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Noch immer schlechte Karten für Fische: Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren Versagen der EU-Fischereiminister, Überfischung zu beenden

Geschrieben am 13-12-2017

Berlin (ots) - EU-Fischereirat beschließt Fangquoten für 2018 in
Atlantik und Nordsee - Fast die Hälfte der Fischbestände werden immer
noch überfischt - Wissenschaftliche Empfehlungen werden ignoriert -
Europäischer Aal und Seebarsch zahlen hohen Preis

Obwohl sich alle EU-Mitgliedsstaaten 2014 rechtlich dazu
verpflichtet haben, die Überfischung in den europäischen Gewässern
bis 2015 oder schrittweise bis spätestens 2020 zu beenden, haben die
EU-Fischereiminister heute zugestimmt, sich über rechtliche,
wissenschaftliche und moralische Vorgaben hinwegzusetzen und die
Überfischung vieler Fischbestände in der Nordsee und im Atlantik
fortzusetzen.

Die EU-Fischereiminister verhandelten vom 11. bis zum 13. Dezember
die Fangquoten im Jahr 2018 für mehr als 120 Fischbestände in der
Nordsee und im Atlantik. In ersten Erklärungen des Rates heißt es,
die zulässigen Gesamtfangmengen lägen inzwischen für 53 Fischbestände
im Einklang mit wissenschaftlichen Gutachten für nachhaltige
Fangquoten gegenüber 44 im Jahr 2017. Die Deutsche Umwelthilfe und
Our Fish kritisieren, dass weiterhin für zu wenige Bestände der
größtmögliche Dauerertrag als Nachhaltigkeitsmaßstab respektiert
wird.

"Es scheint zwar kleine Fortschritte bei der Eindämmung der
Überfischung gegeben zu haben, die EU-Fischereiminister zeigten sich
aber nicht besonders ehrgeizig, das Ziel einer nachhaltigen
Bewirtschaftung aller EU-Fischbestände sicher zu stellen", sagte
Rebecca Hubbard, Direktorin des Our Fish-Programms. "Die nächtlichen
Marathonverhandlungen der EU-Fischereiminister zeugen immer noch von
einer gefährlichen Tradition. Sie verstoßen gegen das EU-Recht
anstatt die Überfischung aller Fischbestände zu beenden."

"Die Frist, Überfischung in den europäischen Gewässern zu beenden,
endet in zwei Jahren. Die Fischereiminister müssen politischen Mut
beweisen, um die Zukunft der europäischen Fischbestände im Interesse
ihrer Bürger zu gewährleisten und nicht nur die Interessen einiger
weniger großer Industrieunternehmen zu schützen", fuhr Hubbard fort.

"Eines der größten Probleme, mit denen wir in den europäischen
Meeren konfrontiert sind, ist, dass trotz einer bestehenden
Anlandeverpflichtung die Rückwürfe nicht ausreichend kontrolliert
werden. So können Rückwürfe weiterhin stattfinden, trotzdem werden
gleichzeitig die zulässigen Gesamtfangmengen wegen der
verpflichtenden Anlandungen erhöht. Dadurch ist der Erhalt der
Bestandsgrößen stark gefährdet", sagte Sascha Müller-Kraenner,
DUH-Bundesgeschäftsführer. "Vier Jahre nach der Fischereireform
hätten wir von Landwirtschaftsminister Schmidt verstärkte Bemühungen
erwartet, das Problem der Überfischung so anzugehen, wie es das
Gesetz vorsieht. Völlig unzureichend sind zum Beispiel die nun
vereinbarten dreimonatigen jährlichen Schließungen der kommerziellen
Fischerei für über zwölf Zentimeter große Exemplare des vom
Aussterben bedrohten europäischen Aals gegenüber dem ursprünglichen
Kommissionsvorschlag, ein Fangverbot einzuführen."

Im Einzelnen:

Europäischer Aal

Inzwischen existieren weniger als fünf Prozent der ursprünglichen
Bestandsgröße des europäischen Aals. Die Fischereiminister fördern
mit den neuen Fangquoten das Aussterben des Aals. Wissenschaftler
empfehlen seit Jahrzehnten einen Fangstopp, die Europäische
Kommission forderte ein Verbot der Fischerei auf erwachsene Aale.

Keltische See

Auch nach dem Ratstreffen bleibt die Keltische See eine Region,
die besonders stark von Überfischung betroffen ist. Der Rat setzte
die Fangmengen für Wittling, Kabeljau und Schellfisch deutlich
oberhalb des Vorschlags der EU-Kommission fest, einschließlich einer
außerordentlichen Erhöhung von 23 Prozent für Schellfisch.

Europäischer Barsch

Trotz der Tatsache, dass die Fischereiminister eine gewisse
Verantwortung für die Begrenzung des Beifangs des europäischen
Barsches bei industriellen Trawlern übernommen haben, wurde der große
Schritt zur Sicherung der Zukunft des Seebarschs verpasst. Die
Wissenschaftler raten seit zwei Jahren, die Fischerei auf Barsch in
Europa auf Null zu setzen, da der Bestand seit 2010 stark
zurückgegangen und die Zukunft des Barsches stark gefährdet ist.

Über Our Fish

Our Fish will sicherstellen, dass die EU-Mitgliedstaaten die
Gemeinsame Fischereipolitik umsetzen und für nachhaltige
Fischbestände in den europäischen Gewässern sorgen.

Our Fish arbeitet mit Organisationen und Personen in ganz Europa
zusammen, um eine starke und beharrliche Kernbotschaft zu verbreiten:
Die Überfischung muss beendet und die nachhaltige Befischung der
europäischen Meere gewährleistet werden. Our Fish fordert die
ordnungsgemäße Durchführung der Gemeinsamen Fischereipolitik und die
effektive Kontrolle der europäischen Fischereien.

Our Fish ruft alle EU-Mitgliedstaaten dazu auf, nachhaltige
Fanggrenzen auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen
festzulegen und durch Überwachung und Dokumentation aller Fänge
sicherzustellen, dass ihre Fangflotten den Nachweis einer
nachhaltigen Fischerei erbringen.

Links:

Pressekonferenz des Fischereirates: http://ots.de/43TZI

Our Fish: http://our.fish/de/



Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Rebecca Hubbard, Programmdirektorin Our Fish
+34 657669425, rebecca@our.fish

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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