MiFID II: Banken müssen ihre Kräfte bündeln und zu einem Schlussspurt ansetzen
Geschrieben am 29-11-2017 |
Hamburg (ots) - Jede sechste Bank schafft es vermutlich nicht, die
MiFID II-Vorgaben pünktlich zum 3. Januar 2018 vollumfänglich
umzusetzen. Zum Erhebungszeitpunkt knapp drei Monate vor Ablauf der
Frist lag der von PPI ermittelte Readiness-Index, der den
Umsetzungsstatus misst, lediglich bei 75 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt
wäre ein Sollwert von 94 Prozent erforderlich gewesen, um eine
branchenumfassende, fristgerechte Einführung zu gewährleisten. Bei
der vorherigen Befragungswelle im Januar 2017 waren noch alle
Institute davon ausgegangen, die Frist einhalten zu können. Die
sechste Auflage der Bankenstudie "MiFID II-Readiness - Banken bei der
Umstellung auf der Zielgeraden?" der Unternehmensberatung PPI AG
zeigt die Ursachen, die Kostentreiber, aber auch Chancen der neuen
Regulierung aus Sicht der befragten Vertreter aus Kreditinstituten
auf.
2014 haben EU-Kommission und Parlament die Finanzmarkt-Richtlinie
MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) beschlossen.
Ursprünglich sollte sie zum 1. Juli 2016 in Kraft treten.
Umsetzungsschwierigkeiten im Finanzsektor führten zu einer
Fristverlängerung um anderthalb Jahre. Dennoch werden 16 Prozent der
befragten Banken auch das neu gesetzte Ziel nicht einhalten können.
Ein wesentlicher Grund: 88 Prozent der Kreditinstitute haben die
Umsetzungsprojekte nach dem Verlängerungsbeschluss zeitweise auf Eis
gelegt oder verzögert. Die zusätzliche Zeit wurde somit nicht
genutzt, um sich intensiver mit der zum Teil sehr komplexen Umsetzung
auseinander zu setzen. Nur 54 Prozent hatten bereits in Q4 2016 mit
ihren Einführungsprojekten begonnen "Die Sünden der Vergangenheit
holen die Banken jetzt ein", sagt Christian Appel, Partner bei PPI.
"Im Grunde hätte aus den Erfahrungen mit MiFID I noch bekannt sein
müssen, wie komplex regulatorische Einführungsprojekte sein können.
Nicht zuletzt aufgrund stetiger Konkretisierungen und sukzessiver
Finalisierung der regulatorischen Vorgaben müssen die Anforderungen
an IT-Systeme und Prozesse immer wieder angepasst werden. Dennoch
zeigen die Ergebnisse, dass viele Institute die Beschäftigung mit
MiFID II auf die lange Bank geschoben haben. Die Anforderungen wurden
bzw. werden jetzt in Hektik noch umgesetzt, teils ohne die zeitliche
Möglichkeit weitergehender Analysen, welche Potenziale die neue
Richtlinie auch für die eigene Geschäftsstrategie eröffnet."
Tatsächlich überprüfen zwar sämtliche Kreditinstitute im Rahmen
der MiFID-II-Einführung, wie sich die Regularien auf ihre Prozesse
und IT auswirken und fast alle (96 Prozent) durchleuchten auch ihre
Kundeninformationen und Verträge auf Kompatibilität. Allerdings
spielen gerade zentrale strategische Überlegungen - wie die Frage
nach neuen strategischen Chancen - nur für vier von fünf Banken eine
Rolle. Dies trotz aller Änderungen, die das Regelwerk gerade für das
Wertpapiergeschäft mit Privatanlegern erfordert.
Insgesamt überwiegen aus Sicht der befragten Institute jedoch die
negativen Konsequenzen von MiFID II. Nur 16 Prozent der Befragten
erkennen neue Geschäftsfelder oder Wettbewerbsvorteile, während 44
Prozent den Wegfall von Einnahmequellen oder eine Einschränkung des
Geschäftsmodells beklagen. In allererster Linie steht MiFID II jedoch
einfach im Ruf, das Geschäft zu verteuern, sowohl durch einmalige
Kosten im Rahmen der Einführungsprojekte (98 Prozent) als auch durch
aufwändige Prozesse im laufenden Betrieb (96 Prozent).
Teure Dokumentationspflichten
Insbesondere die neuen Bestimmungen zur Aufzeichnung von
Beratungs- und Telefonprotokollen gelten als Kostentreiber.
