DAX-30-Unternehmen: Neue Rekordmarke bei Pensionsvermögen
Geschrieben am 15-03-2018 |
Frankfurt (ots) -
2017 sanken die Verpflichtungswerte (DBO) der DAX-30-Unternehmen
von etwa 396 Mrd. Euro auf 381 Mrd. Euro. Die Pensionsvermögen
stiegen im selben Zeitraum von etwa 250 Mrd. Euro auf einen neuen
Höchststand von 260 Mrd. Euro an. Der Deckungsgrad legt durch diese
gegenläufigen Entwicklungen zu und beträgt mehr als 68 Prozent. Dies
sind die Ergebnisse einer Analyse des internationalen
Beratungsunternehmens Mercer. Herangezogen wurden hierfür die bereits
erschienenen Geschäftsberichte von 21 DAX-Unternehmen, die etwa 83
Prozent der Pensionsverpflichtungen und 78 Prozent der
Pensionsvermögen im DAX repräsentieren.
Entlastung bei den Verpflichtungswerten
Nachdem das Jahr 2016 erneut durch einen gesunkenen Rechnungszins
gekennzeichnet war, ist der Zins im Jahr 2017 leicht angestiegen.
Dadurch sinken die Verpflichtungswerte der DAX-30-Unternehmen,
bleiben aber mit 381 Mrd. Euro auf dem zweithöchsten Stand überhaupt.
Zu beachten ist, dass es sich bei der Veränderung der
Pensionsverpflichtungen um eine rein bilanzielle Bewertung handelt.
Die Verpflichtungen selbst sind i. d. R. nicht zinsabhängig, die
späteren Versorgungszahlungen werden also durch Veränderungen beim
Rechnungszins grundsätzlich nicht beeinträchtigt. Die Unternehmen
sind dennoch gezwungen, die Pensionsverpflichtungen mit einem
Marktzins zu diskontieren.
Der Rechnungszins im Euroraum für gemischte Bestände nach der
Mercer Yield Curve, einem Verfahren zur Herleitung des
Rechnungszinssatzes nach IAS 19, ist im Jahr 2017 von etwa 1,7 auf
etwa 1,9 Prozent gestiegen. "Die DAX-Unternehmen konnten den
Rechnungszins leicht erhöhen. Insgesamt entstanden
versicherungsmathematische Gewinne in Höhe von etwa 6,4 Mrd. Euro,
die aber das Jahresergebnis nicht verbessern, da sie erfolgsneutral
zu erfassen sind", erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer
Deutschland.
Im Vorjahr hatten insbesondere Siemens, Infineon und ThyssenKrupp
unter der Zinsentwicklung zu leiden. An ihrem Bilanzstichtag 30.09.
hatte der Rechnungszins einen Tiefststand erreicht, sodass Siemens
und Infineon 2016 im Euroraum einen Zins von nur 1,0 Prozent,
ThyssenKrupp von 1,3 Prozent angesetzt hatten. Sie konnten den
Rechnungszins in der Eurozone nun auf 1,8 bis 2,1 Prozent erhöhen und
profitierten daher am deutlichsten von der aktuellen Zinsentwicklung.
Zusätzlich zu den Zinsänderungen haben Währungsumrechnungen sowie
Änderungen im Konsolidierungskreis im Jahr 2017 zu einer Verringerung
des Verpflichtungsumfangs um 9,6 Mrd. Euro geführt. Ohne die
Veränderungen in diesen drei Bereichen wären die Verpflichtungswerte
nur unwesentlich angestiegen, weil der planmäßige Anstieg der
Verpflichtungen durch Verzinsung und weitere Dienstjahre in etwa
genauso groß war wie die getätigten Zahlungen.
Neue Rekordmarke bei den Pensionsvermögen
Der leichte Anstieg des Zinsniveaus spiegelt sich zwar auch in der
Entwicklung von festverzinslichen Wertpapieren wider. Durch den
weiter sinkenden Spread für Kreditrisiken sind Unternehmensanleihen
aber insgesamt im Wert gestiegen. Hinzu kommt eine erneut positive
Entwicklung am Aktienmarkt. Insgesamt stiegen die Pensionsvermögen
der DAX-Unternehmen dadurch im IFRS-Abschluss von etwa 250 Mrd. Euro
auf etwa 260 Mrd. Euro an. Seit 2008 haben sich die Pensionsvermögen
mehr als verdoppelt.
