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Wirtschaftskriminalität: "CEO-Fraud" wird zum Massendelikt (FOTO)

Geschrieben am 22-02-2018

Düsseldorf (ots) -

PwC-Studie: 40 Prozent aller größeren deutschen Unternehmen sind
in den in vergangenen 24 Monaten zumindest einmal zum Ziel einer
"CEO-Fraud"-Attacke geworden / In fünf Prozent der Fälle waren die
Angreifer erfolgreich / Cybercrime insgesamt auf dem Vormarsch,
dagegen geht die klassische Wirtschaftskriminalität langsam zurück /
Compliance-Programme zeigen Wirkung / Weitere Erfolge bei der
Bekämpfung der Korruption

Die "CEO-Fraud" genannte Betrugsmasche, bei der Mitarbeiter großer
Firmen dazu gebracht werden, erhebliche Geldbeträge auf ausländische
Konten zu überweisen, entwickelt sich zum Massendelikt. Das zeigt die
neunte Studie "Wirtschaftskriminalität" der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC, eine repräsentative Befragung unter 500
deutschen Unternehmen. So berichteten 40 Prozent der befragten
Firmen, sie seien innerhalb der vergangenen 24 Monate zumindest
einmal zum Ziel einer "CEO-Fraud"-Attacke geworden - wobei die
Kriminellen in fünf Prozent der Fälle Erfolg hatten. Die
durchschnittliche Schadenssumme dieser Angriffsmethode, die
technische Elemente mit dem sogenannten "social engeneering"
kombiniert, liegt deutlich höher als bei der typischen Cyber
Kriminalität.

An der Schwelle von Cybercrime und klassischer Kriminalität

"Bislang herrscht in der Öffentlichkeit der Eindruck vor, bei
'CEO-Fraud' gehe es nur um ein paar wenige spektakuläre Einzelfälle.
Unsere Untersuchung zeigt jedoch, dass wir es mit einer systematisch
angewandten Betrugsmethode zu tun haben, die für deutsche Unternehmen
ein signifikantes Bedrohungspotenzial birgt", sagt Steffen
Salvenmoser, PwC Partner und Experte für Wirtschaftskriminalität.
Dass sich viele Firmen noch immer schwertun, das Problem in den Griff
zu bekommen, liege auch daran, dass "CEO-Fraud" genau an der
Schnittstelle von Cybercrime und herkömmlicher Kriminalität spiele,
so Salvenmoser: "Der Betrug läuft in vielen Fällen so ab, dass sich
die Täter per gefälschter E-Mail als Mitglied des Topmanagements
ausgeben und Mitarbeiter aus dem Finanzwesen unter Druck setzen,
rasch eine größere Summe Geld anzuweisen. Es handelt sich also
einerseits um ein technisches Delikt, andererseits aber auch um die
Manipulation von Menschen. So machen sich die Kriminellen gleich zwei
potenzielle Schwachstellen von Unternehmen zunutze."

Fast jedes zweite Unternehmen wird von Cyber-Kriminellen
attackiert

Auch jenseits von "CEO-Fraud" bleibt Cybercrime ein beherrschendes
Thema. So stellte in den vergangenen 24 Monaten fast jedes zweite
deutsche Unternehmen (46 Prozent) mindestens eine Attacke fest - eine
deutliche Zunahme im Vergleich zur Befragung von vor zwei Jahren
(2016 - 36 Prozent). Dabei stiegen die Fälle von Computerbetrug von
13 Prozent auf 21 Prozent, es folgten die Manipulation von Konto- und
Finanzdaten (14 Prozent), das Ausspähen und Abfangen von Passwörtern
und anderen sensiblen Daten (14 Prozent), Fälle von Computersabotage
und Datenveränderung (13 Prozent), die Fälschung beweiserheblicher
Daten (6 Prozent) sowie Verstöße gegen Patent- und Markenrechte (6
Prozent). Gleichwohl betont Salvenmoser, dass die Zunahme eindeutig
festgestellter Cyber-Delikte nicht zwingend ein schlechtes Zeichen
sein muss. Denn: "Die Zahl der bloßen Verdachtsfälle ist im Vergleich
zur letzten Umfrage mit 39 Prozent konstant geblieben. Darum könnte
der Anstieg eindeutiger Fälle darauf hindeuten, dass viele
Unternehmen sensibler für diese Risiken geworden sind und ihre
IT-Sicherheitstechnik verbessert haben. Dann hätten wir es in erster
Linie mit einer grundsätzlich wünschenswerten Verschiebung von hohen
Dunkelziffern hin zu mehr Transparenz zu tun."

