Heilbronner Stimme: In TV-Filmen soll weniger geraucht werden - Bald Anti-Raucher-Spots im Fernsehen
Geschrieben am 31-12-2017 |
Heilbronn (ots) - Nach Forderungen der Deutschen Krebshilfe,
Filme, in denen geraucht werde nur noch im Spätprogramm
auszustrahlen, kritisiert der Deutsche Kinderschutzbund, dass mit
Szenen, in denen geraucht werde, die millionenschweren Bemühungen der
EU durchkreuzt würden, vor den Gefahren des Rauchens zu warnen:
"Besonders bedenklich wäre eine Zunahme von Rauchszenen im Fernsehen
auch unter dem Aspekt, dass dadurch die abschreckende Wirkung von
Schockbildern auf Zigarettenschachteln konterkariert wird", sagte
Franziska Fischer vom Deutschen Kinderschutzbund gegenüber der
Heilbronner Stimme (Samstag). Der Kinderschutzbund appelliere an die
Verantwortlichen in Wirtschaft und Medien, "sich ihrer Verantwortung
bewusst zu sein". Fischer: "Je selbstverständlicher das Rauchen im
Alltag integriert wird, desto mehr verinnerlichen Kinder und
Jugendliche dieses Bild der Wirklichkeit. Und desto stärker geraten
sie natürlich in Gefahr, selbst zur Zigarette zu greifen."
Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates, Marlehn Thieme, erklärte
gegenüber der Zeitung: "Dem Fernsehrat ist es seit jeher ein
Anliegen, dass das Konsumieren von Suchtmitteln in den ZDF-Programmen
niemals vorbildlich wirken oder zur Nachahmung anregen darf. So
formulieren es auch unmissverständlich die vom Fernsehrat
beschlossenen ZDF-Richtlinien." Darin heiße es: "Die Wirkung der
Sendungen und Telemedienangebote auf Jugendliche ist zu
berücksichtigen." Auf ihre Nachfrage hin sei ihr bestätigt worden,
"dass das ZDF in einigen Serien bewusst vollständig auf rauchende
Charaktere verzichte", fuhr Thieme fort. Das ZDF sei für die
Krimiserien "Wilsberg", "SOKO Leipzig" und "Rosenheim-Cops" bereits
mit dem "Rauchfrei-Siegel" der Deutschen Krebshilfe und des
Aktionsbündnisses "Nichtrauchen" ausgezeichnet worden.
Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters,
verweist auf die geltenden Jugendschutzbestimmungen und die
Rechtsaufsicht durch die Länder. Ihr Sprecher, Hagen Philipp Wolf,
sagte der Heilbronner Stimme: Die Rechtsaufsicht über den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk obliege den Ländern. "Die
Verantwortung für das Programm tragen die jeweiligen Intendanten und
die Gremien. Bei der Gestaltung der Programme und der Wahl der
Sendezeiten haben sie auch die geltenden jugendschutzgesetzlichen
Regelungen zu berücksichtigen." Demnach gelte: "Im Fernsehen, in
Zeitungen und Zeitschriften sowie im Hörfunk und im Internet ist
Tabakwerbung generell verboten."
Grütters teile aber die Sorge, "dass Rauchen in Film und Fernsehen
einen Einfluss auf das Rauchverhalten von Zuschauerinnen und
Zuschauer haben kann", fuhr ihr Sprecher fort. "Die Bundesregierung
wirkt daher im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf hin, dass eine
Verminderung des Rauchens in Film und Fernsehen durch Einsicht der
Medienbranche selbst erreicht wird. Die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung führte bereits entsprechende Gespräche mit Vertretern
der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender." Die Sender
hätten Bereitschaft signalisiert, dem Nichtrauchen in ihrer
Programmverantwortung eine große Bedeutung zukommen zu lassen. Ziel
weiterer Gespräche sei u. a. "die Möglichkeit zur Ausstrahlung von
Spots zum Nichtrauchen", sagte Wolf.
Der Vorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, will
Filme mit Rauchszenen ins Nachtprogramm der Fernsehsender verbannen.
Das würde dann etwa für die teure ARD/Sky-Coproduktion "Babylon
Berlin" gelten, in der auffallend viel geraucht wird. Nettekoven
hatte der Heilbronner Stimme gesagt: "In der Tat drängt sich der
Eindruck auf, dass das Rauchen in deutschen Filmen wieder zugenommen
hat."
Ein Sprecher der ARD-Programmdirektion sagte dazu: "Grundsätzlich
gilt als Richtlinie: Tabakkonsum wird in der Regel nur gezeigt, wenn
er dramaturgisch begründet ist. Die für ihre realistischen
Milieuschilderungen bekannten ARD-Fernsehfilme können daher Szenen
enthalten, in denen geraucht wird. Diese sind jedoch so gestaltet,
dass sie Kinder und Jugendliche nicht zur Nachahmung anregen." Darauf
achteten vor allem die in den Häusern für die Filme verantwortlichen
Redakteure. Die entsprechenden Szenen in "Babylon Berlin" seien
vertret- und zumutbar, ein Nachahmungseffekt sei auszuschließen. Eine
Ausstrahlung nach 22 Uhr sei "keine Option".
Pressekontakt:
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Chefredaktion
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politik@stimme.de
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