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Zahlungsprobleme wegen Brexit? / Coface-Studie: Deutsche Unternehmen noch gelassen - Allgemein wird nur jeder fünfte Lieferant pünktlich bezahlt

Geschrieben am 04-12-2017

Mainz (ots) - In seiner 2017er Zahlungsstudie befragte der
Kreditversicherer Coface erstmals Unternehmen, welche Folgen der
Brexit für ihre Außenstände haben könnte. Fast 87 Prozent der
deutschen Unternehmen rechnen nicht mit einer Verschlechterung, 3,3
Prozent befürchten einen Anstieg der Außenstände. Exportorientierte
Unternehmen sehen den Brexit etwas kritischer. "Zwar erwarten auch
mehr als 84 Prozent dieser Unternehmen keine Veränderung bei den
Außenständen. Aber immerhin gehen fast 8 Prozent von einem Anstieg
aus", erklärt Dr. Mario Jung, Economist bei Coface in Deutschland.
Die zweite Coface-Studie zu den Zahlungserfahrungen deutscher
Unternehmen zeigt: Insgesamt wird nur jeder fünfte Lieferant
pünktlich bezahlt.

Deutsche Exporte nach Großbritannien sind stark konzentriert in
der Automobilindustrie, im Maschinenbau, in der Pharma- und
Chemieindustrie. Könnten besonders diese Branchen von einer
schlechteren Zahlungsmoral britischer Kunden betroffen sein?
Tatsächlich: Unternehmen in der Automobilwirtschaft zeigen sich mit
einem Anteil von 14,3 Prozent am stärksten besorgt über einen Anstieg
ihrer Außenstände. Zudem sind die Produzenten von Investitionsgütern
aus den Bereichen Maschinenbau (8,5%) und
Mechanik-/Präzisionsindustrie (5,9%) ebenfalls besorgter als der
branchenweite Durchschnitt.

Zahlungsverzögerungen sind Alltag

Trotz der guten Konjunkturlage sind fast vier von fünf Unternehmen
in Deutschland von Zahlungsverzögerungen betroffen. Über alle
Unternehmensgrößen und Branchen betrachtet ist das zwar ein Rückgang
um rund sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Für 77,6 Prozent
der befragten Unternehmen in Deutschland sind Zahlungsverzögerungen
aber weiterhin Alltag. "Im internationalen Vergleich erleben damit
mehr deutsche Unternehmen Zahlungsverzögerungen als chinesische",
blickt Dr. Mario jung, Economist bei Coface in Deutschland, auch über
die Grenze.

In China berichteten in einer weiteren Coface-Studie rund 68
Prozent (2016: 80 Prozent) der Unternehmen von Zahlungsverzögerungen.
In der Befragung zur Region Asien/Pazifik lag der Anteil ebenfalls
bei rund 68 Prozent (2016: 70 Prozent). In der deutschen
Unternehmenslandschaft sind Zahlungsverzögerungen ausgeprägter bei
den Unternehmen, die vorrangig im Exportgeschäft aktiv sind. Hier
beträgt der Anteil mit Zahlungsverzögerungen über 87 Prozent (2016:
90 Prozent), bei den auf den deutschen Markt konzentrierten
Unternehmen dagegen 75,9 Prozent (2016: 82,8 Prozent).

Im Schnitt sechs Wochen Verzögerung

Am wenigsten betroffen von Zahlungsverzögerungen ist die Branche
Textil/Leder/Bekleidung mit 57,9 Prozent. "Dies ist umso
bemerkenswerter, da dieser Sektor in der Vorgängerstudie am stärksten
betroffen war - und zwar mit einem Anteil von 94,4 Prozent", sagt Dr.
Mario Jung. Diese Position nimmt jetzt der Bereich
Papier/Verpackung/Druck mit 90,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr
hat sich die Lage in den Sektoren Textil/Leder/Bekleidung und
Holz/Möbel in diesem Punkt deutlich entspannt. Im Gegensatz dazu
haben sich die Zahlungserfahrungen der Branchen
Chemie/Öl-/Mineralstoffe sowie Transportwesen eingetrübt.

Die durchschnittliche Zahlungsverzögerung über alle Branchen
beträgt 41,4 Tage. Das ist exakt der Wert aus dem Vorjahr.
Unternehmen in Textil/Leder/Bekleidung verbuchen 54,5 Tage, gefolgt
von Holz/Möbel mit 53,8 Tagen. Am kürzesten sind die
Zahlungsverzögerungen in Mechanik-/Präzisionsindustrie (25,0 Tage),
Automobil (31,9 Tage) sowie Chemie/Öl-/Mineralstoffe (33,1 Tage).

Außenstände in vielen Branchen geringer

In neun der 13 betrachteten Sektoren hat sich der finanzielle
Umfang ausstehender Zahlungen gegenüber dem Vorjahr verringert. Für
sieben davon ist das Volumen das zweite Jahr in Folge gesunken. 26,9
Prozent der Unternehmen sehen eine Verringerung des Volumens, während
7,7 Prozent von einem Anstieg berichten. Besonders deutlich ist der
Rückgang im Bereich Landwirtschaft/Nahrungsmittel mit minus 19,2
Punkten. Deutliche Verbesserungen sind zudem im Bereich
IT/Telekommunikation zu verzeichnen.

Die "Sorgenkinder" bei dieser Frage stellen die Branchen
Textil/Leder/Bekleidung (+18,2 Punkte) und Metalle (+13,7 Punkte,
nach 12,7 in 2016) dar. Obwohl also bei den Produzenten von
Textil/Leder/Bekleidung Zahlungsverzögerungen mit 57,9 Prozent am
seltensten sind, ist der Anstieg im Volumen ausstehender Zahlungen
gegenüber dem Vorjahr hier besonders groß. Und auch die Dauer der
Verzögerungen relativiert die auf den ersten Blick positive
Bezahlsituation der Branche.

Finanzielle Schwierigkeiten der Kunden

Hauptgrund für Zahlungsverzögerungen sind für 46 Prozent der
Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten ihrer Kunden. Dieser Anteil
ist gegenüber dem Vorjahr (54,5 Prozent) deutlich gesunken. Dagegen
haben andere Aspekte etwas an Bedeutung gewonnen. 17,5 Prozent (2016:
14,2 Prozent) benannten Managementprobleme als Hauptgrund, gefolgt
von wirtschaftlichen Streitfällen wie beispielsweise Ungereimtheiten
im Hinblick auf die Produktqualität mit 11,5 Prozent (2016: 9,4
Prozent). Betrugsfälle machen bei 4,2 Prozent (2016: 3,8 Prozent) der
Unternehmen die Hauptursache für Zahlungsverzögerungen aus.
Exportorientierte Unternehmen berichten mit 19,1 Prozent weitaus
häufiger von Streitfällen.

Ausführlichere Infos und die komplette Studie: www.coface.de



Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Pressesprecher Erich Hieronimus
Tel. 06131 / 323-541
erich.hieronimus@coface.com
www.coface.com

Original-Content von: Coface Deutschland, übermittelt durch news aktuell


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