Schwäbische Zeitung: Alte Versprechen jetzt einlösen - Leitartikel zu Deutsche Bahn
Geschrieben am 08-01-2018 |
Ravensburg (ots) - Die Bahn ist immer für Überraschungen gut. Dass
der Tiefbahnhof Stuttgart 21 teurer und viel zu spät fertig wird:
bekannt. Dass die Schnellfahrstrecke von Ulm in die Landeshauptstadt
rechtzeitig fertig wird, dafür aber jahrelang vor Stuttgart im Nichts
enden könnte: ein alter Hut. Jetzt aber wird's neu und bunt: Der
Konzern baut ein Verkehrsdrehkreuz am Flughafen auf den Fildern und
bindet es nur widerwillig an die wirtschaftsstarke Region
Ulm/Oberschwaben an. Drei IC am Tag in jede Richtung plus ein paar
Regionalzüge sollen ausreichen, meinen die Fahrplanmacher heute, die
im Stresstest 2011 versprochen hatten, einen IC-Zweistundentakt auf
die Schiene bringen zu können.
Dabei vergessen die Bahnbosse, dass gerade in Oberschwaben die
Zustimmung bei der Volksabstimmung für das Bahnprojekt Stuttgart 21
so groß war, weil laut Versprechen komfortable Züge schneller und
öfter fahren sollen. Zwischen Ulm und dem Bodensee wurde massiv mit
den Vorteilen geworben, den Flughafen besser erreichen zu können.
Jahrzehntelang von der Verkehrspolitik abgehängt, sollte das
Gesamtprojekt die Wende zum Besseren für Oberschwaben und das Allgäu
bringen.
Das Geschwätz des Jahres 2011 aber interessiert im Berliner
Bahn-tower niemanden mehr, dort plant man ausschließlich im eigenen
Interesse. Und man fragt sich: Warum soll der Konzern kleinere
Flughäfen ansteuern? Warum soll die Bahn die Konkurrenz bedienen und
sich selbst schwächen? Der eigene Fernverkehrszug bedient doch die
gleiche renditestarke Strecke, auf der das Flugzeug des Mitbewerbers
fliegt! Die Passagiere sollen, so die Bahn, besser den Zug nutzen als
den Jet.
Bis der Filderbahnhof angefahren werden kann, werden noch Jahre
vergehen. Zeit genug, um Fahrpläne abzustimmen und Versprechen
einzufordern. Das Vertrauen in die Politik schwindet noch mehr, wenn
alle Vorteile, die Stuttgart 21 bringen soll, zerbröseln. Die
Landespolitiker sind gut beraten, einem Konzern, der dem Bund gehört
und der Allgemeinheit verpflichtet ist, wenigstens die
Fahrplan-Trickserei auszutreiben.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
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