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Ergebnisse der Aurora Dialogues Berlin: Experten diskutieren Flucht, Integration und Entwicklung (FOTO)

Geschrieben am 08-12-2017

Berlin (ots) -

- Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
diskutierten mit renommierten Experten und humanitären
Hilfsorganisationen Lösungsansätze für die Herausforderung der
globalen Migration
- Politische Dimension globaler Migration weiterhin unterschätzt -
weltweit 700 Millionen Menschen würden abwandern, wenn sie die
Möglichkeit hätten
- Öffentliche Debatte um Migration und Integration von
Missverständnissen und einseitigen Wahrnehmungen geprägt
- Forderung nach neuem Narrativ sowie Einwanderungsgesetz

Unter dem Titel "Millions on The Move: Need for Development and
Integration" fanden die hochrangig besetzten Aurora Dialogues am 4.
und 5. Dezember erstmals in Berlin statt. Ziel der Veranstaltung war
es, Ansätze zu entwickeln, wie Deutschland und die europäische
Staatengemeinschaft Antworten auf die drängendsten Migrations- und
Flüchtlingsfragen finden und welchen Beitrag Entwicklung und
Integration hierzu leisten können.

Die Konferenz fand in der Hauptstadtrepräsentanz der Robert Bosch
Stiftung statt und wurde von der Aurora Humanitarian Initiative, der
Global Perspectives Initiative, der Robert Bosch Stiftung und mit
Unterstützung der Stiftung Mercator ausgerichtet. Berlin als
Austragungsort der Aurora Dialogues war eine bewusste Entscheidung
der Gründer angesichts der Bedeutung des Themas für Deutschland und
Europa.

Politische Dimension globaler Migration unterschätzt

Die Konferenz unterstrich das Ausmaß globaler Migration. Während
sich derzeit 65 Millionen Menschen auf der Flucht befänden, würden
weltweit 700 Millionen eine Abwanderung in Betracht ziehen, wenn sie
die Möglichkeit dazu hätten. Es gäbe zudem Personengruppen, die in
der öffentlichen Debatte zu dem Thema eine kleine bis gar keine Rolle
spielen, wie zum Beispiel Binnenvertriebene (IDPs) oder die 200
Millionen Menschen, die bis 2050 wegen klimabedingter Ereignisse von
Vertreibung betroffen sein werden.

Missverständnisse und falsche Wahrnehmungen prägen öffentliche
Debatte

"Über Migration zu sprechen bedeutet häufig, über
Missverständnisse zu sprechen", sagte Norbert Lammert,
Bundestagspräsident a.D., in seiner Rede. Die öffentliche Debatte
basiere auf falschen Wahrnehmungen. Dies wurde auch in der
Präsentation des Aurora Humanitarian Index 2017 deutlich, einer
weltweit durchgeführten Meinungsumfrage unter 6.500 Menschen aus 12
Ländern. Die Studie untersucht Einstellungen und Trends in Bezug auf
humanitäre Fragen. Gemäß den Ergebnissen glauben die meisten
Menschen, ihr Land habe mehr für Flüchtlinge getan, als es
tatsächlich der Fall war. Die Ergebnisse zeigten zudem, dass Menschen
weltweit vermehrt skeptisch gegenüber der individuellen oder
kollektiven Fähigkeit sind, etwas zu bewegen. Nur neun Prozent der
Befragten glauben, dass ihre Taten bei der Lösung der globalen
Flüchtlingskrise einen Unterschied machen könnten. Die jüngere
Generation sei jedoch positiver eingestellt, insbesondere was den
Beitrag von Migranten für die Gesellschaft angehe.

Die beschriebene Entwicklung führte vermehrt zu Forderungen nach
einem neuen gesellschaftlichen Narrativ über Migration, Flucht,
Integration und Religion. Sie sei nicht ausgewogen und würde nicht
immer ein wahrheitsgetreues Bild zeichnen. Mary Robinson, ehemalige
UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und ehemalige Staatspräsidentin
Irlands sagte: "Geschichten sind wichtig, aber leider hören wir zu
wenige über die Menschen. Das, was mit Menschen während ihrer Flucht
geschieht, ist wichtig." Oft wäre das medial gezeichnete Bild zu
einseitig und negativ geprägt. Politisches Framing würde die Debatte
mitbestimmen und den Deutungsrahmen verzerren. All dies hätte direkte
Auswirkungen auf den Erfolg von Integration, schlussfolgerten die
Teilnehmer. "Es muss uns gelingen, die Kluft zwischen dem emotional
Gefühlten und den tatsächlichen Fakten zu überbrücken", sagte Rita
Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D.

