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VDZ-Jahrespressekonferenz: Zeitschriftenverlage behaupten sich in wirtschaftlich und politisch anspruchsvollen Zeiten

Geschrieben am 13-03-2018

Berlin (ots) - Zeitschriftenverleger rechnen 2018 mit insgesamt
stabilem Geschäft/ Investitionen im Digitalgeschäft, Diversifikation
der Geschäftsfelder, neue, kreative Magazinkonzepte haben sich 2017
ausgezahlt/ Kooperationen eröffnen Chancen/ Neue Bundesregierung muss
sich mit höchster Priorität um E-Privacy-Verordnung und
EU-Urheberrecht kümmern/ VDZ warnt vor Einschränkung der Presse- und
Meinungsfreiheit

"Die Verlage setzen im ausgesprochen herausfordernden Marktumfeld
auf neue, kreative Magazinkonzepte, investieren in Digitalprodukte
und verbreitern ihre Erlösströme. Damit haben sie ihre
wirtschaftliche Position mit viel Einsatz und unternehmerischer
Initiative behauptet", sagte VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan
Scherzer auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Berlin.

Neue Bundesregierung muss Rahmenbedingungen für die Presse
verbessern

Im Hinblick auf die neue Bundesregierung formuliert Scherzer:
"Will die Politik im Bund, in den Ländern und in Brüssel Deutschland
und Europa als Standort freier Presse erhalten, muss sie die
Rahmenbedingungen marktwirtschaftlich finanzierter gedruckter wie
digitaler Presse verbessern. Dazu gehören die Einführung des
EU-Verlegerrechts sowie eine balancierte E-Privacy-Richtlinie, die
die Refinanzierungsmöglichkeiten der Presseangebote erhält." Einer
aktuellen Allensbach-Umfrage zufolge erachten 94 Prozent guten
Journalismus und Qualitätsmedien als sehr wichtig bzw. wichtig für
Gesellschaft und Demokratie.

Deutschland hat eine ausgesprochen vitale und vielfältige
Zeitschriftenlandschaft. Die Reichweite von Zeitschriften in der
Bevölkerung ist weiter sehr hoch: 94 Prozent der deutschsprachigen
Bevölkerung und 87 Prozent der Altersgruppe zwischen 14 und 19 Jahren
lesen Zeitschriften. Mit 1,7 Mrd. verkauften Publikumszeitschriften
kauft theoretisch jeder Einwohner in Deutschland 20 Magazine im Jahr.
Dies führt zu 2,7 Mrd. Euro Vertriebserlösen. "Das ist Paid Content
in bester Form. Diese Bereitschaft, für journalistische Inhalte zu
zahlen, zeichnet unseren Pressemarkt aus", so Scherzer. Die Verlage
bilden mit ihren Produkten Print und Online die Lebenswelten der
Deutschen mit ihren speziellen Interessen erfolgreich ab.

90 neue Magazine, 5.600 periodisch erscheinende Titel

"Editorial Media, journalistische Inhalte in Print, Web und Mobil,
steht für recherchierten, professionellen Content und klare
Absenderschaft. Magazinmarken liefern vertrauensvolle, qualitativ
hochwertige Umfelder für Leser und Werbungtreibende", so Scherzer.
"Magazine haben keinen Second Screen. Mit bezahlten Inhalten und
uneingeschränkter Aufmerksamkeit durch den Leser haben Zeitschriften
die härteste Medienwährung." Insgesamt gab es in Deutschland Ende des
vergangenen Jahres 1.600 mindestens quartalsweise erscheinende
Publikumstitel (Quelle: Wissenschaftliches Institut für
Presseforschung und Medienberatung). Und 2017 brachten die Verlage 90
neue Magazine auf den Markt, 37 wurden eingestellt. In der aktuellen
Umfrage gab über ein Viertel aller Zeitschriftenverlage an, im
laufenden Jahr neue periodische Titel herausbringen zu wollen, und 46
Prozent kündigten neue Sonderausgaben an. Mit mehr 4.000 Marken der
Fachpresse, die praktisch jeden Branchenzweig der deutschen
Wirtschaft mit 360°-Inhalten und Services begleiten, gibt es über
5.600 periodisch erscheinende Titel.