Ein nicht zu vernachlässigender Teil des aktuellen Anstiegs beruht
auf Dotierungen, die voraussichtlich etwa 4 Mrd. Euro über den
Mittelabflüssen aus den Pensionsvermögen liegen. Wie in jedem Jahr
hat es auch 2017 größere Einzeldotierungen gegeben, beispielsweise
Daimler 3,8 Mrd. Euro und Lufthansa 2 Mrd. Euro. Trotz bereits hoher
Ausfinanzierung im DAX hält der Trend zu weiteren Dotierungen an.
Ein negativer Effekt auf die Planvermögen ging von Veränderungen
bei Währungsumrechnungen aus, wodurch das Planvermögen um 5,4 Mrd.
Euro sank. Der darüber hinausgehende Vermögensanstieg ist somit auf
die gute Performance zurückzuführen. Die Gesamtrendite liegt damit
wie im Vorjahr bei etwa 5,5 Prozent.
Positive Entwicklung der Schwellenländer-Aktien und
Immobilienmärkte
Das Jahr 2017 begann mit den Hypotheken des Vorjahrs (Brexit,
US-Präsidentschaftswahl) und entsprechend vorsichtigen Positionen bei
risikobehafteten Anlageklassen. Nach einem verhaltenen Start zogen
die Aktienmärkte von Februar bis Mai kontinuierlich an. Über den
Sommer hinweg schmolzen die Zuwächse bei europäischen Aktien wieder
dahin, bevor der Herbst die Gewinne des ersten Halbjahres wieder
herstellte und zum Jahresende ein Plus von 10,0 Prozent festzuhalten
war.
"Besonders erfreulich wuchsen die Kurse der
Schwellenländer-Aktien, bei denen über das Jahr ein Anstieg von ca.
20 Prozent in Euro zu verzeichnen war. Europäische
Unternehmensanleihen profitierten von der stabilen
Wirtschaftsentwicklung und weiter sinkenden Spreads für Kreditrisiken
infolge geringer Ausfallraten, sodass das Jahr 2017 mit einer Rendite
von 2,4 Prozent abschloss", erläutert Dr. Carl-Heinrich Kehr,
Principal und Investment-Experte bei Mercer Deutschland.
Viele Immobilienmärkte, insbesondere die von institutionellen
Investoren gerne gesuchten Metropolen, zeigten sich auch 2017
dynamisch mit deutlich zweistelligen Zuwächsen. Wer einen guten
Zugang zu Reinvestitionsmöglichkeiten hatte, suchte selektiv den Exit
in den breiten Markt. Auch liquide Alternatives zeigten positive
Renditen im hohen einstelligen Bereich.
"In politischer Hinsicht kamen aus allen wichtigen Regionen der
Welt wenig ermunternde Signale, stattdessen vielerorts Säbelrasseln -
und im besten Fall Gegenwind für die Fortsetzung der wirtschaftlichen
Integration weltweit. Doch selbst die Bundestagswahl mit ihrem
Ergebnis einer erschwerten Regierungsbildung hat der Stabilität der
Finanzmärkte nichts anhaben können. In der Summe zeigten sich die
verschiedenen Kapitalmärkte überraschend unbeeindruckt von den
politischen Begleiterscheinungen", kommentiert Kehr.
In den wichtigsten großen Volkswirtschaften blieb die Inflation
2017 niedrig. Trotz steigender Beschäftigungsraten und der
zunehmenden Auslastung der Produktionskapazitäten gab es wenig
Bewegung bei den Preisniveaus. Viele Beobachter führen dies neben dem
weiterhin niedrigen Niveau der Ölpreise auf die digitale
Transformation und ihre Veränderung der Arbeitswelt zurück.
Deutliche Steigerung des Deckungsgrads
Durch die Entlastung beim Rechnungszins und der positiven
Kapitalmarktentwicklung ist der Deckungsgrad im Jahr 2017 deutlich
auf über 68 Prozent gestiegen. Höher lag er zuletzt vor 10 Jahren
(knapp 71 Prozent). Im Vorjahr lag er bei nur 63 Prozent.
"Dabei muss berücksichtigt werden, dass zumindest in Deutschland
keine Mindestdotierung vorgeschrieben ist. Da die Insolvenzsicherung
über den Pensions-Sicherungs-Verein und nicht über eine zwingende
Kapitaldeckung erfolgt, können die Unternehmen frei entscheiden, ob
und in welchem Umfang sie Pensionsvermögen schaffen", erläutert Kehr.
"Entsprechend findet sich im DAX auch fast das gesamte Spektrum von
vollständiger Abdeckung bis hin zum Verzicht auf Pensionsvermögen."
