Edelman Trust Barometer 2018: Fake News weiten globale Vertrauenskrise aus - Ringen um Wahrheit führt zu Revival von Journalisten und Experten
Geschrieben am 23-01-2018 |
Frankfurt (ots) - Die Welt durchlebt eine Phase tiefer
Verunsicherung. Das zeigen die Daten des Edelman Trust Barometers
2018 deutlich. In nur noch vier der 28 untersuchten Länder liegt das
Vertrauen der Menschen auf einem hohen Niveau. Konkret sind das
China, Indonesien, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate. In
20 Ländern überwiegt die Verunsicherung. Einer der wesentlichen
Faktoren für den Vertrauensverlust: Fake News und die verzweifelte
Suche nach echten Informationen. "Aus der Vertrauenskrise, die sich
bereits aus den Ergebnissen des vergangenen Jahres ablesen ließ, ist
ein Ringen um die Wahrheit geworden, das eine noch tiefere
Verunsicherung in der Bevölkerung nach sich zieht und die Welt
polarisiert", sagt Susanne Marell, CEO Edelman.ergo.
Fake News verunsichern Menschen weltweit
Aus dem anfangs teils belächelten Phänomen von Falschinformationen
im Internet, sogenannten Fake News, ist inzwischen eine ernste
Bedrohung geworden. Nahezu sieben von zehn Befragten weltweit (in
Deutschland 61 Prozent) haben Angst vor Fake News, mit denen unter
anderem Wahlen manipuliert werden könnten. Gleichzeitig sagen 63
Prozent (Deutschland 54 Prozent), dass sie nicht wissen, wie sie
Falschinformationen von Qualitätsjournalismus unterscheiden sollen -
im Newsfeed von Plattformen wie Facebook sehen schließlich alle
Meldungen gleich aus.
Diese Verunsicherung spiegelt sich auch in den Vertrauenswerten
für Medien wider. Zum ersten Mal seit Erhebung des Edelman Trust
Barometers ist die Institution Medien weltweit diejenige, der am
wenigsten vertraut wird - in 22 der 28 untersuchten Länder überwiegt
das Misstrauen.
Journalismus schlägt Plattformen wie Google, Facebook & Co.
Allerdings: Der Vertrauensverlust in Medien ist vor allem auf
einen Rückgang des Vertrauens in Plattformen wie Suchmaschinen und
Soziale Medien zurückzuführen. In 21 von 28 Ländern schwindet deren
Glaubwürdigkeit. Auf globaler Ebene vertrauen Plattformen nur noch 51
Prozent der Befragten (minus zwei Punkte). Die Gegenbewegung dazu:
Journalismus, wie ihn traditionelle Medien wie Zeitungen und
TV-Sender sowie seriöse Online-Medien betreiben, gewinnt deutlich an
Vertrauen: global fünf Punkte auf 59 Prozent. In Deutschland klafft
zwischen Journalismus (61 Prozent) und Plattformen (40 Prozent) eine
noch größere Vertrauenslücke: 21 Punkte.
"Wenn Menschen nicht mehr zwischen Fakten und Falschinformationen
unterscheiden können, hat das grundlegende Folgen für unseren
gesellschaftlichen Diskurs und den Zusammenhalt. Der Schutz einer
hohen Informationsqualität ist zur wichtigsten Aufgabe der Medien
geworden", sagt Susanne Marell.
Das Edelman Trust Barometer zeigt zugleich, dass diese Aufgabe
alles andere als einfach zu bewältigen ist. 66 Prozent der Menschen
global (Deutschland 46 Prozent) sind der Meinung, dass
Nachrichtenorganisationen mehr an einer möglichst großen Reichweite
interessiert sind, als an faktischen Informationen. Für 59 Prozent
(Deutschland 47 Prozent) haben diese zudem eine politische Agenda und
informieren nicht neutral über die Geschehnisse auf der Welt.
Eine bittere Folge von Fake News: Viele Menschen werden zu
Medienmuffeln. In Deutschland geben 67 Prozent (global 50 Prozent)
der Befragten an, dass sie weniger als einmal pro Woche Nachrichten
lesen, hören oder sehen. Nur 15 Prozent (global 25 Prozent)
beschäftigen sich mehrmals pro Woche mit dem Weltgeschehen.
