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BKA-Bericht kommt deutlich zu spät / Erst nach Mord an afghanischer Christin werden religiös motivierte Übergriffe erfasst

Geschrieben am 13-02-2018

Kelkheim (ots) - Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2017 knapp 100
christenfeindliche Übergriffe registriert. Nach dem Mord an einer
afghanischen Mutter und Konvertitin in Prien im April 2017 ließ
Bundesinnenminister de Maizière schließlich christenfeindliche
Übergriffe erstmals vom BKA gesondert erfassen, laut Polizeisprecher
Thomas Neuendorf ab 1. August 2017. Wie viele Fälle wurden 2017 also
nicht erfasst? Wie viele Nachträge gibt es noch und warum wurde der
Mord in Hamburg-Barmbek nicht erfasst? Den Behörden war der Täter als
Islamist bekannt. Er "wollte so viele Christen töten wie möglich",
gab er bei der Vernehmung an. Zu welchen Schlussfolgerungen und
Maßnahmen führen die BKA-Ergebnisse?

Trotz Open Doors Bericht im Oktober 2016 keine Eile beim
Innenministerium

Das christliche Hilfswerk Open Doors hatte im Rahmen einer
umfangreichen Erhebung gemeinsam mit anderen Organisationen von
Februar bis Oktober 2016 religiös motivierte Übergriffe auf 743
christliche Flüchtlinge dokumentiert. Zuvor hatten zahlreiche Leiter
und Mitarbeiter christlicher Gemeinden und Organisationen, die
Flüchtlinge unterstützen, Open Doors um Hilfe gebeten. Dokumentiert
wurden 314 Todesdrohungen, 416 Fälle von Körperverletzung sowie 44
sexuelle Übergriffe. 83 % der Befragten erlitten mehrmals Übergriffe,
die in 674 Fällen durch muslimische Mitflüchtlinge, 205-mal durch
muslimisches Wachpersonal und 254 mal durch weitere Personen
geschahen. 51 % von ihnen waren Konvertiten, bei 62 % geschah der
Glaubenswechsel bereits im Herkunftsland, so dass sie als
"Abgefallene vom Islam" großen Gefahren ausgesetzt waren. Im
vermeintlich sicheren Deutschland setzte sich die Verfolgung fort -
für viele christliche Flüchtlinge ein Schock. Nur 17 % der
Betroffenen brachten die Angriffe jedoch zur Anzeige bei der Polizei,
48 % gaben an, keine Anzeige erstattet zu haben, weil sie Angst vor
weiteren Übergriffen hatten.

Ehemaliger Imam berichtet: Noch immer Gewalt gegen christliche
Flüchtlinge

Gegen einen ehemaligen Imam, der Christ geworden war, hatte es in
seinem Heimatland und später in Deutschland Mordanschläge gegeben. Er
begleitet heute als Pastor in Deutschland Christen mit muslimischem
Hintergrund und berichtete gegenüber Open Doors: "Etwa 60 % der
Iraner, die ich treffe, sind Christen geworden. Sie haben aber Angst,
ihre Bibel ins Zimmer mitzunehmen oder zu beten und mit Muslimen
zusammenzusitzen. Solange sie ihren Glauben geheim hielten, ginge
alles gut, sagen sie. Das ändere sich aber sofort, wenn bekannt
werde, dass sie Christen seien. Noch schwieriger ist es mit
Flüchtlingen aus Afghanistan, die Christen wurden oder werden
möchten. Sie wagen nicht einmal, eine Bibel anzunehmen, aus Furcht
vor ihren Landsleuten." Laut dem Geistlichen hat sich 2017 die
Situation hinsichtlich christenfeindlicher Angriffe auf Konvertiten
aus dem Islam kontinuierlich verschlechtert.

Spätes Handeln und Verharmlosung gefährden Menschenleben

Trotz der von Open Doors im Jahr 2016 dokumentierten religiös
motivierten Übergriffe auf Christen sprachen die Kirchenleiter von
EKD und DBK von "bedauerlichen Einzelfällen". Auch mehr als 100.000
Karten an die Bundeskanzlerin mit der Bitte, den Schutz christlicher
Flüchtlinge und anderer religiöser Minderheiten in Unterkünften zu
verbessern, blieben ohne Reaktion. Erst nach dem Mord in Prien
entschloss sich der Innenminister viel zu spät, christenfeindliche
Übergriffe zu erfassen.

Aktuell werden die Warnungen, dass christlichen Konvertiten bei
der Abschiebung in ihre islamischen Herkunftsländer gemäß der Scharia
der Tod droht, überhört. In hunderten Fällen werden sie einer
Glaubensprüfung durch das BAMF unterzogen mit dem Ergebnis, dass
vielen der Schutz verweigert wird. Doch die Genfer
Flüchtlingskommission wie auch die EU-Richtlinie 2004/83/EG fordern
den Schutz der Menschen, die vor religiöser und politischer
Verfolgung geflüchtet sind. Die gegenwärtige Praxis der Abschiebung
von Konvertiten unterläuft diese Forderungen, denn in ihren
Herkunftsländern erwartet sie Verfolgung, Haft, Folter und sogar der
Tod. Müssen erst Konvertiten getötet werden, bevor auch bei
Abschiebungen ein Umdenken erfolgt?

Der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Open Doors
Deutschland, Markus Rode, bittet den Innenminister der nächsten
Bundesregierung, die Abschiebungen von Konvertiten stoppen zu lassen.
"Ab sofort müssen bei der Befragung von Konvertiten Pfarrer und
Pastoren hinzugezogen werden, deren Einschätzung hinsichtlich
Echtheit des Glaubenswechsels bei Konvertiten über die unzureichende
Bewertung des BAMF gestellt werden sollte", so Rode.



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Open Doors Deutschland e. V.
Pressebüro
Postfach 11 42
65761 Kelkheim
T 06195 6767-180
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I www.opendoors.de

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