Drei von vier Firmen haben Compliance-Programme installiert

Auch in anderer Hinsicht zeigt die PwC-Studie, dass deutsche
Unternehmen das Thema Wirtschaftskriminalität immer offensiver
angehen. So haben sich Compliance-Programme in der deutschen
Wirtschaft etabliert; drei Viertel aller befragten Firmen mit mehr
als 500 Mitarbeitern verfügen über ein solches Programm. Darüber
hinaus weiten die Unternehmen ihre Compliance Management Systeme auf
immer mehr Deliktfelder aus. So richten sich die Programme zwar
weiterhin in erster Linie gegen Datenschutzverletzungen (89 Prozent
aller Unternehmen mit CMS) und Korruption (83 Prozent), daneben geht
es aber auch immer stärker um Vermögensdelikte (74 Prozent),
Geldwäsche (65 Prozent), oder bei börsennotierten Unternehmen auch um
strafbaren Insiderhandel (76 Prozent). "Im Vergleich dazu ist
ausgerechnet der Schutz vor Cybercrime mit nur 56 Prozent immer noch
unzureichend", sagt PwC-Partner Salvenmoser. "Hier würden wir uns
eine deutlich höhere Sensibilität wünschen."

Warum die klassische Wirtschaftskriminalität zurückgeht

Die Fälle klassischer Wirtschaftskriminalität gehen unterdessen
tendenziell zurück, belegt die PwC-Studie. Zeigten sich in der
gleichen Umfrage von 2009 noch 61 Prozent der Unternehmen betroffen,
so sind es jetzt nur noch 45 Prozent. Besonders gut ist diese
langfristige Entwicklung bei Vermögensdelikten (von 42 Prozent auf 32
Prozent), beim Diebstahl vertraulicher Unternehmens- und Kundendaten
(von 21 Prozent auf 7 Prozent) und bei Verstößen gegen Patent und
Markenrechte (von 23 Prozent auf 13 Prozent) zu beobachten. "Dieser
Rückgang ist in erster Linie das Ergebnis konsequent angewandter
Compliance-Programme", betont Professor Kai Bussmann von der Martin
Luther Universität Halle-Wittenberg. Dabei sei es allerdings "zu kurz
gesprungen, in der Kriminalitäts- und Betrugsbekämpfung allein eine
lästige Notwendigkeit zu sehen". Denn: 60 Prozent der befragten
Unternehmen sehen in CMS-Programmen mittlerweile einen
Wettbewerbsvorteil am deutschen Markt - während nur noch neun Prozent
von gegenteiligen Erfahrungen berichten. Und noch bemerkenswerter:
Sogar 62 Prozent haben festgestellt, dass ihre CMS-Programme
Wettbewerbsvorteile auf ausländischen Märkten bringen. Salvenmoser:
"Die Zeiten, in denen Compliance als möglicher Absatzkiller
verunglimpft wurde, sind glücklicherweise vorbei. Selbst die Kritiker
müssen allmählich einsehen: Das genaue Gegenteil ist der Fall."

Hat Compliance die Korruption besiegt?

Der Erfolg von Compliance zeigt sich auch bei der Korruption, von
der laut der Umfrage überhaupt nur noch 6 Prozent der Unternehmen
direkt betroffen sind. Darüber hinaus nahmen die Verdachtsfälle im
Vergleich zur Umfrage von 2015 signifikant von damals 19 Prozent auf
nun nur noch 11 Prozent zurück. Auch der Anteil der Unternehmen, die
davon ausgehen, dass sie bei einer Auftragsvergabe gegenüber einem
korrupten Wettbewerber das Nachsehen hatten, sankt deutlich - nämlich
von 21 Prozent auf 9 Prozent. Neben den Compliance-Programmen dürfte
auch die Reform des § 299 StG eine Rolle gespielt haben: Denn nun
können Ermittler auch Bestechung und Bestechlichkeit im
geschäftlichen Verkehr außerhalb von Wettbewerbssituationen
strafrechtlich verfolgen.

Normalität in vielen deutschen Unternehmen sind inzwischen
Hinweisgeber-Systeme, die dazu dienen, dass Mitarbeiter das
Fehlverhalten von Kollegen melden können. Am weitesten verbreitet ist
mit 79 Prozent die Rolle einen internen Ansprechpartners - wobei der
aufgrund der eingeschränkten Anonymität kein Hinweisgeber-System im
engeren Sinne darstellt. Allerdings verfügen 86 Prozent der
Unternehmen mit einem Anti-Korruptionsprogramm inzwischen zumindest
über eine telefonische Hotline (57 Prozent), ein webbasiertes System
(35 Prozent) oder eine auch anonym zu kontaktierende Ombudsperson (29
Prozent). Verbesserungsbedarf besteht weiterhin, was den Zugang
externer "Whistleblower" betrifft. So sind nur 31 Prozent der Systeme
für Geschäftspartner und Subunternehmen offen und sogar nur 23
Prozent für die Öffentlichkeit. "Und das", so PwC-Experte
Salvenmoser, "obwohl unseren empirischen Untersuchungen zufolge schon
jetzt rund ein Fünftel der Hinweise von externen Tippgebern kommen."

Über PwC:

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 236.000
Mitarbeiter in 158 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Die
Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder
mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere
Details unter www.pwc.com/structure.



Pressekontakt:
Martin Reulecke
PwC Communications
Tel.: (0211) 981 - 1657
E-Mail: martin.reulecke@pwc.com
www.pwc.de

Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell


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