Schwäbische Zeitung: Eine Chance für neue Maßstäbe - Kommentar zum Numerus Clausus
Geschrieben am 19-12-2017 |
Ravensburg (ots) - Der Numerus Clausus ist ein bequemes
Auswahlinstrument: Die besten Abiturienten bekommen einen der
begehrten Studienplätze für Medizin. Ob einige ihrer Mitschüler mit
einem Abiturdurchschnitt jenseits der 1,x geeigneter für den
Arztberuf gewesen wären, zählt dabei kaum.
Das wird sich auch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
nicht ändern, 20 Prozent werden immer noch nach den Bestnoten
ausgewählt. Die echte Reform bleibt also aus. Künftig sollen - so
will es das Urteil - die Universitäten aber zumindest die eigene
Vergabe der Plätze neu regeln. Darin liegt eine Chance für neue
Maßstäbe in der Bewertung von Bewerbern. Denn die bisherigen
Auswahlverfahren berücksichtigen nicht die sozialen Kompetenzen, die
über sehr gute Noten in Französisch und Geschichte hinausgehen. Die
für einen Arzt wichtiger sind als 15 Punkte in einer Abiprüfung.
Bei vielen Studiengängen wird schon seit Langem die Eignung der
Bewerber überprüft. Sportwissenschaftler müssen den Felgaufschwung
beherrschen, Musiker vom Blatt spielen können. Medizinanwärter
hingegen müssen bislang, neben den passenden Zensuren, lediglich ihr
naturwissenschaftliches Verständnis im Medizinertest nachweisen. Das
ist für diesen sensiblen Bereich zu wenig.
Spannend wird die Frage, nach welchen Kriterien die Universitäten
künftig ihre Bewerber auswählen werden. Natürlich ist deren
Motivation wichtig, aber auch ihre menschliche Eignung. Schließlich
geht es in der Praxis nicht nur um richtige Diagnosen und
Behandlungen, sondern auch um den verständnisvollen Umgang mit
Patienten. In diesem Vertrauensverhältnis wünschen sich viele Kranke
sehr viel mehr Fingerspitzengefühl.
Trotz der neu gewonnenen Freiheit beim Zugang zum Medizinstudium
müssen Patienten Qualitätseinbußen bei der Behandlung also nicht
fürchten. Es geht nicht darum, jenen das Studium zu ermöglichen, die
unbedingt Arzt werden möchten, dem Alltag in den Praxen und Kliniken
aber nicht gewachsen sind. Es geht darum, das bestmögliche
medizinische Personal zu finden.
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Schwäbische Zeitung
Redaktion
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