Dr. Ingrid Hamm, Gründerin der Global Perspectives Initiative:
"Wir müssen uns auf eine globalere Denkweise einstellen. Beim Thema
Migration und Flucht besteht nach wie vor ein großer Mangel an
Informationen sowie ein großer Bedarf an stärkerem Dialog zwischen
Afrika und Europa."

Forderung nach klaren Zuwanderungsregeln und gemeinsamem
europäischen Ansatz

Die Konferenzteilnehmer sprachen sich zudem für eine klare
Steuerung der Migration und der Integration als Grundvoraussetzung
für den Erfolg aus. Rita Süssmuth kommentierte: "Eine bessere
Steuerung der Migration ist der Schlüssel zur Bekämpfung von
Fremdenfeindlichkeit. Ein formelles Zuwanderungsgesetz fehlt in
Deutschland - es würde für mehr Klarheit und einen erleichterten,
abgestimmten Prozess sorgen."

Die Teilnehmer kritisierten zudem die unzureichende Zusammenarbeit
auf gesamteuropäischer Ebene bei der Bewältigung der
Flüchtlingskrise. Es fehle ein abgestimmter Prozess. Stattdessen
würde sich eine beachtliche Anzahl europäischer Länder der
Realitätsverweigerung hingeben.

Es ginge nicht um Aufnahmekapazitäten, sagte Lammert. Es fehle an
einer gemeinsamen Verpflichtung, einem gemeinsamen Bekenntnis, das
Problem zu lösen. "Wenn es ein Land gibt, in dem es ein Bewusstsein
dafür gibt, dass Migration nicht durch Mauern aufgehalten werden
kann, dann ist es Deutschland. Migration ist kein Notstand, sondern
im historischen Zusammenhang die Norm unserer Geschichte - mit
Problemen und Chancen", so Lammert.

Stärkere Zusammenarbeit von privaten Initiativen und öffentlichen
Institutionen notwendig

Bei den Dialogues wurde hervorgehoben, dass private und
öffentliche Initiativen stärker zusammenarbeiten müssten. Der
Privatsektor könne als Wachstumsbeschleuniger und Katalysator
agieren, während öffentliche Initiativen Projekte in größeren
Dimensionen umsetzen könnten. Anja Langenbucher, Direktorin des
Europa-Büros der Gates Stiftung, hob auch die Bedeutung privater
Initiativen im Entwicklungsbereich hervor: "Private Initiativen
wirken als Katalysatoren. Gleichzeitig mindern wir Risiken für
Investoren und haben klare quantitative Ziele. Das ist ein Vorteil
gegenüber öffentlichen Investitionen." John Prendergast,
amerikanischer Menschenrechtsaktivist, wies vor diesem Hintergrund
auf die mangelnde Überwachung öffentlicher Geldströme hin:
"Öffentliche Gelder werden auf ihrem Weg hin zu den Empfängerländern
nicht stark genug kontrolliert. Viele öffentliche Investitionen sind
von Geldwäsche betroffen oder gehen auf dem Weg in betroffene Länder
verloren."

Im Geist des Aurora-Preises zur Förderung von humanitärem
Engagement bieten die Aurora Dialogues Experten und engagierten
Persönlichkeiten, die nach Lösungen für die globalen
Herausforderungen unserer Zeit streben, eine Plattform. Im nunmehr
dritten Veranstaltungsjahr ermöglichen die Dialogues den
interkulturellen und interdisziplinären Austausch. Sie folgen dabei
dem Leitgedanken, dass wir aus der Vergangenheit lernen sollten, um
in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen zu treffen und die
Weichen für eine bessere Zukunft gemeinsam zu stellen.

Die Aurora Dialogues waren hochkarätig besetzt. Neben
Bundespräsident a.D. Norbert Lammert gehörten der Theologe Prof. Dr.
Wolfang Huber, die ehemalige Staatspräsidentin Irlands und
UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson, Geert
Cappelaere, UNICEF-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und
Nordafrika, Günter Nooke, Afrikabeauftragter der Bundesregierung,
Christof Bosch, Vorsitzender der Robert Bosch Stiftung, die
Nobelpreisträgerin Laymah Gbowee und viele mehr zu den Rednern und
Diskutanten.