Revival von Journalisten und Experten
Angesichts dieser Nachrichtenverdrossenheit fällt es schwer, den
Vertrauensaufschwung für den Journalismus als eindeutig positiv zu
bewerten. Die Glaubwürdigkeit von Journalisten legt global um zwölf
Punkte auf 39 Prozent zu. In Deutschland fällt der Anstieg noch
deutlicher aus: um 19 Punkte auf 45 Prozent. Personen wie Du und ich
- seit Jahren eine der glaubwürdigsten Gruppen - verlieren dagegen
global sechs Punkte auf 54 Prozent (in Deutschland ein leichtes Plus
um zwei Punkte auf 67 Prozent und damit nach wie vor Platz eins).
Zu diesem Trend passen auch die verbesserten Glaubwürdigkeitswerte
für technische und akademische Experten. Global stehen technische
Experten mit 63 Prozent jetzt an der Spitze der Glaubwürdigkeitsskala
(plus drei Punkte), gefolgt von Akademikern mit 61 Prozent (plus
einen Punkt). Auch in Deutschland steigen die Werte für beide
Gruppen: Technische Experten legen um sechs Punkte auf 60 Prozent zu,
Akademiker um acht Punkte auf 57 Prozent. Zusammengefasst könnte man
sagen: Die Menschen sehnen sich nach Fakten und Einordnung. Von
Experten, die ihre Profession gelernt haben.
USA: Drastischer Absturz der Vertrauenswerte
Besonders deutlich zu sehen ist diese Entwicklung in den USA. Im
Jahr zwei der Präsidentschaft von Donald Trump zeigt das Edelman
Trust Barometer in diesem Land den dramatischsten Vertrauensverlust
in der 18-jährigen Geschichte der Studie. In der allgemeinen
Bevölkerung fällt der Vertrauenswert um neun Punkte auf 43 Prozent.
Noch deutlicher ist der Vertrauensverlust in der informierten
Öffentlichkeit, also unter Menschen mit einem Hochschulabschluss,
einem überdurchschnittlichem Haushaltseinkommen sowie intensiver
Mediennutzung. Das Vertrauen implodiert geradezu und bricht um 23
Prozentpunkte auf 45 Prozent ein. Das ist, zusammen mit Südafrika,
der niedrigste Wert der 28 untersuchten Länder.
In den USA sackt das Vertrauen der allgemeinen Bevölkerung in die
Regierung gegenüber 2017 um 14 Punkte auf 33 Prozent, in der
informierten Öffentlichkeit sogar um 30 Prozentpunkte auf 33 Prozent.
Allerdings müssen auch die anderen drei untersuchten Institutionen -
Unternehmen, NGOs und Medien - deutliche Glaubwürdigkeitsverluste
zwischen fünf und 22 Punkten hinnehmen. Ein weiterer Dämpfer: In
Deutschland vertrauen nur noch 24 Prozent der Menschen Unternehmen
und Marken mit Sitz in den USA - im Fünf-Jahresvergleich ist das ein
Verlust von 20 Punkten.
Vertrauenswerte in Deutschland bleiben auf Vorjahresniveau
Gegenüber den USA befindet sich Deutschland in vergleichsweise
ruhigen Fahrwassern. Das Vertrauen in die Regierung steigt innerhalb
der allgemeinen Bevölkerung um fünf Punkte auf 43 Prozent, ein für
Deutschland guter Wert. NGOs verlieren zwei Punkte auf 37 Prozent.
Das Vertrauen in Unternehmen legt um einen Punkt auf 44 Prozent zu.
Die Glaubwürdigkeit von Medien bleibt gleich bei 42 Prozent. Bei der
Interpretation der Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die Daten für
das Edelman Trust Barometer 2018 zwischen Ende Oktober und Mitte
November 2017 erhoben worden sind, also in einer Zeit, in der die
Sondierungsgespräche für eine mögliche Jamaika-Koalition noch liefen
und in Teilen der Bevölkerung eine Aufbruchstimmung herrschte.
