Rheinische Post: Kommentar /
Neuanfang mit Selbstkritik
= Von Kristina Dunz
Geschrieben am 21-03-2018 |
Düsseldorf (ots) - Zum Auftakt noch einmal Rückblick. Die
Kanzlerin, die sonst immer nach vorn schauen will und Probleme auch
aussitzen kann, schüttet in der ersten Regierungserklärung ihrer
vierten Amtszeit Asche auf ihr Haupt. Sie macht ihre
Flüchtlingspolitik für die Spaltung und Polarisierung der
Gesellschaft verantwortlich. Beziehungsweise einen Satz: "Wir
schaffen das." Für die einen war er Hoffnung, für die anderen
Provokation. So viel Selbstkritik war nie. Und das ist der Grundstein
für ihre vierte und sicher letzte Amtszeit. Keinesfalls will sie
abtreten als Kanzlerin, die das Land entzweit hat. Zusammenhalt ist
das derzeit wohl häufigste Wort der 63-Jährige. Dafür will sie jetzt
"jeden Tag von morgens bis abends" ihre ganze Kraft einsetzen. Merkel
erwähnt die AfD natürlich nicht. Aber eines ihrer wichtigsten Ziel
ist, dass sich Wähler von dieser in Teilen rassistischen Partei
wieder abwenden. Merkel hat verstanden, dass sie sich mehr um die
Sorgen und Ängste der anderen kümmern muss. Die Frage ist, ob sie das
kann. Denn sie selbst fühlt es nicht. Sie ist eine Frau der Mitte,
der Freiheitsrechte, des Kompromisses, nicht der Wut, der Abschottung
und Eskalation. Und ihre Kritiker werden ihr nicht die Hand reichen.
Siehe Seehofer.
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