Schwieriges Anlagejahr 2018
"Im Hinblick auf die Kapitalmärkte ist auch für das Jahr 2018 mit
starken Einflüssen durch politische Prozesse zu rechnen. Diese können
eine stete Quelle sowohl für eine Basisvolatilität als auch für
weitere Überraschungen wie die Korrektur der Aktienmärkte Anfang
Februar darstellen", so Kehr. Ob die ersten Anzeichen für steigende
Zinsen in den USA sich bei weiteren Korrekturen bestätigen werden,
bleibt ungewiss. Für Europa ist davon auszugehen, dass sich die
lockere Geldpolitik im Interesse eines gemilderten Anpassungsdrucks
für die Länder in Südeuropa fortsetzt. Von den immer länger
vorherrschenden Niedrigzinsen geht eine wachsende Verlockung zur
erhöhten Verschuldung aus. "Es gilt, aufmerksam zu verfolgen,
inwieweit die Risiken von Investitionen auch zukünftig weiter
sorgfältig geprüft werden oder eine hohe Fremdfinanzierung den
betroffenen Investoren bei steigenden Zinsen auf die Füße fällt",
ergänzt Kehr.
Pensionsaufwand wird sich 2018 nicht sehr stark verändern
Da der Pensionsaufwand bereits zum Jahresanfang auf Basis der dann
aktuellen Prämissen ermittelt wird, führt der Anstieg des
Rechnungszinssatzes zum 31.12.2017 auch zu einem Absinken des
Dienstzeitaufwandes, also des planmäßigen Anstiegs der
Verpflichtungen für aktive Arbeitnehmer. Der Dienstzeitaufwand der
DAX-Unternehmen lag 2017 bei etwa 7,8 Mrd. Euro und wird auch 2018 in
dieser Größenordnung liegen.
Anmerkungen für Redakteure
Die vorliegende Analyse der Entwicklung von
Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen der DAX-Unternehmen
wurde auf Basis der bis 15.03.2018, 10:00 Uhr veröffentlichten
Geschäftsberichte der DAX-Unternehmen erstellt. Dazu gehören: adidas,
Allianz, BASF, Bayer, Beiersdorf, Daimler, Deutsche Post, Deutsche
Telekom, E.ON, Henkel, Infineon, Linde, Lufthansa, Merck, Münchner
Rück, RWE, SAP, Siemens, thyssenKrupp, Volkswagen und Vonovia.
Die Zusammensetzung des DAX hat sich 2017 nicht verändert. 2018
ist ProSiebenSat.1 Media nach zwei Jahren wieder aus dem DAX
ausgeschieden und Covestro stattdessen nachgerückt. Diese
Neubesetzung wird sich 2018 merklich auf die Pensionsverpflichtungen
auswirken.
Über Mercer (www.mercer.com)
Mercer bietet Beratung und digitale Lösungen, die Unternehmen
dabei helfen, die Anforderungen in den Bereichen Gesundheit,
Wohlstand und Karriere in einer sich wandelnden Arbeitswelt zu
erfüllen. Mit mehr als 22.000 Mitarbeitern in 44 Ländern ist Mercer
in über 130 Ländern tätig. Mercer ist ein Tochterunternehmen der
Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC), dem führenden globalen
Anbieter von professionellen Dienstleistungen zu den Themen Risiko,
Strategie und HR. Mit einem Jahresumsatz von 14 Mrd. USD und fast
65.000 Mitarbeitern weltweit hilft Marsh & McLennan Companies seinen
Kunden dabei, in einem immer dynamischeren und komplexeren Umfeld
erfolgreich zu agieren. Zu Marsh & McLennan Companies gehören auch
Marsh, Guy Carpenter und Oliver Wyman.
Mercer Deutschland (www.mercer.de)
In Deutschland ist Mercer mit über 600 Mitarbeitern unter anderem
an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig,
München und Stuttgart vertreten. Die Schwerpunkte der
Geschäftstätigkeit liegen in der Beratung von Unternehmen rund um
betriebliche Altersversorgung, Investments und Pensions
Administration sowie Vergütung, Human-Capital-Strategie und M&A. Für
weitere Informationen besuchen Sie uns auf www.mercer.de oder folgen
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Vera Reuland
E-Mail: vera.reuland@mercer.com
Tel.: +49 (0) 69 689778 552
Corinna Rygalski
Tel.: +49(0) 69 689778 663
E-Mail: corinna.rygalski@mercer.com
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