Börsen-Zeitung: Gratwanderung - Kommentar von Isabel Gomez zum Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler
Geschrieben am 26-02-2018 |
Frankfurt (ots) - Man könnte den Einstieg von Li Shufu bei Daimler
als Kompliment verstehen. Der Haupteigner des chinesischen
Autokonzerns Geely ist Mercedes-Fan und sieht Daimler bei
Elektromobilität gut aufgestellt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass
Daimler der einzige deutsche Autobauer ohne Ankeraktionär ist und
der Aktienkurs in den vergangenen 24 Monaten dem von BMW und
Volkswagen deutlich hinterherhinkte. So konnte sich Li Shufu für 7,3
Mrd. Euro rund 9,7% an Daimler sichern. Der Daimler-Vorstand braucht
im weiteren Umgang mit Li und Geely viel Fingerspitzengefühl. Der
Milliardär wird trotz seines zurückhaltenden Rufs einen Sitz im
Aufsichtsrat wollen, wenngleich es dazu nach Informationen der
Börsen-Zeitung noch keine Gespräche gab. Der Vorstand befasst sich
derzeit nicht nur mit der geplanten Aufspaltung in rechtlich
selbständige Einheiten, die unverändert vorangetrieben werden soll.
Die Manager feilen auch durchgehend an ihrer Strategie für
Elektromobilität und autonomes Fahren. Es ist ein Risiko, dass diese
Pläne über einen Geely-Vertreter im Aufsichtsrat zum direkten
Wettbewerber Volvo Cars gelangen könnten, der Geely gehört.
Gleichzeitig könnte Daimler Li Shufus Ansinnen nicht einfach
ignorieren oder ablehnen. Das würde dem Einstieg die Aura einer
beginnenden feindlichen Übernahme verleihen, und diesen Eindruck zu
erwecken dürfte das Letzte sein, was der Daimler-Vorstand will. Zudem
kann eine Kooperation Vorteile bringen. Auch, weil Li sehr gute
Verbindungen zur Zentralregierung in Peking nachgesagt werden. Das
führt zur zweiten Gratwanderung und der Frage, ob und wie eine von Li
gewünschte Zusammenarbeit bei E-Autos umsetzbar ist. Mercedes
arbeitet seit den neunziger Jahren mit dem Autokonzern BAIC zusammen
und ist an dessen Pkw-Sparte beteiligt. Es bestehen zwei Joint
Ventures, die künftig neben Mercedes auch die Elektromarke EQ lokal
fertigen und vertreiben. In der zweiten Kooperation mit BYD baut
Daimler den elektrischen Mittelklassewagen Denza. Diese Partnerschaft
ist jünger, die Stückzahlen sind deutlich geringer. Daneben baut
Daimler in Europa mit Renault-Nissan unter anderem den Smart. Der
verkauft sich in China gut, wird dort aber nicht gefertigt. Ihn soll
es von 2020 an zudem nur noch elektrisch geben. Für eine Kooperation
mit Geely gibt es also durchaus Ansätze. Nun gilt es den mit dem
geringsten Risiko zu identifizieren.
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Telefon: 069--2732-0
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