Ausblick 2018: Unsicherheiten für deutsche Exporteure in Italien und der Türkei
Geschrieben am 18-01-2018 |
Köln (ots) - Atradius sieht die Tschechische Republik, Indien und
Vietnam als die aussichtsreichsten Schwellenmärkte für deutsche
Exporteure in diesem Jahr. Das geht aus der aktuellen Studie
"Promising emerging markets for 2018" des internationalen
Kreditversicherers hervor. Die drei Länder sind die größten deutschen
Außenhandelspartner unter den neun identifizierten Chancenmärkten.
Ihnen allen prognostiziert Atradius für 2018 ein
Bruttoinlandsproduktwachstum im mittleren einstelligen
Prozentbereich. Gleichzeitig schätzt der Kreditversicherer diese
Volkswirtschaften derzeit als relativ robust gegenüber externen
Risiken ein. Mit großen Unsicherheiten und Gefahren für
Zahlungsausfälle und -verzögerungen rechnen die Atradius-Analysten
hingegen in Italien und der Türkei.
"Der Ausblick für die Schwellenländer ist in diesem Jahr zwar
etwas optimistischer als im vergangenen, insgesamt bleiben jedoch
erhebliche Risiken für ihre Konjunkturen bestehen, etwa durch eine
rasche Verschärfung der US-Zinspolitik oder die schnelle Abkühlung
der chinesischen Wirtschaft", sagt Dr. Thomas Langen, Senior Regional
Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa von Atradius. "Vor diesem
Hintergrund bieten 2018 diejenigen Länder die vielversprechendsten
Exportchancen, deren Wirtschaftswachstum von der Binnennachfrage
getragen wird und die externe Unsicherheiten leichter kompensieren
können."
Die Gemeinsamkeiten der Chancenmärkte 2018
Die Chancenmärkte der Atradius-Studie weisen mehrere
Gemeinsamkeiten auf. Ihr BIP-Wachstum stützt sich zu einem großen
Teil auf den Privatkonsum und verstärkten Investitionstätigkeiten vor
Ort. Gleichzeitig verfügen sie über ausreichend Finanzreserven und
einen flexiblen Wechselkurs, was ihre Anfälligkeit für Volatilitäten
auf dem Weltmarkt verringert. Die Märkte haben eine junge, wachsende
Bevölkerung mit einer sich weiterentwickelnden Mittelschicht, die
konsumstark ist. Dies fördert Investitionen sowie Importe. Weiterhin
profitieren sie - und das gilt insbesondere für asiatische Länder wie
Indien oder Vietnam - von einer zunehmend wirtschaftsfördernden
Politik. In Tschechien werden seit der Etablierung einer
populistischen Regierung demgegenüber Protektionismus-Forderungen
erhoben, jedoch haben die bislang getroffenen Maßnahmen das Wachstum
noch nicht wesentlich beeinträchtigt.
Chemie aus der Tschechischen Republik, Infrastrukturinvestitionen
in Indien und Vietnam
In Tschechien profitiert die Automobilindustrie von der soliden
wirtschaftlichen Entwicklung der Europäischen Union. Auch die
chemische Industrie des Landes befindet sich weiter im Aufschwung,
unter anderem werden petrochemische Produkte, Kautschuke und
Kunststoffe stärker nachgefragt. Indiens Konjunktur wird weiterhin
vom großen Infrastrukturprogramm der Modi-Regierung gefördert. Das
nationale Straßennetz soll weiter in hohem Tempo ausgebaut und
modernisiert werden, parallel wird der Bau von Brücken,
Eisenbahnwegen und Flughäfen forciert. Die Energiekapazitäten werden
ausgeweitet. Um die hochgesteckten Ziele zu erreichen, wirbt das Land
nicht nur um ausländisches Know-how in Sektoren wie der Bauwirtschaft
oder dem Maschinenbau, sondern zeigt sich auch offen für ausländische
Investoren in den Bereichen Energieversorgung, Straßen- und
Eisenbahnbau. In Vietnam versprechen der Landwirtschafts- und der
Lebensmittelsektor Geschäftschancen aufgrund der zunehmenden
Nachfrage. Zudem steigen die Importzahlen von Automobilen. Prognosen
zufolge wird das Land auch einen langfristig hohen Bedarf an
chemischen Erzeugnissen haben, unter anderem zur Herstellung von
chemischen Rohmaterialien. Infrastrukturinvestitionen bieten
Absatzchancen für ausländische Anbieter von Maschinen und
Maschinenkomponenten.