Mehr Informationen über das Programm, die Sprecher und die
Organisatoren der diesjährigen Aurora Dialogues finden Sie hier:
https://auroraprize.com/en/aurora/dialogues/2017/dialogues_germany

Über die Aurora Humanitarian Initiative

Die Aurora Humanitarian Initiative wurde im Namen der Überlebenden
des Völkermordes an den Armeniern und als Zeichen der Dankbarkeit
gegenüber ihren Rettern gegründet. Die Initiative möchte die Helfer
und Retter von heute in die Lage versetzen, jenen Menschen, die
dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, Leben und Hoffnung zu
schenken und damit den Kreislauf des Gebens fortzusetzen. Die Aurora
Humanitarian Initiative ist gelebte Dankbarkeit in Aktion. In
Gedenken an den Völkermord an den Armeniern (1915 bis 1923) ist die
Initiative bewusst auf eine Dauer von acht Jahren von 2015 bis 2023
angelegt. In diesem Zeitraum unterstützt Aurora Projekte und
Menschen, die unter großer Gefahr dort menschliches Leid lindern, wo
die Not am größten ist und Hilfe dringend benötigt wird: den
Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit, die Aurora Dialogues,
der Aurora Humanitarian Index, die Gratitude Projects und die 100
LIVES Initiative. Die Aurora Humanitarian Initiative wurde von den
Philanthropen Vartan Gregorian, Noubar Afeyan und Ruben Vardanyan ins
Leben gerufen. Weitere Informationen finden Sie auf
www.auroraprize.com

Weitere Informationen zum Aurora Humanitarian Index finden Sie
unter: http://ots.de/Rnm7r

Über die Robert Bosch Stiftung

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen,
unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. In ihrer gemeinnützigen
Arbeit greift sie gesellschaftliche Themen frühzeitig auf und
erarbeitet exemplarische Lösungen. Dazu entwickelt sie eigene
Projekte und führt sie durch. Außerdem fördert sie Initiativen
Dritter, die zu ihren Zielen passen. Die Robert Bosch Stiftung ist
auf den Gebieten Gesundheit, Wissenschaft, Gesellschaft, Bildung und
Völkerverständigung tätig. In den kommenden Jahren wird sie darüber
hinaus ihre Aktivitäten verstärkt auf drei Schwerpunkte ausrichten:
Migration, Integration und Teilhabe; Gesellschaftlicher Zusammenhalt
in Deutschland und Europa sowie Zukunftsfähige Lebensräume. Seit
ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch Stiftung mehr als 1,4
Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit ausgegeben. Weitere
Informationen finden Sie auf www.bosch-stiftung.de

Über die Global Perspectives Initiative (GPI)

Die Global Perspectives Initiative ist eine gemeinnützige
Organisation, die 2016 in Berlin gegründet wurde. Die Initiative hat
sich zum Ziel gesetzt, den Diskurs über eine nachhaltige, ausgewogene
und gerechte globale Entwicklung zu fördern und damit auch den
Beitrag Deutschlands zur Erfüllung der 2015 von den Vereinten
Nationen verabschiedeten Ziele nachhaltiger Entwicklung zu
unterstützen. Dafür führt sie in unterschiedlichen
Diskussionsformaten regelmäßig Meinungsführer aus Politik,
Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft zusammen, um zentrale Themen
der globalen Entwicklung zu erörtern und zum Handeln zu motivieren.
Weitere Informationen finden Sie auf www.gp-initiative.org

Über die Stiftung Mercator

Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige Stiftung. Sie
strebt mit ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch
Weltoffenheit, Solidarität und Chancengleichheit auszeichnet. Dabei
konzentriert sie sich darauf, Europa zu stärken, den Bildungserfolg
benachteiligter Kinder und Jugendlicher insbesondere mit
Migrationshintergrund zu erhöhen, Qualität und Wirkung kultureller
Bildung zu verbessern, Klimaschutz voranzutreiben und Wissenschaft zu
fördern. Die Stiftung Mercator steht für die Verbindung von
wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung. Als
eine führende Stiftung in Deutschland ist sie national wie
international tätig. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie
und dem Sitz der Stiftung, fühlt sie sich besonders verpflichtet. Für
die Jahre 2017 und 2018 hat die Stiftung "Europäische
Migrationspolitik" als Schwerpunktthema benannt. Weitere
Informationen finden Sie auf www.stiftung-mercator.de



Für Medienanfragen in Deutschland:
E-Mail: aurora@cnc-communications.com
Tel: +49 30 4081 7660

Für alle weiteren Medienanfragen kontaktieren Sie bitte:
E-Mail: info@auroraprize.com oder AuroraMediaEnquiries@Edelman.com
Tel: +44 203 047 2315 oder +374 60 700 800

Original-Content von: Aurora Humanitarian Initiative, übermittelt durch news aktuell


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