Fast die Hälfte der Verlage plant 2018 neue redaktionelle
Digital-Angebote und stärkt damit die 360°-Marktposition der
Zeitschriftenmarken. Von den klassischen Mediengattungen erzielen
Publikumszeitschriften heute mit ihren Mobile Enabled Websites und
Apps eine Reichweite von 65 Prozent (AGOF digital facts 2017-IV), was
37,2 Millionen Mobile Usern entspricht. Damit liegen die
Publikumszeitschriften nach wie vor unangefochten an der Spitze,
gefolgt von Tageszeitungen (59 Prozent), TV (25 Prozent) und Radio (6
Prozent). Bei den stationären Online-Angeboten liegen die
Publikumszeitschriften mit einer Reichweite von 76 Prozent (43,1
Millionen Online User) ebenfalls mit großem Vorsprung auf Platz eins
- vor Tageszeitungen (65 Prozent), TV (46 Prozent) und Radio (10
Prozent).

14,8 Mrd. Euro Umsatz, rund 60.000 Mitarbeiter

Dank Diversifikation, wachsendem Digital- und
Veranstaltungsgeschäft und ersten Kooperationen konnten die
Zeitschriftenverlage die Rückgänge im Anzeigen- und Vertriebsgeschäft
auffangen und das Geschäftsjahr 2017 auf Vorjahreshöhe mit 14,8 Mrd.
Euro bei rund 60.000 Mitarbeiter abschließen.

Auch für 2018 rechnen die Fach- und Publikumsverleger der
aktuellen VDZ-Trendumfrage zufolge, die auf der Pressekonferenz
vorgestellt wurde, mit einer insgesamt stabilen Geschäftsentwicklung.
Neben dem weiteren Wachstum im Digitalgeschäft von 7,5 Prozent
erwarten die Verlage für 2018 auch im sonstigen Geschäft mit
Konferenzen, Datenbank-Services und Leadgenerierung ein Plus von 2,2
Prozent. In den klassischen Geschäftsfeldern Vertrieb und Anzeigen
gehen die Befragten von einem Umsatzminus in Höhe von 1,7 bzw. 1,8
Prozent aus. Beim klassischen Printgeschäft (Anzeigen und Vertrieb)
rechnen die Verleger für 2018 im Schnitt mit einem Anteil von 55
Prozent, beim Digitalgeschäft mit 21,5 Prozent und beim sonstigen
Geschäft mit 23,5 Prozent.

Eine wichtige Rolle spielt auch die positive Entwicklung der über
4.000 Titel der Deutschen Fachpresse, die Deutschland abermals als
einen der vielfältigsten B2B-Fachmedienmärkte weltweit kennzeichnet.
Das große Vertrauen in die Kompetenz und das Knowhow der Fachmedien
und ihrer Macher hat diese bei nahezu allen Entscheidern zur
führenden beruflichen Informationsquelle gemacht. "Das Geschäft der
Fachpresse wächst seit 2009 kontinuierlich, weil die Titel es
schaffen, sich als zentrale, kompetente und vertrauenswürdige
Informationsquelle für Entscheider zu positionieren."

Wachsende Bedeutung verlagsübergreifender Kooperationen

Wie die VDZ-Trendumfrage zeigt, setzt die Mehrheit der Verleger in
den nächsten zwei Jahren auf verlagsübergreifende Kooperationen in
nicht-journalistischen Geschäftsfeldern, die durch die GWB-Novelle
möglich wurden. "Zu den globalen Mega-Playern, den Duopolen im
Privat-TV oder der Konzentration bei den Media-Agenturen lassen sich
jetzt erstmals Gegenentwürfe realisieren, die zu einem faireren
Marktgleichgewicht beitragen können", führt Scherzer aus.