Risikomärkte Türkei und Italien
Für 2018 sehen Atradius-Analysten unter den großen deutschen
Exportmärkten derzeit erhöhte Risiken für Zahlungsausfälle und
-verzögerungen bei Geschäften mit türkischen Unternehmen und eine
zunehmende Unsicherheit in Italien. "In der derzeitigen Hochstimmung
darf nicht übersehen werden, dass in einzelnen Sektoren und Ländern
weiterhin hohe Risiken für Forderungsausfälle bestehen und
Unternehmen gut beraten sind, sich zu dagegen abzusichern", sagt Dr.
Thomas Langen.
So hat sich das BIP-Wachstum der Türkei hat im vergangenen Jahr
zwar erholt, jedoch droht der Aufschwung in diesem Jahr wieder
abzukühlen, unter anderem, da Steuererleichterungs- und
Kreditfördermaßnahmen auslaufen. Anhaltende geopolitische Konflikte,
Rechtsunsicherheiten und der nur langsame Fortschritt von notwendigen
strukturellen Reformen lasten auf dem Investitionsklima des Landes.
Als eine der größten Schwachstellen der türkischen Wirtschaft wird
der hohe Verschuldungsgrad der Unternehmen erachtet. Viele Firmen
haben einen großen Teil ihrer Kredite in Fremdwährung aufgenommen und
sind besonders anfällig für Wechselkursvolatilitäten. Aus Sicht von
Atradius bestehen momentan in den Branchen Textil, Stahl,
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie Bau- und
Baumaterialien besonders hohe Risiken für Zahlungsverzögerungen und
-ausfälle.
In Italien bleiben die Sorgen um den Bankensektor des Landes hoch.
Viele Institute sind weiterhin von notleidenden Krediten belastet.
Zwar entwickelte sich die Liquiditätslage der Banken zuletzt stabil,
die Kreditvergabebereitschaft für Firmen ist jedoch weiterhin sehr
verhalten. Das führt dazu, dass die Kapitalisierungsmöglichkeiten und
die Schockresistenz der italienischen Unternehmen gering sind. Auch
der Wachstumsausblick Italiens ist gedämpft, unter anderem durch eine
weiterhin gedrückte Investitionsstimmung und verhaltene
Exportaktivitäten. Besonders gefährdet für Zahlungsausfälle und
-verzögerungen schätzt Atradius die Sektoren Bau, Baumaterialien und
Textil ein. In den Bereichen Blumenhandel, Fleisch, Fisch und
Elektronik hat der Kreditversicherer zudem zuletzt vermehrt
Betrugsversuche in Italien festgestellt, die zu einer zusätzlichen
Belastung der Unternehmen führen können.
Der komplette Bericht kann kostenlos auf www.atradius.de im
Menüpunkt Publikationen heruntergeladen werden.
Über Atradius
Atradius bietet weltweit Kreditversicherung, Bürgschaften und
Inkassodienste mit seiner strategischen Präsenz in mehr als 50
Ländern an. Atradius hat Zugang zu Bonitätsinformationen von 240
Millionen Firmen weltweit. Mit den Kreditversicherungs-, Bonding- und
Collections-Produkten von Atradius können sich Unternehmen auf der
ganzen Welt vor Ausfallrisiken schützen, die mit dem Verkauf von
Waren und Dienstleistungen auf Warenkredit verbunden sind. Atradius
ist Teil der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC), die in Spanien zu den
größten Versicherern und weltweit zu den größten Kreditversicherern
gehört. Weitere Informationen finden Sie unter www.atradius.de
Pressekontakt:
Atradius Kreditversicherung
Astrid Goldberg
Pressesprecherin
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2210
E-Mail: astrid.goldberg@atradius.com
Stefan Deimer
Pressereferent
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2016
E-Mail: stefan.deimer@atradius.com
Original-Content von: Atradius, übermittelt durch news aktuell
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