Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Streitkultur
Geschrieben am 15-03-2018 |
Bielefeld (ots) - Transsilvanien. Dracula. Hand aufs Herz: Über
Rumänien wissen wir nicht so viel. Das ändert sich gerade. Rumänien
ist Gastland der Buchmesse.
Varujan Vosganian, einst Minister in Bukarest, nun Schriftsteller,
erzählt gerne von 1989, vom Ende des Ostblocks, als man in seiner
Heimat dachte, in die Politik zu gehen wäre ein kulturelles
Statement. Heute glaubt Vosganian, »Kunst und Politik gehen nicht
zusammen«.
Jetzt würde man gerne entgegnen, ja, ihr in Ceausescus Ruinen seid
eben traumatisiert, schaut mal her, wie schön wir in unserer
funktionierenden Demokratie Literatur und Gesellschaft
zusammenbringen. Aber aus dem Staatskundeseminar wird nichts, denn
gerade wird das Leipziger Leseangebot zur Nebensache degradiert. Bei
der Frankfurter Buchmesse 2017 holte man sich den Ärger selbst ins
Haus, als man zu Aktionen gegen Rechts aufrief, und dann jammerte,
als die Chaoten kamen. In Dresden klagte jetzt der Romancier Uwe
Tellkamp, 95 Prozent der Flüchtlinge wollten bloß in unsere
Sozialsysteme einwandern. Wer das aber ausspreche, werde aus dem
schmalen Korridor der akzeptierten Ansichten geschubst - im
Mainstream der Meinungen gehe die Meinungsfreiheit verloren.
Suhrkamp, bei dem Tellkamp publiziert, flötete völlig verschreckt:
»Kein Kommentar.«
Wutbürger hier, Leisetreter da. Also übernahm das weltweite Netz
die Kommentarfunktion. Twitter und Facebook, die englischen Wörter
für Feindschaft und Unkenntnis, brüllten, Suhrkamp solle Tellkamp
feuern. Der Inkriminierte saß noch auf dem Podium, da hatte man ihm
schon das Kainsmal »AfD« eingebrannt.
Warum nur gelingt uns keine Debatte mehr? Liegt's an unseren
Volksvertretern? Wir hatten mal Politiker, die den Gegner attackieren
konnten, ohne ihn zu vernichten, darunter die »größte
parlamentarische Haubitze aller Zeiten« (Heiner Geißler über Herbert
Wehner). Redner mit Finesse, hinter der - absolut entscheidend! -
profunde Bildung aufschien. Vorbilder für den Disput im Alltag. Von
uns gewählt! 1984, mit Joschka Fischers »Arschloch«-Invektive, begann
die verbale Schussfahrt in die Jauchegrube, deren Talsohle wir längst
erreicht haben.
Oder liegt's an der Schule? Oder, wie die letzten Analogapostel
argwöhnen, am »System Internet«?
Mit Ausnahme strafbarer Parolen soll jede Ansicht frei bekundet
sein. Wer anders denkt, soll offen widersprechen. Bitte keine anonyme
Ausraste auf der Tastatur. Bitte kein öffentliches Wiederkäuen von
Tweets. Dann erübrigt sich alles Gejammer über den Mainstream.
Tellkamps Diskussionsgegner Durs Grünbein übrigens fragte sich, wo im
Dresdener Talk die Kultur geblieben sei. Er fand, sie habe sich
gleich zu Beginn davongeschlichen. Ob sie es noch bis nach Leipzig
schafft?
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
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