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KfW-Innovationsbericht: Zuletzt wieder mehr innovative Mittelständler in Deutschland - aber weiterhin keine Trendwende

Geschrieben am 29-03-2018

Frankfurt am Main (ots) -

- Innovatorenquote steigt um 5 Prozentpunkte auf 27%, liegt aber
weit von Höchststand entfernt
- Gesamtinvestitionen innovativer Mittelständler sinken leicht auf
32,2 Mrd. EUR
- Innovationsrückgang wirkt sich nachteilig auf Umsatz mit neuen
Produkten aus
- Mangelnder Nutzen und fehlende Ideen sind Hauptgründe für
Verzicht auf Innovationstätigkeit

Der Anteil der innovativen mittelständischen Unternehmen in
Deutschland steigt nach gut zehn Jahren kontinuierlichen Rückgangs
wieder an: Die Innovatorenquote für die Jahre 2014/2016 liegt bei
27%, wie der aktuelle KfW-Innovationsbericht zeigt. Das heißt: Rund 1
Million kleine und mittlere Firmen hierzulande investierten zuletzt
in innovative Produkte oder Prozesse - 200.000 mehr als in der zuvor
untersuchten Periode 2013/2015. Dass diese erfreuliche Erholung
allerdings bereits eine Kehrtwende des langjährigen Abwärtstrends
bedeutet, ist mehr als fraglich. Von ihrem Höchststand von 42% aus
den Jahren 2004/2006 liegt die mittelständische Innovatorenquote
weiterhin weit entfernt. Zugleich stagniert die Summe, die der
Mittelstand für Innovationen ausgibt, bereits seit Mitte der 90er
Jahre - und sank 2016 sogar nochmals auf nun 32,2 Mrd EUR (2015: 36,7
Mrd. EUR).

Auch wenn die Innovatorenquote zuletzt bei Unternehmen aller
Größenklassen anspringt - im langfristigen Vergleich wird
offensichtlich, dass vor allem die kleinen Betriebe mit weniger als 5
Beschäftigten sich mehr und mehr aus der Innovationstätigkeit
verabschieden. Rund 80% aller mittelständischen Firmen fallen in
diese Größenklasse, binnen 10 Jahren sank der Anteil von Innovatoren
hier um gut zwei Fünftel. Bei den großen Mittelständlern mit mehr als
50 Beschäftigten ging der Anteil innovativer Firmen im gleichen
Zeitraum zwar ebenfalls deutlich zurück, allerdings nur um knapp ein
Fünftel. Ein Blick in die Branchen zeigt, dass im
Zehn-Jahres-Vergleich vor allem der Dienstleistungssektor
(-17%-Punkte auf 27%) und das Baugewerbe(-14%-Punkte auf 15%)
erheblich Innovatoren verloren haben.

Die kontinuierlich abnehmende Bedeutung von Innovationen im
Mittelstand spiegelt sich auch in sinkenden durch Innovationen
erwirtschafteten Umsätzen wieder. 2004/2006 erzielten 43 % der
kleinen und mittleren Unternehmen über die Hälfte ihres Umsatzes mit
ihren Innovationen, aktuell tun das nur noch 25 %. Im Gegenzug ist
der Anteil der Mittelständler, der lediglich maximal ein Zehntel des
Umsatzes mit Innovationen erzielt, im zurückliegenden Jahrzehnt
erheblich von 30% auf 59 % gestiegen.

Insgesamt geht der Rückgang der Innovatoren im Mittelstand weniger
von hochinnovativen Vorreiter-Unternehmen aus, sondern von der Masse
der Firmen, die Produkt- oder Prozessneuerungen nachahmen und somit
in der Wirtschaft verbreiten (-16%-Punkte auf 15% binnen 10 Jahren).
Der Anteil der Unternehmen hingegen, die eigene Forschung und
Entwicklung (FuE) betreiben, liegt zwar ebenfalls unter seinem
Höchststand von 16% in den Jahren 2004/2006, verharrt aber nun schon
seit 2010 bei Werten um 10%.

