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Energiewende: Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland hinterher

Geschrieben am 14-03-2018

Düsseldorf (ots) - Neuer Energiewende-Index von World Economic
Forum und McKinsey: Trotz guter Rahmenbedingungen schneidet
Deutschland nur mittelmäßig im internationalen Ranking ab - Hohe
Strompreise, große Abhängigkeit vom Kohlestrom und schlechte Bilanz
beim CO2-Ausstoß.

Beim Thema Energiewende hat Deutschland im internationalen
Vergleich seine Vorreiterrolle verloren. Trotz stabiler politischer
Rahmenbedingungen und hoher Wirtschaftskraft wird das zentrale
Klimaziel - die Reduktion des CO2-Austoßes bis 2020 im Vergleich zu
1990 um 40% -klar verfehlt. Gleichzeitig liegen die Strompreise für
Haushalte und Industrie in Deutschland um rund 50% über dem
Durchschnitt von 114 untersuchten Ländern. Zu diesem Ergebnis kommt
der neue globale Energiewende-Index (Energy Transition Index, ETI),
der am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum (WEF on Latin America) in
São Paulo (Brasilien) vorgestellt wurde. Die Unternehmensberatung
McKinsey & Company hat dafür in Zusammenarbeit mit dem WEF den Status
der Energiewende in 114 Ländern anhand von 40 Indikatoren ermittelt.

Im ETI-Gesamtranking belegt die Bundesrepublik Platz 16.
Allerdings schneiden im europäischen Vergleich gleich elf Länder
besser ab als Deutschland, darunter der weltweite Spitzenreiter
Schweden, Norwegen, die Schweiz, Finnland, Dänemark, Österreich sowie
Großbritannien und Frankreich. Der Index zeigt: Deutschland steht vor
größeren energiewirtschaftlichen Herausforderungen als viele andere
Länder. Besonders deutlich wird dies mit Blick auf den Indikator
"Struktur des Energiesystems". Hier belegt Deutschland Platz 110 von
114. Das liegt vor allem an Deutschlands Abhängigkeit vom Kohlestrom:
Dessen Anteil beträgt immer noch 42% - auch weil er seit der
Entscheidung zum Kernenergieausstieg einen hohen Beitrag zur
Grundlastversorgung leistet. In der Kategorie "Umwelt- und
Klimaschutz" kommt Deutschland weltweit nur auf Platz 61 -
hauptsächlich wegen seines hohen CO2-Ausstoßes. Die Emissionen in
Deutschland betrugen zuletzt 906 Mt. Damit stagniert der Wert seit
2014 auf unverändert hohem Niveau.

Hohe Strompreise - sehr gute Versorgungssicherheit:

Bei der "System Performance", die den Fortschritt der Energiewende
in den Dimensionen Umwelt- und Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und
Versorgungssicherheit misst, landet Deutschland nur auf Platz 44 -
noch hinter Ländern wie Paraguay, der Slowakei oder Indonesien.
Verantwortlich hierfür sind unter anderem die hohen Strompreise für
Privathaushalte (Platz 82) und kleinere Industriekunden mit einem
Verbrauch von weniger als 500 MWh pro Jahr (Platz 110). Deutsche
Privathaushalte zahlen aktuell 30,8 ct/kWh und damit 46,6% mehr als
ihre europäischen Nachbarn. Industriestrompreise stiegen in
Deutschland zuletzt um 0,7%, während in Europa die Preise um 0,5 %
sanken. Das hiesige Preisniveau von 9,72 ct/kWh liegt nun 14,8 % über
dem europäischen Durchschnitt. In der Dimension
"Versorgungssicherheit" zählt Deutschland mit Platz 14 weiterhin zu
den besten Ländern der Welt.

Deutschland kann viel von Dänemark und Großbritannien lernen:

Länder wie Dänemark (Platz 5 im ETI) oder Großbritannien (Platz 7)
haben ihre Kohleabhängigkeit in den vergangenen Jahrzehnten mit
großem Erfolg reduziert: Dänemark von 91% auf 28% und Großbritannien
von 65% auf 9%. Gleichzeitig erhöhten sie die Anteile flexibler
Erzeugung durch Gas und Wasserkraft. Dänemark ist es gelungen, seine
CO2-Emissionen pro Kopf innerhalb von zehn Jahren um fast 44% zu
senken - Deutschland um 6,5%. Dänemark hat dies ohne Kernenergie oder
den Rückgriff auf substanzielle Wasserkraftressourcen erreicht.
Großbritannien punktet insbesondere beim Indikator "Umwelt und
Nachhaltigkeit" und hat zudem ein flexibles Stromsystem aufgebaut. Zu
den wichtigsten Maßnahmen zählt seit 2013 ein nationaler
CO2-Mindestpreis, der auf Emissionen in der Stromerzeugung erhoben
wird und bis heute über dem Preis des Europäischen Emissionshandels
liegt, sowie der im Jahr darauf eingeführte Kapazitätsmarkt, der den
Erhalt und Ausbau von flexiblen Kraftwerken unterstützt. Beide
Maßnahmen ergänzen sich gegenseitig und stützen den 2015
beschlossenen Kohleausstieg bis 2025.

Hintergrund und Methodik:

Der Energy Transition Index (ETI) wurde 2018 von McKinsey in
Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum zum ersten Mal für 114
Länder erhoben. Ähnlich dem Energiewende-Index Deutschland misst er
anhand von 40 Indikatoren den jeweiligen Status der Energiewende
("System Performance") sowie die politischen, ökonomischen und
gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen für eine erfolgreiche
Umsetzung ("Transition Readiness"). Alle Ergebnisse finden Sie unter
folgendem Link: http://ots.de/giBtve

Seit 2012 analysiert McKinsey bereits auch den Status der
Energiewende in Deutschland. Einen detaillierten Überblick über
diesen Index und die untersuchten Indikatoren finden Sie unter
www.mckinsey.de/energiewendeindex

Über McKinsey:

McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. Zu den Klienten zählen 27
der 30 DAX-Konzerne. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit
Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main,
Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit 127
Büros in 65 Ländern.



Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Kirsten Best, Telefon 0211 136-4688,
E-Mail: kirsten_best@mckinsey.com
www.mckinsey.de/medien
Alle Pressemitteilungen im Abo auf Twitter: @McKinsey_de

Original-Content von: McKinsey & Company, übermittelt durch news aktuell


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