Wichtigste medienpolitische Punkte

Das Erreichen der anspruchsvollen Branchenziele für 2018 wird
entscheidend durch herausfordernde politische Vorhaben mitbestimmt.
"Manche politischen Vorstöße sind geradezu Gift für die unabhängige
Presse. Und das dazu noch in einem Marktumfeld, in dem Google und
Facebook den globalen Digital-Werbemarkt dominieren und im Trio mit
Amazon in diesem Jahr mehr als 80 Prozent der globalen
Online-Werbeausgaben auf sich vereinen werden," erklärt Scherzer.
Dazu gehören:

- Die E-Privacy-Verordnung hätte in ihrer jetzigen Form nach der
kürzlich vorgestellten VDZ-Studie erheblichen Einfluss auf das
zukünftige Umsatzpotenzial des Digital-Geschäfts. Nach
Einschätzung der befragten Verlagsmanager wird ein jährlicher
Umsatzverlust der digitalen Werbung von mindestens 300 Millionen
Euro erwartet. Die neue Bundesregierung muss sich daher dafür
einsetzen, dass die aktuelle deutsche Regelung oder wenigstens
die EU-Datenschutzgrundverordnung das Regelungsniveau bestimmen.
Sie muss mindestens dafür Sorge tragen, dass bei Anpassung und
Anwendung des EU-Datenschutzrechtes Refinanzierungsmöglichkeiten
journalistisch-redaktioneller Medien nicht beeinträchtigt
werden.

- Die Freiheit der Redaktionen von behördlicher Aufsicht über ihre
journalistische Arbeit ist eine wesentliche Säule der
Pressefreiheit. Diese Freiheit wird durch das sogenannte
Presseprivileg gegenüber Datenschutzbehörden gesichert. Diese
Sicherung muss im Zuge der EU-Datenschutzgrundverordnung
angepasst werden. Die zuständigen Bundesländer sind
aufgefordert, den Schutz der Redaktionen zu stärken, nicht zu
schwächen.

- Laut der aktuellen VDZ-Trendumfrage hat aber nicht nur die
Nachjustierung der E-Privacy-Verordnung aktuell besonders hohe
Priorität, sondern auch die Anerkennung der Presseverleger als
Rechteinhaber. "Die Presseverleger müssen als Rechteinhaber im
EU-Urheberrecht anerkannt werden. Die Vermarktungshoheit der
Verlage über ihre journalistischen Produkte ist existenziell für
eine unabhängige, digitale Pressefinanzierung", so Scherzer.
Branchen wie Musik und Film, aber auch die Softwareindustrie
hätten diese Rechte schon lange.

- Presse kann, was unverzichtbar ist, online nur verkauft werden,
wenn öffentlich-rechtliche Medienangebote von der digitalen
Presse unterscheidbar bleiben. Um das zu gewährleisten, muss die
geltende Beschränkung presseähnlicher Angebote effektiv
ausgestaltet werden, um Umgehungsmöglichkeiten auszuschließen.
Es wäre absolut inakzeptabel, wenn die Landesregierungen nun
stattdessen sogar die geltende Beschränkung presseähnlicher
Angebote weiter aufweichen würden.

- Der VDZ fordert darüber hinaus die Bundesregierung auf, sich in
Brüssel weiterhin energisch gegen weitere Werbebeschränkungen
und für den reduzierten Mehrwertsteuersatz für die digitale
Presse einzusetzen.

- Gegen Fake News helfen nur mehr Unfaked News durch freie,
private und vielfältige Medien. Jede politische Intervention,
die legale, inhaltlich rechtmäßige Veröffentlichungen als Fake
News oder Desinformationen bekämpfen wollte, wäre eine Gefahr
für die Presse- und Meinungsfreiheit. Deshalb wirft es Fragen
auf, wenn nun eine Konsultation der EU-Kommission zu
"Falschmeldungen (Fake News) und online verbreiteten
Desinformationen" inhaltlich rechtmäßige, legale
Veröffentlichungen in den Fokus stellt. Deshalb kann es nur um
die Frage gehen, ob und wie auch immer inhaltlich rechtmäßige
Veröffentlichungen weitergehend inhaltlich bewertet und in
Abhängigkeit von dieser Bewertung als Fake-News oder
Desinformation eingestuft und benannt oder noch weitergehend
behindert, unterbunden oder sonst benachteiligt werden.

