Abschlussbericht der EU-Expertengruppe zu nachhaltigen Finanzmärkten (HLEG) greift zu kurz
Geschrieben am 31-01-2018 |
Bonn (ots) - Am heutigen Mittwoch hat eine Expertenkommission der
EU Empfehlungen für ein nachhaltiges Finanzsystem veröffentlicht, die
nach Angaben des SÜDWIND-Instituts jedoch viel zu kurz greifen und
nur an der Oberfläche der Problematik kratzen. Zwar begrüßt SÜDWIND
den Versuch, Regeln für ein nachhaltigeres Finanzsystem aufzustellen
und damit ein wichtiges Signal in Richtung der deutschen
Koalitionsverhandlungen zu senden. Diese werden aber ohne eine
ernstgemeinte Regulierung der Realwirtschaft zu Alibiveranstaltungen
degradiert.
Die in dem Abschlussbericht aufgeführten Empfehlungen zur
Integration von Nachhaltigkeitsaspekten im Finanzwesen in der
Europäischen Union könnten den Finanzmarkt befähigen, einen Beitrag
zur Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu leisten.
"Solange es aber möglich bleibt, mit Umweltverschmutzung und
Menschenrechtsverletzungen viel Geld zu verdienen, wird es Investoren
geben, die Ihr Kapital dort anlegen" sagt Antje Schneeweiß,
Finanzexpertin bei SÜDWIND.
Für eine tatsächlich nachhaltige Umsetzung der Empfehlungen muss
an zahlreichen Stellen nachgebessert werden. So ist es nach Angaben
von SÜDWIND bedauerlich und nicht nachvollziehbar, dass sich die
Expertengruppe nicht auf eine Empfehlung einigen konnte,
Investitionen in Umweltzerstörung (braune Investitionen) zu
erschweren. Antje Schneeweiß stellt fest, dass "damit eine echte
Chance vertan wurde, über die Finanzmärkte umweltschädliches
Verhalten von Unternehmen und Investoren zu bremsen."
Auch läuft die Empfehlung der Expertengruppe an die EU-Kommission,
ein Klassifizierungsmodell (Taxonomie) für nachhaltige Investitionen
zu erstellen, und darauf Standards aufzubauen, Gefahr, die
notwendigen Regulierungen zu umgehen und sich in Beliebigkeit zu
verlieren. Eine solche Taxonomie kann zwar helfen, "grüne"
Investitionsmöglichkeiten zu klassifizieren, führt aber in keiner
Weise zu einer realen, nachhaltig orientierten Umlenkung von
Kapitalströmen. Dies kann nur über einen klaren und weitreichenden
Ausschluss inakzeptabler Aktivitäten geschehen.
Angesichts der hohen Präsenz von IndustrievertreterInnen im
EU-Expertengremium war nach Ansicht von Antje Schneeweiß nicht
wirklich mit bahnbrechenden Empfehlungen zu rechnen. Zu kritisieren
ist aber darüber hinaus, dass die zivilgesellschaftliche Expertise
z.B. der Brüsseler Organisation "Finance Watch" ebenso außen vor
blieb, wie die Berücksichtigung der Erfahrung von Alternativbanken,
die seit Jahrzehnten in einem schwierigen Umfeld eine konsequent
nachhaltige Anlagestrategie umsetzen.
Mit der heutigen Veröffentlichung des Berichts erneuert SÜDWIND
seine Forderung für eine Finanzmarktregulierung, die die Risiken von
Umweltzerstörung, Klimawandel und Menschenrechtsverletzungen in
höhere Eigenkapitalanforderungen für Banken umsetzt. Darüber hinaus
bedarf es endlich einer europäischen Standardsetzung, die eine
Negativliste von inakzeptablen Investitionen enthält.
Die hochrangige EU-Expertenkommission zum nachhaltigen
Finanzwesen, kurz HLEG (High Level Expert Commission on Sustainable
Finance), wurde im Jahr 2016 von der EU-Kommission einberufen. Sie
besteht aus Expertinnen und Experten aus Finanzwesen, Wissenschaft
und Zivilgesellschaft. Die Gruppe sollte für die EU-Kommission
Empfehlungen zur systematischen Verankerung von
Nachhaltigkeitsaspekten im Finanzwesen der Europäischen Union
erarbeiten.
