und unterstützen" / Theodor-Wolff-Preis für fünf Journalisten / Deniz Yücel mit Sonderpreis ausgezeichnet

Geschrieben am 21-06-2017

Berlin (ots) - Der seit 128 Tagen inhaftierte deutsch-türkische
Autor Deniz Yücel ist heute in Berlin mit dem Sonderpreis beim
Journalistenpreis der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis (TWP)
ausgezeichnet worden. Die erstmals vergebene Würdigung soll nach dem
Willen von Jury und Kuratorium "zugleich ein Zeichen für die
Pressefreiheit setzen, die in der Türkei und an vielen anderen Orten
der Welt mit Füßen getreten wird". Das sagte der Vorsitzende des
TWP-Kuratoriums, Hermann Neusser, Verleger des Bonner
"General-Anzeigers", anlässlich der Festveranstaltung im Radialsystem
V.

Auch Deniz Yücel selbst interpretierte den Sonderpreis nicht nur
als "große Ehre", sondern "als Zeichen der Anteilnahme mit meinen
zahlreichen türkischen Kolleginnen und Kollegen, die größtenteils
unter ähnlich absonderlichen Anschuldigungen, aber seit sehr viel
längerer Zeit dieses und andere Gefängnisse des Landes füllen". All
das wäre, ließ der Türkeikorrespondent der "Welt" über seine Anwälte
mitteilen, "kaum zu ertragen ohne Menschen und Institutionen, die
einen lieben und unterstützen und alles tun, was gerade nötig ist".

Anstelle des inhaftierten Autors nahm seine Ehefrau Dilek
Mayatürk-Yücel im Kreis zahlreicher Freunde und Unterstützer die vom
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) getragene
Auszeichnung entgegen. Dilek Mayatürk-Yücel schilderte vor gut 300
geladenen Gästen aus Medien, Politik und Kultur den Druck und die
Sorge, mit denen sie seit der Festnahme ihres Mannes lebt: "Wir
laufen einen Marathon. Das ist kein Kurzstreckenlauf. Die Strecke ist
lang, schwierig, ermüdend, voller Hürden. Und wir können die
Zielgerade immer noch nicht sehen. Ich werde erst das Ziel erreichen,
wenn Deniz wieder frei ist."

Preisträger 2017: Anja Reich, Hans Monath, Marc Neller und Nicolas
Richter

Moderiert von Jörg Thadeusz ging der mit 6000 Euro dotierte
Journalistenpreis der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis 2017
in der Sparte Lokales an Anja Reich ("Berliner Zeitung") für "Die
Deutschmacherin". Die Autorin porträtiert darin in vielen kleinen
Beobachtungen den Alltag einer Mitarbeiterin im Berliner Bürgeramt
Neukölln, die darüber entscheidet, wer die deutsche
Staatsbürgerschaft erhält und wer nicht.

Die ebenfalls mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Sparte
"Meinung" erhält Hans Monath (Der Tagesspiegel", Berlin), der in
seinem Beitrag "Der Hochmut der Vernünftigen" den Begriff des
"imperial overstretch" auf die waltenden politischen Verhältnisse
anlegt und an zahlreichen Beispielen ebenso amüsant wie klar
ausbreitet, weshalb gute Argumente bei breiten Bevölkerungsschichten
auf erbitterten Widerstand stoßen.

Preisträger in der mit 6.000 Euro dotierten Sparte "Reportage" ist
Marc Neller, (Welt am Sonntag, Berlin). Er schildert in "Der Code des
Bösen" spannend wie ein Krimi und dabei sehr verständlich erklärt die
Geschichte eines weltumspannenden Hacks.

Bei dem ebenfalls mit 6.000 Euro dotierten "Thema des Jahres"
hatte sich die Jury 2017 für "Populismus" entschieden. Den Preis
erhält Nicolas Richter, (Süddeutsche Zeitung, München) für "Klingt
verrückt". Richter hatte bereits im Januar 2016 den möglichen
politischen Aufstieg Donald Trumps vorhergesagt, als die meisten
Journalistenkollegen den Mann noch als clowneskes Politphänomen nicht
ernst nahmen.

Für die Gäste der Preisverleihung sang die aus Tunesien gebürtige
und heute in den USA lebende Solistin Emel Mathlouthi. Ihre
Botschaft: "Kelmti Horra" - "Mein Wort ist frei". Ausschnitte aus den
preisgekürten Beiträgen wurden vorgetragen von den Berliner
Schauspielern Cristin König und Arnd Klawitter.

Die Nominierten wie auch die Preisträger und ihre Beiträge werden
auf der Website www.theodor-wolff-preis.de näher vorgestellt. Der
Jury gehören an: Cordula von Wysocki (Chefredakteurin "Kölnische
Rundschau", Juryvorsitz), Nikolaus Blome (Stellvertretender
Chefredakteur Politik und Wirtschaft "Bild" und bild.de, Berlin),
Wolfgang Büscher (Autor "Die Welt", Berlin), Dr. Markus Günther
(Autor, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"), Peter Stefan
Herbst (Chefredakteur "Saarbrücker Zeitung"), Christian Lindner
(Autor, Bad Breisig), Lorenz Maroldt, (Chefredakteur "Der
Tagesspiegel", Berlin), Professor Bernd Mathieu (Chefredakteur
"Aachener Zeitung" und "Aachener Nachrichten") und Annette
Ramelsberger (Gerichtsreporterin "Süddeutsche Zeitung", München).
Vorsitzender des Kuratoriums ist Hermann Neusser, Verleger des Bonner
"General-Anzeigers".

Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen -
Theodor-Wolff-Preis ist die renommierteste Auszeichnung, die die
Zeitungsbranche zu vergeben hat. Sie wird vom Bundesverband Deutscher
Zeitungsverleger ausgeschrieben und erinnert an den langjährigen
Chefredakteur des legendären "Berliner Tageblatts", Theodor Wolff
(1868 - 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil
fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb
1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.

Kontakt: Kuratorium für den Theodor-Wolff-Preis, Anja Pasquay,
Telefon 030/726298-214, E-Mail pasquay@bdzv.de

Die Namen der rund 450 Preisträger seit 1962 sowie Details zum
Preis finden Sie im Internet unter www.theodor-wolff-preis.de. Folgen
Sie uns über Facebook www.facebook.com/TheodorWolffPreis oder Twitter
#TWP17



Pressekontakt:
Hans-Joachim Fuhrmann
Telefon: 030/ 726298-210
E-Mail: fuhrmann@bdzv.de

Anja Pasquay
Telefon: 030/ 726298-214
E-Mail: pasquay@bdzv.de

Original-Content von: BDZV - Bundesverb. Dt. Zeitungsverleger, übermittelt durch news aktuell


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