Rheinische Post: Kommentar /
Europas Ehrgeiz
= Von Martin Bewerunge
Geschrieben am 06-02-2018 |
Düsseldorf (ots) - Eine große Idee wird nicht größer, indem man
sie aufbläht. Es kommt immer nur auf ihren Kern an. So verhält es
sich mit Europa. Nicht die Masse der Mitglieder macht die EU aus,
sondern das, was sie im Innersten zusammenhält: Demokratie,
Rechtsstaatlichkeit, funktionierende Verwaltungen. All dies ist
längst nicht überall erreicht. Umso sorgfältiger muss die Union
abwägen, ob sie das Risiko eingehen will, die vorhandenen,
beträchtlichen Geschwindigkeits-Unterschiede bei ihrer Entwicklung
durch den Beitritt neuer, noch ganz am Anfang stehender Staaten wie
die des westlichen Balkans zu vergrößern - Staaten, die sich
obendrein untereinander nicht gerade grün sind. Die Furcht, dass sich
die Türkei, Russland oder China, allesamt keine Verfechter westlicher
Werte, diese Länder unter den Nagel reißen könnten, ist dabei kein
guter Ratgeber. Pläne, die nicht ehrgeizig sind, taugen nichts. Doch
es kommt vor allem auf den Ehrgeiz der EU-Beitrittskandidaten an. Es
ist ein Irrglaube zu vermuten, die Gemeinschaft werde es schon
richten. Richten kann es nur das Bekenntnis zur europäischen Idee.
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