Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Koalitionspoker
Geschrieben am 12-12-2017 |
Bielefeld (ots) - Es passt perfekt zum politischen Gewürge dieser
Tage, dass die SPD plötzlich wortreich das Modell der
»Kooperationskoalition« bewirbt. Und noch besser passt, dass diese
»Kooperationskoalition« kurz auch KoKo genannt wird. Warum? Weil
damit nämlich genauso treffend »Kolossaler Kokolores« gemeint sein
könnte. Wahrscheinlich hofft irgendwer im Willy-Brandt-Haus darauf,
dass das Versprechen »ergebnisoffener Sondierungen« mit der Zahl der
diskutierten Optionen irgendwie an Glaubwürdigkeit gewinnt - seien
diese Optionen für sich genommen auch noch so absurd. Oder in
SPD-Sprache übersetzt: Je besser der Selbstbetrug funktioniert, umso
leichter kann man sich am Ende einreden, dass es die
»staatspolitische Verantwortung« ist, die einen »zwingt«, das zu tun,
was man doch in keinem Fall tun wollte und immer noch nicht so recht
zu tun bereit ist. Der Volksmund kennt's knapper, wenn es heißt:
Wer's glaubt, wird selig. Ob der Erfinder der KoKo-Idee, der
Parteilinke Matthias Miersch, seinen Sozialdemokraten damit wirklich
nutzen oder eher schaden will, ist nicht ausgemacht. Dass die
»Kooperationskoalition« eine Schnapsidee ist, hingegen schon. Sie
passt weder zur politischen Realität unseres Landes noch zur Rolle
Deutschlands in der Welt. Zugleich zeigt sie die Zerrissenheit und
Planlosigkeit der SPD. Fast zwölf Wochen liegt die Bundestagswahl nun
schon zurück, das Drama der Regierungsbildung aber dürfte seinen
Tiefpunkt noch längst nicht erreicht haben. Die SPD weiß nicht, was
sie will. Ihr Vorsitzender Martin Schulz allerdings weiß nur zu
genau, dass er sich trotz seiner Wiederwahl auf dünnem Eis bewegt.
Was Wunder also, wenn da eine Idee verfängt, mit der man Regierung
und Opposition zugleich sein könnte. Stellt sich bloß die Frage: Ist
das noch Politik oder schon Comedy? Was gleichfalls für die CDU/CSU
gilt. Eine Union, die sicher nur weiß, dass sie weiter den Kanzler -
oder genauer: die Kanzlerin - stellen will. Und sonst allenfalls, was
sie ganz sicher nicht will (von der Bürgerversicherung bis zu den
Vereinigten Staaten von Europa). Da ist kein Plan, nirgends!
Deutschland verharrt im Hier und Jetzt - in einer trügerischen Ruhe
zwischen glänzenden wirtschaftlichen Rahmendaten und dem Wunsch, dass
das Meiste doch so bleiben könnte, wie es gerade ist. Warum auch
nicht? Um die Zukunft können wir uns ja auch morgen noch kümmern...
Und so stolpert das Land in Millimeterschritten einer neuen »Großen«
Koalition entgegen. Doch bis das Unvermeidliche geschieht, wird noch
viel Zeit vergehen! Dabei hofft die SPD auf die Vergesslichkeit ihrer
Mitglieder, was sich noch als Trugschluss herausstellen könnte. Und
die CDU/CSU hofft darauf, dass ihr noch einfallen könnte, auf was sie
hoffen sollte. Im Prinzip aber ist auch die Union da ganz
»ergebnisoffen«.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
618417
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Sicherheitspartnerschaft in NRW Bielefeld (ots) - Bedarf es nun also schon einer schriftlich
fixierten Zusammenarbeit von Polizei und Taxi- und Logistikverbänden,
um Einbrecher und andere Kriminelle in NRW dingfest zu machen? Nein,
der bedarf es nicht. Was NRW braucht, ist eine gut ausgebildete und
gut ausgerüstete Polizei mit ausreichend Personal. Keine
Sicherheitspartnerschaft. Denn in der Sache ändert sie nichts. Das,
was NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gestern verkündete, sagt
nichts anderes als: Passt auf! Tut also das, was verantwortungsvolle
Bürger mehr...
- Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Diätenerhöhung Bielefeld (ots) - Es ist allzu billig, bei jeder anstehenden
Diätenerhöhung auf die angeblich doch so raffgierigen Abgeordneten
zu schimpfen. Wer unabhängige Politiker haben will, der muss sie
angemessen ausstatten. Zugegeben: 9500 Euro pro Monat sind eine Menge
Geld. Und für jedes Jahr im Bundestag kommen 2,5 Prozent als
Anwartschaft fürs Altersgeld hinzu. Verglichen mit Bezügen, die
Führungskräfte in der Wirtschaft erhalten, nehmen sich die Diäten
aber immer noch bescheiden aus. Ganz zu schweigen von den 18.820 Euro
pro Monat, mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Netzwerk regierungsnaher türkischer Kreise und Schlägertrupps in Deutschland Stuttgart (ots) - Man muss sich das in allen Details
verdeutlichen: Aus dem Machtzentrum der Türkei heraus wird unter
Beteiligung von Schlägertrupps sowie nach deutschem Vereinsrecht
organisierten gesellschaftlichen Gruppen und offenbar auch des
türkischen Geheimdienstes MIT gezielt auf die Destabilisierung
Deutschlands und auf die Verschlechterung seiner inneren Sicherheit
hingearbeitet. Was zu der Frage führt: Was macht die Bundesregierung
angesichts all dieser Hinweise, die auf die solide Arbeit von
Sicherheitsbehörden in mehreren mehr...
- Stuttgarter Zeitung: zu Macrons Klimatreffen Stuttgart (ots) - Der Klimagipfel, den Emmanuel Macron auf einer
Seine-Insel vor den Toren von Paris ausgerichtet hat, schien eines
dieser Spektakel zu werden, die dem Präsidenten zur Ehre gereichende
Bilder liefern, in der Sache aber wenig Ertrag abwerfen. Doch die
Befürchtungen haben sich als unbegründet erwiesen. Die Finanzbranche
hat mit substanziellen Zusagen überrascht. Nicht weil Banker und
Fondsverwalter über Nacht zu Klimarettern mutiert wären, sondern -
und das ist die zweite gute Nachricht - weil sich die Einsicht
durchsetzt, mehr...
- Rheinische Post: Deutsche Raumfahrtindustrie begrüßt Trumps Mond-und-Mars-Vorhaben Düsseldorf (ots) - Der Bundesverband der Deutschen Luft- und
Raumfahrtindustrie (BDLI) hat Pläne von US-Präsident Donald Trump zur
Wiederbelebung von Mondmissionen begrüßt. "45 Jahre, nachdem der
Mensch zuletzt seinen Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt hat, drängt
sich eine neue astronautische Mission zum Mond geradezu auf", sagte
der für Raumfahrt zuständige BDLI-Vizepräsident Marco Fuchs der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe).
Deutschland stelle mit dem europäischen Servicemodul ESM bereits
Infrastruktur mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|