Mittlerweile gehen 78 Prozent der Befragten von hohem finanziellen
Aufwand dafür aus. Dies sind noch einmal zwölf Prozentpunkte mehr als
bei der vorherigen Befragung im Januar 2017. Auf dem zweiten Platz
folgen die strengeren Auflagen, die bei der Einführung neuer Produkte
und Dienstleistungen beachtet werden müssen. Dies gilt bei 46 Prozent
der Banken als teuer. In dieser Hinsicht sind die Befürchtungen im
Vergleich zum Januar (52 Prozent) wieder etwas abgeflaut.
Die Einführung der durch MiFID II geforderten neuen Verfahren
gestaltet sich für viele Banken aufwändiger als angenommen. 62
Prozent der Institute geben an, dass sie mehr Personal als
ursprünglich geplant einsetzen mussten. 94 Prozent der Befragten
sagen, dass die Umstellung von Systemen und Prozessen, die zur
Einhaltung der Transparenzvorschriften nötig sind, kostenintensiv
werden - noch einmal ein Zuwachs gegenüber den 84 Prozent, die diese
Ansicht bei der Befragung vor acht Monaten vertreten haben. "Erst auf
der Zielgeraden wird manchem klar, dass der Aufwand im eigenen Haus
unterschätzt wurde", so Studienleiter Appel. "In aller Schnelle eine
gesetzeskonforme Lösung herstellen zu müssen, treibt natürlich die
Kosten in die Höhe."
Neugestaltung alternativer Vertriebskanäle
Fast jeder zweite Befragte rechnet mit einem spürbaren Einfluss
der neuen Prozesse bei alternativen Vertriebswegen wie Online-,
Video- oder Telefonbanking (Januar 2017: 38 Prozent). Zudem geht jede
dritte befragte Bank davon aus, dass sich das Angebot bei Produkten
mit Festpreis verändern wird. Dass diese Maßnahmen helfen, verlorenes
Vertrauen zurückzugewinnen, gilt jedoch nicht als wahrscheinlich.
Nach wie vor rechnen insgesamt 60 Prozent der befragten Institute
nicht damit, dass der zu erzielende verbesserte Anlegerschutz auch
gleichzeitig zu einem Imagegewinn beiträgt.
Zur Studie
Die Studie "MiFID II-Readiness - Banken bei der Umstellung auf der
Zielgeraden?" der PPI AG untersucht den aktuellen Stand sowie die
Planung der Kreditinstitute in Deutschland zur Umsetzung der neuen
Finanzmarktrichtlinie MiFID II und zeigt strategische
Handlungsoptionen auf.
Im Oktober 2017 wurden inzwischen zum sechsten Mal
MiFID-II-Verantwortliche aus 50 Kreditinstituten befragt. Die
vorherigen Befragungen fanden im September 2014, März 2015, September
2015, Mai 2016 und Januar 2017 statt. Auf Basis der Angaben zur
bisherigen Laufzeit und zur geplanten Fertigstellung wird der "MiFID
II-Readiness-Index" ermittelt, der den aktuellen Stand der Umsetzung
widerspiegelt. Die Ergebnisse liefern somit ein umfassendes Bild der
Entwicklung und Umsetzung der MiFID II-Anforderungen in der deutschen
Finanzwirtschaft bis zum Stichtag 03.01.2018.
Die Studie ist unter folgendem Link abrufbar: http://ots.de/vo67o
Über PPI AG
Die PPI AG ist seit über 30 Jahren als Beratungs- und Softwarehaus
erfolgreich für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister tätig.
Im Projektgeschäft schätzen unsere Kunden unsere unkomplizierte und
flexible Arbeitsweise.
Wir verknüpfen Fach- und Technologiekompetenz und führen Projekte
zum Erfolg. Im Bereich Zahlungsverkehr sind wir europaweit tätig und
nehmen mit unseren Standardprodukten eine marktführende Stellung ein.
Als stabil wachsende Aktiengesellschaft in Familienbesitz
konzentrieren sich unsere über 500 Mitarbeiter ganz auf den Erfolg
unserer Kunden.
Pressekontakt:
PPI AG
Moorfuhrtweg 13
22301 Hamburg
Tel.: +49 40 227433 - 0
Fax: +49 40 227433 - 1333
mifid2@ppi.de
Original-Content von: PPI AG, übermittelt durch news aktuell
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