KfW Research hat für den neuen Innovationsbericht erstmalig die
nicht-innovativen Mittelständler dazu befragt, warum sie auf
innovative Produkte oder Prozesse verzichten: Mit 54 % gab die Masse
von ihnen an, dass aus ihrer Sicht ein Hervorbringen von Innovationen
im Moment nicht notwendig ist und ihrem Unternehmen keinen Nutzen
bringt. In der Tat zeigen Analysen, dass die Innovationsrenditen seit
der Jahrtausendwende zurückgehen. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
Der intensivere Wettbewerb sorgt für steigenden Druck auf Preise und
Kosten, die steigende technologische Komplexität macht Nachahmungen
schwieriger und nicht zuletzt bevorteilen Netzwerkeffekte die
Vorreiterunternehmen bei digitalen Technologien. Jedes fünfte
Unternehmen (20%) begründet das Unterlassen von Innovationstätigkeit
zudem mit fehlenden Ideen. Warum diese Ideen fehlen, ist offen. Ein
Grund könnte in mangelndem Fachwissen und fehlenden Kompetenzen der
Belegschaft liegen, vorhandene Innovationschancen wahrzunehmen und
Innovationsideen zu entwickeln. Auch die derzeit gute geschäftliche
Lage der Wirtschaft mit hohen Renditen und Produktionsauslastungen
dürfte dazu beitragen, dass sich die Frage nach Innovationen gar
nicht so deutlich stellt. Letztlich haben sich neue
Innovationsmöglichkeiten für die Breite des Mittelstands in den
zurückliegenden Jahren auch nicht aufgedrängt: Seit dem Internet-Boom
blieb ein neuer Technologieschub bislang aus.

"Trotz der zuletzt erfreulichen Erholung der Innovatorenquote
bleibt festzustellen: Eigene Innovationsanstrengung im Mittelstand
nehmen im Trend weiterhin ab. Für die deutsche Wirtschaft und ihre
internationale Wettbewerbsfähigkeit sind dies keine guten Nachrichten
- schließlich spielen Innovationen eine große Rolle für
Beschäftigung, Rendite, Umsatz und Produktivität", sagt Dr. Jörg
Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Die Wirtschaftspolitik
müsse daher dringend die Entwicklung neuer Technologien und deren
Verbreitung in der Wirtschaft stärken. "Es gilt einerseits den
bisherigen technologischen Vorsprung Deutschlands zu sichern und neue
Technologiefelder zu besetzen. Andererseits müssen auch die
Innovationsaktivitäten in der Breite des Mittelstands gestärkt
werden. Dies trägt zur Diffusion neuer Technologien bei und sichert
die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft als Ganzes. Dazu
gilt es Lern- und Innovationsprozesse gerade in Unternehmen ohne
eigene FuE zu verbessern. Aus- und Weiterbildung, der Aufbau eines
adäquaten Innovationsmanagements, Teamarbeit und die Verbesserung des
Zugangs zu neuem Wissen sind hier hilfreiche Maßnahmen. Dies
umzusetzen ist auch eine Frage der finanziellen und personellen
Möglichkeiten der Unternehmen.", so Zeuner.

Der KfW-Innovationsbericht ist abrufbar unter:
www.kfw.de/innovationsbericht

Zur Datenbasis:

Der aktuelle KfW-Innovationsbericht basiert auf dem
KfW-Mittelstandspanel 2017. Das KfW-Mittelstandspanel stellt die
einzige repräsentative Erhebung im deutschen Mittelstand (Unternehmen
bis 500 Mio EUR Umsatz) und damit die wichtigste Datenquelle für
mittelstandsrelevante Fragestellungen dar. Es ermöglicht
Hochrechnungen für sämtliche Größenklassen und Branchen des
Mittelstands. In der aktuellen Welle haben sich 11.043
mittelständische Unternehmen an der zugrundeliegenden Befragung
beteiligt.



Pressekontakt:
KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt
Kommunikation (KOM), Christine Volk
Tel. +49 (0)69 7431 3867, Fax: +49 (0)69 7431 3266,
E-Mail: Christine.Volk@kfw.de, Internet: www.kfw.de

Original-Content von: KfW, übermittelt durch news aktuell


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