5 Punkte-Plan statt Netzwerkdurchsetzungsgesetz

Der VDZ hat schon Anfang 2017 auf die Gefahren für Presse- und
Meinungsfreiheit durch das geplante Netzwerkdurchsetzungsgesetz
hingewiesen. Die aktuelle Entwicklung stützt diese Kritik. "Das
Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das private Internet-Unternehmen dazu
zwingt, an Stelle der Strafgerichte über die Grenzen der
Meinungsfreiheit zu entscheiden, birgt eine große Gefahr für die
Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland", so Stephan Scherzer.

Erneuerung des 5-Punkte-Plans des VDZ:

1. Es geht nicht nur darum, rechtswidrige Veröffentlichungen zu
bekämpfen. Umgekehrt muss auch verhindert werden, dass
Quasi-Monopolisten wie Facebook nach eigenem Gutdünken bestimmte
rechtmäßige Inhalte nicht veröffentlichen. Deshalb müssen solche
marktbeherrschenden Plattformen allen rechtmäßigen Inhalten
diskriminierungsfreien Zugang gewährleisten.

2. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist unnötig - geltendes Recht
muss umgesetzt werden.

3. Bund und Länder müssen die Strafverfolgungsorgane (Polizei,
Staatsanwaltschaften, Gerichte) so ausstatten und unterstützen, dass
sie zügig geltendes Recht in den sozialen Netzwerken durchsetzen
können.

4. Facebook muss mehr als bisher eigene Ressourcen aufbauen und
24/7 erreichbar sein, um geltendes Recht nach Aufforderung zeitnah
umzusetzen.

5. Die Bürger müssen aufgeklärt und ermutigt werden, bei
strafrechtlich relevanten Tatbeständen die Strafverfolgungsbehörden
einzuschalten.

--- Über den VDZ: Der VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
e.V. ist die Interessenvertretung der deutschen Zeitschriftenbranche.
Als Dachverband, organisiert in drei Fachverbänden (Fachpresse,
Konfessionelle Presse, Publikumszeitschriften) und fünf
Landesverbänden, repräsentieren seine über 500 Mitgliedsverlage mit
mehr als 3.000 Zeitschriften rund 80 Prozent des deutschen
Zeitschriftenmarktes. Als Dienstleistungsverband bietet der VDZ den
Verlagen ein breites Spektrum an Beratungs-, Informations- und
Serviceleistungen in allen Bereichen des Verlagsgeschäftes (Anzeigen,
Vertrieb, Digitale Medien, Rechtsfragen, Betriebswirtschaft, Umwelt
und Papier). Als Wirtschaftsverband engagiert er sich auf deutscher
und europäischer Ebene für die Wahrung und Berücksichtigung der
Interessen von Verlagen. Und als Arbeitgeberverband führt er im
Auftrag der Landesverbände für die Verleger die Tarifverhandlungen
mit den Gewerkschaften für Redakteure Darüber hinaus leistet der VDZ
mit der VDZ Akademie einen wesentlichen Beitrag zur Aus- und
Weiterbildung in der Medienbranche. Weitere Informationen im Internet
unter: www.vdz.de www.publishers-summit.de www.pz-online.de
www.deutsche-fachpresse.de www.vdz-akademie.de www.editorial.media
www.presse-verkauft.de



Pressekontakt:
Peter Klotzki
Tel: +49 (30) 72 62 98-162
E-Mail: p.klotzki@vdz.de
Internet: www.vdz.de
Facebook: www.facebook.com/VDZPresse
Twitter: www.twitter.com/VDZPresse
YouTube: www.youtube.com/VDZ-channel

Original-Content von: VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, übermittelt durch news aktuell


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