Wandel der Mobilität hat deutliche Folgen für die Automobilzulieferer
Geschrieben am 13-12-2017 |
München/Frankfurt (ots) - Auf dem zweiten Diesel-Gipfel in Berlin
wurde die weitere Förderung der Elektromobilität in Deutschland
beschlossen - für abgasgeplagte Städte eine gute Nachricht. Für die
Automobilindustrie und vor allem die Automobilzulieferer steigt
dagegen der Druck, das eigene Geschäftsmodell zu verändern. Denn
nicht nur die E-Mobilität, auch die Megatrends Shared Mobility,
autonomes Fahren und Digitalisierung zeigen immer stärker ihre
disruptive Wirkung. Zu diesem Schluss kommt die neue "Global
Automotive Supplier Study 2018", für die Roland Berger und Lazard
weltweit rund 650 Zulieferer analysiert haben.
"Zulieferer müssen sich mit Hochdruck mit dem Wandel befassen, der
auf sie zukommt", warnt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. "Im
Moment läuft ihr Geschäft noch gut und diese positive Entwicklung
sollten sie jetzt nutzen, um sich auf die Zukunft vorzubereiten." So
konnten die Automobilzulieferer in diesem Jahr ihren Umsatz gegenüber
2016 nochmals um 3 Prozent steigern; ihre durchschnittliche
EBIT-Marge verharrte mit rund 7,3 Prozent auf dem Vorjahresniveau.
Allerdings zeigt der globale Automobilmarkt in einigen Regionen
bereits erste Bremsspuren. So dürfte die Zahl der in Nordamerika
produzierten Pkw und leichten Nutzfahrzeuge 2017 um 3 Prozent sinken
- auf 17,4 Millionen Fahrzeuge.
"Die derzeit noch positive Marktlage spiegelt sich in
Unternehmensbewertungen wieder, die in der Zulieferbranche aktuell
immer noch über dem historischen Durchschnitt liegen", sagt Christof
Söndermann, Direktor bei Lazard. "Allerdings sorgt der sich durch die
Megatrends abzeichnende Wandel bereits für erhebliche Unsicherheit in
nahezu allen Bereichen der Zuliefererindustrie."
Wichtige Trends verändern die Mobilität der Zukunft
In der Automobilindustrie entfalten mehrere wichtige Trends
zeitgleich ihre Wirkung: So hat die Bundesregierung beim zweiten
Diesel-Gipfel Maßnahmen festgelegt, um die E-Mobilität in Deutschland
stärker voranzutreiben. Ähnliche Initiativen gibt es auch in anderen
Ländern. Die Experten von Roland Berger und Lazard gehen daher davon
aus, dass der prozentuale Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen in
Europa bis 2025 etwa ein Drittel betragen wird. In China könnten es
sogar bis zu 47 Prozent werden.
Gleichzeitig beschleunigt sich auch die Entwicklung beim autonomen
Fahren: Die wirtschaftlichen, technologischen und gesetzlichen
Voraussetzungen dafür sind mittlerweile in vielen Ländern vorhanden.
Die Experten gehen davon aus, dass Fahrzeuge in den oberen
Autonomiestufen in 15-20 Jahren einen substanziellen Marktanteil
erreichen werden - möglicherweise bis 25 Prozent weltweit. "Dazu
kommt der Trend in Richtung Digitalisierung und Konnektivität der
Fahrzeuge", sagt Felix Mogge. "Das wird zu einem Wandel der
Zuliefererindustrie von der Hardware in Richtung
Software-Entwicklungen führen."
Und schließlich muss sich die Automobilindustrie mit neuen
Mobilitätsmodellen wie z.B. Car Sharing auseinandersetzen.
Erwartungen zufolge dürfte der PKW-Absatz in diesem Bereich in Europa
bis 2025 einen Marktanteil von 10 bis 15 Prozent erreichen. Damit
werden die traditionellen Konzepte von Fahrzeugbesitz,
Individualverkehr und Warenlogistik zunehmend in Frage gestellt. Die
Zahl verkaufter Neufahrzeuge könnte dadurch langfristig sinken.
Automobilzulieferer am Wendepunkt
Für die Automobilzulieferer bedeuten diese Trends langsameres
Wachstum, schnelleren technologischen Fortschritt, Software als
Differenzierungsfaktor und steigenden Druck auf Anbieter
standardisierter Komponenten. "Der Wandel zwingt die Zulieferer,
gleichzeitig in alte und neue Technologien zu investieren", sagt
Mogge. "Das ist für die meisten Zulieferer ein erheblicher
finanzieller Kraftakt mit offenem Ausgang. Denn zeitgleich sinken die
Margen vieler Produkte. Andererseits bietet etwa die voranschreitende
Digitalisierung auch neue Geschäftschancen."
Automobilzulieferer, die profitable Geschäftsmodelle für ihr
Unternehmen etablieren wollen, sollten daher analysieren, wie sich
die automobilen Megatrends auf ihr Geschäft auswirken und mit welchem
Mix aus neuen und bestehenden Produkten sie künftig weiter wachsen
können. Dabei müssen Firmen auch erwägen, ob sie aus bestimmten
Marktsegmenten komplett aussteigen oder eine aktive
Konsolidierungsrolle einnehmen. Solche grundsätzliche Überlegungen
erklären auch die lebhaften M&A-Aktivitäten in der Branche.
Innovationspartnerschaften werden immer wichtiger. Doch die Zeit
drängt. Viele Kooperationen wurden bereits geschlossen.
"Zusätzlicher Druck auf die Zulieferer kommt von den OEMs. Auch
ihr Geschäftsmodell ist von den Megatrends bedroht", beobachtet
Michael Schmidt, Direktor bei Lazard. "Daher konkurrieren in den
neuen Wachstumssegmenten Shared Mobility, autonomes Fahren,
Digitalisierung und Elektrifizierung beide um dieselben potenziellen
Partner und Akquisitionsziele. Ebenso ist die Verteilung der
Wertschöpfungskette und die Tiefe der vertikalen Integration, etwa
beim Elektromotor oder der Fahrerassistenz-Software, noch lange nicht
abschließend geklärt."
Die Studie können Sie herunterladen unter
www.rolandberger.de/pressemitteilungen
Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit
führenden Unternehmensberatungen mit deutscher Herkunft und
europäischen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 34 Ländern ist
das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten erfolgreich aktiv.
Die 50 Büros von Roland Berger befinden sich an zentralen
Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen ist eine
unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 220
Partnern.
Lazard ist eine der weltweit führenden Financial Advisory und
Asset Management Firmen und an 43 Standorten in 27 Ländern in
Nordamerika, Europa, Asien, Australien sowie Zentral- und Südamerika
tätig. Die Geschichte von Lazard reicht bis 1848 zurück. Heute bietet
Lazard Beratung in den Bereichen M&A, Strategie, Restrukturierung und
Kapitalstruktur, Kapitalerhöhung und Corporate Finance sowie Asset
Management-Dienstleistungen für Unternehmen, Partnerschaften,
Institutionen, Regierungen und Privatpersonen. Mehr Informationen zu
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