Branchenranking: Automobilindustrie löst Finanzdienstleister als
Schlusslicht ab
Ein großes Problem hat die Automobilbranche: Das Vertrauen bricht
in der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland um 13 Prozentpunkte auf
nur noch 35 Prozent ein (in der informierten Öffentlichkeit sogar
minus 24 Prozentpunkte auf 34 Prozent). Noch vor dem Bekanntwerden
der Abgasaffäre im Jahr 2015 lag das Vertrauen in die
Automobilindustrie bei 61 Prozent. Zum Vergleich: Finanzdienstleister
konnten ihren Vertrauenswert steigern (plus drei Punkte auf 38
Prozent) - im Vier-Jahresvergleich um 13 Prozentpunkte. Damit sind
sie nicht mehr das Schlusslicht. Auf dem letzten Platz liegt nun die
Automobilbranche.
"Die Automobilindustrie hat als eine der wichtigsten deutschen
Industrien ihren Ruf im eigenen Land ruiniert. Zwar stellen wir
weltweit keine großen Einbrüche in die Automobilindustrie selbst
fest, aber der Reputationsschaden für das Label 'Made in Germany' ist
nicht zu übersehen", sagt Susanne Marell. Unternehmen mit Hauptsitz
in Deutschland rutschen in der Glaubwürdigkeit innerhalb der
informierten Öffentlichkeit weltweit von Platz zwei im Jahr 2013 auf
Platz sechs 2018.
Wie auch im vergangenen Jahr führt der Einzelhandel mit 69 Prozent
(aber minus ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr) das Branchenranking
in Deutschland an - zusammen mit Professional Services (ebenfalls 69
Prozent, plus fünf Prozentpunkte), dicht gefolgt von dem
Bildungssektor mit 66 Prozent (minus zwei Prozentpunkte). Hohes
Vertrauen in der allgemeinen Bevölkerung genießen außerdem der
Technologiesektor und die Produktion (jeweils 64 Prozent) sowie das
Transport- und Verkehrswesen (62 Prozent).
Download Grafiken:
https://edelmanftp.box.com/s/aoa7820m6060d3ba5hk5htplduc7qqg5
Über das Edelman Trust Barometer
Das Edelman Trust Barometer ist eine jährliche Studie zu Vertrauen
in Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Unternehmen und
Medien, die in diesem Jahr zum 18. Mal durchgeführt wurde. Die
Umfrage wurde von der Marktforschungsfirma Edelman Intelligence
entwickelt, die Datenerhebung erfolgte mithilfe von 30-minütigen
Online-Interviews. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 28. Oktober
und 20. November 2017. Für das Edelman Trust Barometer 2018 wurden in
28 Ländern über 33.000 Menschen befragt, darunter 6.200 aus der
informierten Öffentlichkeit (Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren
mit einem Hochschulabschluss, einem überdurchschnittlichem
Haushaltseinkommen sowie intensiver Mediennutzung). Weitere
Informationen unter www.edelman.com/trust-barometer.
Über Edelman.ergo
Edelman.ergo ist eine der führenden Kommunikationsagenturen in
Deutschland mit Büros in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt am Main und
München und Teil von Edelman, einer der führenden globalen
Communications Marketing Agenturen. Earn your voice! Wir entwickeln
kreative 360°-Kommunikation, die Unternehmen und Organisationen eine
unverkennbare Stimme verleiht, ihre Kunden zu Fans macht und ihre
Reputation schützt. Unsere 350 Experten beraten in den Bereichen
Strategie & Executive Communication, Social Media & Digitales
Marketing, Markenkommunikation, Unternehmenskommunikation, Corporate
Affairs, Finanz- und Kapitalmarktkommunikation,
Gesundheitskommunikation, Krisenkommunikation sowie Film-, Video- und
Fotoproduktion. Weitere Informationen unter www.edelmanergo.com.
Pressekontakt:
Yvonne Plenk, Senior Marketing Manager
Tel.: +49 89 41301-840, Mobil: +49 162 291 03 41, E-Mail:
yvonne.plenk@edelmanergo.com
Original-Content von: Edelman Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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