Pressekontakt:
Antje Schneeweiß
SÜDWIND e.V.
Tel.: 0228-763698-17
Mobil: 0152-21542879
E-Mail: schneeweiss@suedwind-institut.de
Original-Content von: SÜDWIND e.V., übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
624010
weitere Artikel:
- BVR zum Jahreswirtschaftsbericht: Schwarze Null wenig ehrgeizig Berlin (ots) - Die Bundesregierung sollte die ausgesprochen gute
Wirtschaftsentwicklung nutzen, um die staatlichen Schulden weiter zu
verringern, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuellen Konjunkturbericht. "Das in
den Sondierungsgesprächen festgehaltene Ziel eines ausgeglichenen
Haushalts ist nicht ehrgeizig genug", mahnt BVR-Vorstand Dr. Andreas
Martin. Ein Haushaltsüberschuss in Höhe von einem Prozent des
Bruttoinlandsprodukts passe besser zu dem kräftigen Aufschwung als
die mehr...
- "Es schlafen einem die Augen beim Lesen ein" / softgarden-Umfrage beleuchtet den Blick von Bewerbern auf Stellenanzeigen (FOTO) Berlin (ots) -
Die Mehrheit der Jobsuchenden hat ein Bewerbungsverfahren schon
einmal aufgrund einer schlechten Annonce abgebrochen. Das zeigt eine
aktuelle Online-Umfrage von softgarden, an der 2.126 Jobsuchende
teilgenommen haben.
Zukunft der Stellenanzeige
Totgesagte leben länger: Schon seit vielen Jahren prophezeien
Berater der Stellenanzeige ein baldiges Ableben. Nach der Erfahrung
und im Blick der Umfrageteilnehmer sind Stellenanzeigen aber ziemlich
vital: Rund 30 Stelleninserate haben sich die Umfrageteilnehmer mehr...
- Philipp Wolf übernimmt Geschäfts- und PR-Leitung bei JDB MEDIA (FOTO) Hamburg (ots) -
Philipp Wolf (40) übernimmt ab 1. Februar 2018 die Leitung der
knapp 20-köpfigen PR-Unit im Hamburger Kommunikationshaus JDB MEDIA.
Wolf ist seit 2009 im Unternehmen tätig, war zuletzt Senior
PR-Berater und Leiter des Competence Centers "Inspiration &
Creativity" und rückt in seiner neuen Funktion in die
Geschäftsleitung sowie ins Management Board des Hamburger
Medienhauses auf. Er berichtet damit direkt an die beiden JDB MEDIA
Geschäftsführer Jens de Buhr und Thomas Eilrich. Wolf folgt
agenturintern auf mehr...
- Lufttechnologie reinigt galvanische Abwässer / QWAIR Group mit innovativer Umwelttechnologie in Jieyang aktiv Berlin (ots) - Hochkonzentrierte Abwässer der Galvanikindustrie
werden durch eine revolutionäre Technologie aus Deutschland zu
sauberem Wasser - vergleichbar mit Trinkwasser. Was sich erstaunlich
anhört, wird im Galvanikpark der Metal Eco City (MEC) in Jieyang
Realität. Die QWAIR Group aus Heilbronn hat ein innovatives Verfahren
entwickelt, das die Effizienz bei der Wasseraufbereitung steigert,
deren Kosten senkt und darüber hinaus die Umwelt entlastet. Gemeinsam
mit seinem chinesischen Partner "Guangdong Guanya Environmental
Protection mehr...
- EU-Zulassungserweiterung für Ixekizumab: neue Therapieoption für erwachsene Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis Bad Homburg (ots) - Ab sofort steht für erwachsene Patienten mit
aktiver Psoriasis-Arthritis eine neue Therapieoption von Lilly zur
Verfügung. Wie das Unternehmen mitteilt, hat die Europäische
Kommission die innovative Therapie mit dem Wirkstoff Ixekizumab in
der EU zugelassen. Seit März 2017 ist der Wirkstoff in Deutschland
bereits zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer
Schuppenflechte verfügbar.
Damit erweitert Lilly sein Therapiespektrum und bringt das zweite
Medikament für die Behandlung rheumatologischer Erkrankungen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|