WWF-Palmöl-Check: Wenigen Palmöl-Vorreitern steht Masse der Totalverweigerer gegenüber / WWF fordert gesetzliche Vorgaben für Import und Kennzeichnung
Geschrieben am 02-02-2018 |
Berlin (ots) - 46 Prozent der deutschen Händler und Produzenten
verweigern die Auskunft über ihren Umgang mit Palmöl. Nur ein Teil
macht Fortschritte beim Einsatz von zertifiziertem Palmöl. Das ist
die durchwachsene Bilanz des neuen WWF-Palmöl-Checks, bei dem auch
die Futtermittelbranche zum wiederholten Mal schlecht abschneidet.
Der Anteil der Totalverweigerer bleibt damit seit Veröffentlichung
des ersten Palmöl-Checks im Jahr 2009 unverändert hoch. Um sie zu
bewegen, fordert der WWF von der nächsten Bundesregierung, alle
Palmölimporte an die Einhaltung von ökologischen und sozialen
Kriterien zu knüpfen.
46 Prozent der im Palmöl-Check befragten Unternehmen bleiben die
Antwort schuldig, ob sie Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf von
Palmöl beachten und was für Palmöl sie verwenden. "Die
Totalverweigerer reagieren nicht auf Appelle zu Transparenz und
Verantwortlichkeit, sie brauchen gesetzliche Vorgaben zu ökologischen
und sozialen Kriterien für importiertes Palmöl oder eine
Kennzeichnungspflicht für alle Verbrauchsgüter", bilanziert
Jörg-Andreas Krüger, Direktor WWF für den Bereich Ökologischer
Fußabdruck. Die Firmen Lekkerland, Globus, der Lübecker
Marzipanhersteller Niederegger und die Drogeriekette Müller
verweigern seit Jahren transparente Angaben über ihren Palmöleinkauf.
Dass es auch anders geht, zeigt Wettbewerber Rossmann, der nach
mehrfacher 0-Punkte-Bewertung jetzt erstmals im grünen Bereich
landet. Die vorderen Plätze belegen Care Naturkost, Daabon,
Agrarfrost, Rapunzel Naturkost und Lorenz Bahlsen Snack-World.
44 Prozent geben an, zertifiziertes Palmöl vollständig oder
zumindest teilweise einzusetzen. Wo Unternehmen auf zertifiziertes
Palmöl setzen, ist es in der Regel nach dem RSPO-Standard
zertifiziert, den der WWF als Einstieg einstuft. Noch gibt es zu
wenige deutsche Firmen, die als Palmöl-Vorreiter verbindliche
Zusatzkriterien zum Mindeststandard RSPO einfordern, Kleinbauern
unterstützen oder Bio-Palmöl einsetzen. "Fortschrittliche
Palmöl-Produzenten bieten Palmöl von Flächen an, auf denen zum
Beispiel das Umwandlungsverbot von Torfböden gilt oder keine
gefährlichen Pestizide eingesetzt werden. Aber sie finden keine
Abnehmer und müssen ihre Ware häufig unter Wert verkaufen", so Krüger
vom WWF.
Erneut und schon gewohnt schlecht schneidet die
Futtermittelbranche ab. "Bei Palmöl reden alle über Nutella, keiner
über Wurst, Käse oder Ei. Nur wenige wissen, dass acht Prozent des
importierten Palmöls an Geflügel, Schweine und Rinder verfüttert
wird. Das macht es den Herstellern von Futtermitteln leicht, sich
beim Thema Palmöl aus der Verantwortung zu schleichen", sagt
Jörg-Andreas Krüger. Der WWF fordert, dass Nutztiere bevorzugt vor
allem heimische Eiweißpflanzen wie Lupinen oder Ackerbohnen als
Futter bekommen. Wo weiter Soja oder Palmöl im Trog landet, müsse
dieses wenigstens ökologische und soziale Mindestkriterien erfüllen.
Hintergrund Palmöl-Check:
Mit dem Palmöl-Check nimmt der WWF Deutschland seit 2009
regelmäßig die Einkaufspolitik der Käufer und Verarbeiter unter die
Lupe. Bewertet wird dabei mithilfe eines Fragenkatalogs, ob sie
Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf von Palmöl beachten und was für
Palmöl sie verwenden. Befragt werden nur Firmen mit Hauptsitz in
Deutschland, die Mitglieder des RSPO sind oder zu den großen Akteuren
in ihrer Branche zählen, diesmal 255 Unternehmen.
Von 255 befragten Unternehmen blieben 118 (46 Prozent) jegliche
Rückmeldung schuldig. 112 Unternehmen (knapp 44 Prozent) gaben an,
vollständig oder zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl
einzusetzen. Die übrigen Hersteller und Händler sind zwar Mitglied im
"Roundtable on Sustainable Palmoil" (RSPO) und haben sich zum Teil
Ziele gesetzt, bis wann sie auf zertifiziertes Palmöl umstellen
wollen, sie legten aber keine Nachweise für den tatsächlichen Bezug
von zertifiziertem Palmöl vor. Die Auskünfte der Unternehmen beziehen
sich auf das Kalenderjahr 2016.
Die Top 5 im Ranking sind Care Naturkost, Daabon, Agrarfrost,
Rapunzel Naturkost und Lorenz Bahlsen Snack-World. Zu den Aufsteigern
zählen zum Beispiel Rossmann und Coppenrath und Wiese. Zu den
notorischen Dauerverweigerern, die seit Jahren keinerlei Auskunft
geben, zählen Lekkerland, Globus der Lübecker Marzipanhersteller
Niederegger und die Drogeriekette Müller.
Erneut schneidet die Futtermittelbranche schlecht ab: Deutsche
Tiernahrung Cremer und die Agravis Raiffeisen AG erzielten jeweils
nur 1 Punkt. Heinrich Nagel, die Bröring Unternehmensgruppe und Mega
Tierernährung äußerten sich nicht öffentlich dazu, ob und was für
Palmöl sie einsetzen.
Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Immo Fischer
Telefon: +49 30 311777 427
E-Mail: immo.fischer@wwf.de
Original-Content von: WWF World Wide Fund For Nature, übermittelt durch news aktuell
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