Sieben Jahre Krieg in Syrien: Deeskalationszonen sind zu Todeszonen geworden
Geschrieben am 13-03-2018 |
Berlin (ots) - Die sogenannten Deeskalationszonen in Syrien und
weitere internationale Maßnahmen zur Linderung des Leids sind völlig
gescheitert. Das zeigt der aktuelle Situationsbericht von Save the
Children "Voices from Syria´s Danger Zones". Um 45 Prozent ist die
Zahl der Todesopfer seit Inkrafttreten der Zonen angestiegen.
Russland, der Iran und die Türkei haben sich Mitte 2017 auf vier
Deeskalationszonen (DEZ) geeinigt: Gebiete, die nicht angegriffen
werden sollten, in denen Zivilisten sicher sein sollten. Gleichzeitig
wurden sie als Signal verstanden, dass die Syrien-Krise sich dem Ende
nähern könnte. Tatsächlich aber sind diese Gebiete alles andere als
ein Ort der Sicherheit, wie der Bericht von Save the Children zeigt:
Sie sind zu Todeszonen geworden.
Für den Bericht "Voices from Syria´s Danger Zones" wurden Dutzende
Entwicklungshelfer, Kinder, Eltern, Ärzte, Lehrer und Jugendbetreuer
im belagerten Ost-Ghouta und Nordwestsyrien befragt. Zudem wurden
bestehende Daten neu analysiert. Die Kernergebnisse sind:
- Nie war die Zahl der Vertriebenen so hoch wie jetzt - bis zu
250 Kinder begeben sich pro Stunde auf die Flucht: Diese Zahl hat
sich seit der Einrichtung der Deeskalationszonen um 60 Prozent
erhöht. In den vergangenen fünf Jahren gab es keine Periode, in der
so viele Menschen in Syrien geflohen sind wie in den vergangenen drei
Monaten. Mehr als eine Million Menschen wurden innerhalb von nur drei
Monaten obdachlos.
- Die Zahl der zivilen Opfer stieg um 45 Prozent. Mindestens 37
Zivilisten kamen jeden Tag in Syrien durch den Einsatz explosiver
Waffen ums Leben. Das ist die höchste Rate seit mehreren Jahren.
- Bildungseinrichtungen stehen unter Beschuss. Mehr als 60
Schulen in Ost-Ghouta wurden in den ersten beiden Wochen des Jahres
2018 durch Bombenangriffe beschädigt oder zerstört. Schulschließungen
in Nordwestsyrien haben sich vervierfacht.
- Gesundheitseinrichtungen werden jeden zweiten Tag angegriffen.
Lebenswichtige Maßnahmen, medizinische Versorgung, Operationen oder
die Versorgung von schwangeren Frauen sind unterbrochen.
- Humanitäre Hilfe wird systematisch verweigert. Mehr als zwei
Millionen Menschen - die Hälfte davon Kinder - leben in Gebieten, die
von der UN als schwer erreichbar oder belagert eingestuft wurden.
Ihnen werden lebenswichtige Nahrungsmittel und Medikamente aus einem
Hilfskonvoi verweigert, was zu einer Rekordzahl von mangelernährten
Kindern führt.
Susanna Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children
Deutschland, betont:
"Die Welt hat die Kinder Syriens zu lange im Stich gelassen. Fast
drei Millionen Kinder kennen seit ihrer Geburt nichts anderes als
Krieg. Allen Waffenstillstandsversprechungen zum Trotz werden Kinder
immer noch in ihren Häusern, in Schulen und in Krankenhäusern
bombardiert. Familien verstecken sich in Kellern. Es gibt kaum noch
Nahrungsmittel oder medizinische Hilfe. Humanitäre Hilfe darf niemals
als Kriegswaffe missbraucht werden. Selbst Deeskalationszonen sind
heute Zentren der Gewalt. Humanitäre Organisationen müssen sofort
sicheren Zugang zu den betroffenen Gebieten bekommen, um
hunderttausenden Kindern, die in Ost-Ghouta gefangen sind, helfen zu
können. Die internationale Gemeinschaft darf nicht tatenlos zusehen
und eine ganze Generation von Kindern so leiden lassen.
Wir fordern, dass sie ihren Einfluss geltend macht, um einen
sofortigen Waffenstillstand zu gewährleisten. Die Konfliktparteien
müssen sich auf ein dauerhaftes Ende der Gewalt einigen, die so viele
Menschenleben erschüttert hat."
Save the Children fordert von den beteiligten Regierungen:
- Alle Konfliktparteien müssen die UN-Resolution 2401 und alle
weiteren Resolutionen, in denen ein Waffenstillstand und die
Beendigung der Kämpfe in den Gebieten Idlib und Ost-Ghouta gefordert
werden, vollständig und unverzüglich einhalten.
- Humanitären Organisationen muss dauerhafter und sicherer Zugang
gewährleistet werden.
- Verstöße gegen Kinderrechte, gegen das humanitäre Völkerrecht
und Angriffe auf Zivilisten, Schulen und Krankenhäuser müssen durch
unabhängige Untersuchungen strafrechtlich verfolgt werden.
- Eine verfrühte Rückkehr nach Syrien darf nicht erzwungen
werden. Wenn Menschen nach Syrien zurückkehren möchten, muss das
unter sicheren, freiwilligen und menschenwürdigen Bedingungen
geschehen.
Report zum Download: http://ots.de/9nqsJW
Faktenblatt zum Situationsbericht: http://ots.de/NH1XEA
Zusatzmaterial (Bilder, Schnittmaterial, Portäts):
http://ots.de/53Y8FG
http://ots.de/BdjGtt
Das Material kann unter Angabe von © Save the Children kostenfrei
auch zur Weitergabe an Dritte genutzt werden.
Kontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Claudia Kepp
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 280
Mail: presse@savethechildren.de
Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell
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