Ein faires Spiel? / Spielwaren-Branche vernachlässigt Unternehmensverantwortung
Geschrieben am 02-02-2018 |
Nürnberg (ots) - Anlässlich der Spielwarenmesse in Nürnberg, die
aktuell zum 69. Mal stattfindet, stellte das Nürnberger Bündnis Fair
Toys (NBFT) heute auf einer Pressekonferenz seine Forderungen nach
mehr sozialer Unternehmensverantwortung in der Spielwaren-Branche
vor.
Bei der Eröffnungsfeier der Messe am 30.1.18 wurden innovative
Produktideen mit den begehrten Toy Awards ausgezeichnet. Das Bündnis
kritisiert die rückwärtsgewandte Entscheidung der Preisverleiher, den
2016 in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Bündnis eingeführten Passus
zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) in diesem Jahr wieder
abzuschaffen. Der Passus war zwar kein Kriterium für die
Preisverleihung, forderte aber erstmalig alle Teilnehmer des Toy
Award Wettbewerbs dazu auf, Auskunft über ihre Aktivitäten im Bereich
Sozial- und Umweltstandards zu geben.
Dass soziale Unternehmensverantwortung auch für die für den
ToyAward nominierten Unternehmen nur von geringem Stellenwert ist,
zeigt die heutige Befragung durch engagierte Schüler*innen der
UNESCO-Gruppe des Hans Sachs-Gymnasiums in Nürnberg. Sie haben die
Spielwarenunternehmen an ihren Messeständen nach ihrem Einsatz für
Arbeitsrechte befragt. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Die
16-jährige Shana Amigo, 10. Klasse, berichtet: "Obwohl unsere Besuche
angekündigt gewesen sind, konnten wir von vielen Unternehmen keine
Auskünfte zu Nachhaltigkeit erhalten." Benedikt Wille, 17 Jahre,
11.Klasse, ergänzt: "Was uns schockiert hat, ist, dass wir die
Einzigen waren, die auf der Spielwarenmesse zu Nachhaltigkeit
nachgefragt haben."
Mit Blick auf die Messe in 2019 fordert Prof. Dr. Harald
Bolsinger, Dekan und Professor für VWL und Wirtschaftsethik an der FH
Würzburg-Schweinfurt, stellvertretend für das NBFT: "Nachhaltigkeit
muss ein transparent geprüftes Kriterium für den ToyAward 2019
werden."
Die schockierenden Ergebnisse einer Undercover-Recherche in vier
Spielzeug-Fabriken Chinas zeigen, dass auch das brancheneigene
Zertifizierungsprogramm ICTI Care vorrangig Werbezwecken dient,
anstatt tatsächliche Verbesserungen der Produktionsbedingungen von
Spielwaren anzustoßen.
Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero (CIR, Mitglied
im NBFT) berichtet: "In den vier untersuchten Fabriken, die alle Teil
des ICTI Care Programms sind, gehören gefährliche Chemikalien,
überlange Arbeitszeiten und Hungerlöhne zum Alltag." Die
Billig-Preis-Strategie der Markenhersteller führt direkt zur
Ausbeutung in den Fabriken. "Es ist Zeit, dass die Konzerne
menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen ein Ende setzen. Dazu bedarf es
nicht eines Schein-Instruments der Industrie, sondern einer
unabhängigen und transparenten Kontroll-Instanz!", fordert Pflaum.
Helga Riedl, Mitarbeiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt
Nürnberg, resümiert die lokale Bedeutung für Nürnberg: "Wenn wir
unserer Selbstverpflichtung als Stadt des Friedens und der
Menschenrechte gerecht werden wollen, dürfen wir auch vor den
Produktionsbedingungen in der Spielwarenherstellung in Fernost die
Augen nicht verschließen."
Das Nürnberger Bündnis Fair Toys ist seit über 10 Jahren aktiv. Es
besteht aus Menschenrechtsgruppen sowie städtischen und kirchlichen
Einrichtungen. Gemeinsam mit Partner*innen aus Europa und Asien setzt
es sich für die Beachtung der Menschenrechte und grundlegender
Arbeitsnormen in der Spielzeugindustrie ein.
Zur digitalen Pressemappe inkl. Hintergrundinfos:
www.ci-romero.de/presse_spielwarenmesse_nbft
Pressekontakt:
Maik Pflaum (CIR)
pflaum@ci-romero.de
0911-214 2345
0151-206 544 30
Original-Content von: Christliche Initiative Romero, übermittelt durch news aktuell
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