(Registrieren)

Allg. Zeitung Mainz: Ein Deutscher / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Anschlag von Münster

Geschrieben am 08-04-2018

Mainz (ots) - Ja, es war offenbar ein Deutscher. Gefährlichen
Rechtsextremisten wie der unsäglichen AfD-Aktivistin von Storch
scheint es fast leid zu tun, dass der Attentäter von Münster kein
Islamist war. Was für eine perverse Denkweise. Genau so irrwitzig
wäre es andererseits, wollte jemand argumentieren: Schaut her, die
Deutschen, schimpfen auf die armen Flüchtlinge, die angeblich
Dschihadisten sind, und laufen selbst Amok. Es herrscht emotionaler
Unfrieden in Deutschland. Zündler verursachen Flächenbrände,
gebraucht werden deshalb Menschen, die beruhigen, ohne zu
beschwichtigen, ohne Dinge unter den Teppich zu kehren. Solche
Menschen dürfen gerne aus der Politik kommen, von den Kirchen,
sozialen Institutionen, aber generell kann das jeder sein, der sich
dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt. Ein paar einfache Fakten im Auge
zu behalten, ist hilfreich. Ja, es gab und gibt islamistischen
Terror, etwa 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. Aber Flüchtlinge
dürfen nicht unter Generalverdacht stehen. Ja, es gibt Amoktaten, die
keinen terroristischen, keinen politischen Hintergrund haben,
begangen von Deutschen, Amerikanern, Arabern, Juden, die psychisch
krank oder einfach nur abgrundtief böse und von Vernichtungswillen
getrieben sind. Aber es wäre fatal, diese letztere,
nicht-terroristische Kategorie als "nicht ganz so schlimm"
einzuordnen. Die Neigung dazu scheint zu existieren. Sie könnte sich
in Gedanken manifestieren wie: "Gott sei Dank, kein Terroranschlag,
nur ein normaler Amoklauf." Auch bei "normalen Amokläufen" stellt
sich die Frage, ob und wie Vorbeugung möglich und, falls doch etwas
geschieht, Hilfe effizient ist. Unerlässlich: Sicherheitskräfte
müssen bekommen, was sie für ihre Arbeit brauchen: Personal,
Ausstattung, Gesetze. Der Rechtsstaat muss mit Augenmaß, aber auch
mit Entschiedenheit verteidigt werden. Aufgeklärt und unterbunden
werden muss allerdings auch Behörden-Versagen, wie es beim Anschlag
auf den Berliner Weihnachtsmarkt zutage trat. Mindestens genau so
wichtig ist es, ein gesamtgesellschaftliches Klima zu erzeugen, in
dem Gewalt geächtet ist. Die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung ist in
erschütternder Weise gesunken, ganz allgemein und sogar gegenüber
Menschen, die helfen wollen, Rettungssanitätern, Feuerwehrleuten und
Polizisten. Unfassbar, das darf nie und nimmer hingenommen werden,
hier sind harte Reaktionen unerlässlich. Um vorbeugend einem
Gewalttabu zum Sieg zu verhelfen, sind vor allem Elternhäuser und
Schulen gefragt. Die verdienen jede Hilfe, erklären sich aber immer
häufiger für überfordert. Wo soll das enden?



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Alexandra Maus
Newsmanagerin
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

632820

weitere Artikel:
  • Allg. Zeitung Mainz: Ideenlos / Kommentar von Frank Schmidt-Wyk zum "konservativen Manifest" Mainz (ots) - Das mit der GroKo kann auf Dauer nur funktionieren, wenn Union und SPD in der Mitte einen starken, einigermaßen geschlossenen Block bilden und zumindest eine grobe Vorstellung davon entwickeln, wo es hingehen soll. Davon sind beide Partner momentan allerdings weit entfernt: Sowohl innerhalb der SPD als auch im Lager von CDU/CSU drängen starke Kräfte auf eine Kurskorrektur nach links beziehungsweise rechts. Mit dem Unterschied, dass die Richtungskämpfe bei den Sozialdemokraten traditionsgemäß im Schaufenster ausgetragen mehr...

  • WDR, NDR und SZ: Neues Schreiben des Amokfahrers von Münster aufgetaucht Köln (ots) - Nach der Amokfahrt von Münster wertet die Polizei weitere Informationen über den Täter aus. Der 48-Jährige Deutsche hatte gestern mit einem Campingwagen zwei Menschen getötet. Sechs weitere schweben noch in Lebensgefahr. Anschließend erschoss sich der Mann selbst. Schon gestern war bekannt geworden, dass er bereits Ende März in einer Mail an Freunde andeutete, dass er sich das Leben nehmen will. Inzwischen hat die Polizei in einer Wohnung des Mannes in Pirna nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung mehr...

  • Rheinische Post: Von Münster lernen Kommentar Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Die Friedensstadt Münster erlebt Tod und Trauer. Die Bluttat vor dem beliebten Straßencafé, am 1896 erbauten Kiepenkerl-Denkmal, das sogar die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstand, trifft die Westfalenstadt ins Mark. Ein offenbar psychisch labiler 48-Jähriger verletzt Dutzende, tötet zwei Menschen und sich selbst. Als die Nachrichten von einem Kleinlaster, der in eine Menschenmenge rast, im Rest der Republik eintreffen, ist der erste Gedanke: islamistischer Terror. So reflexhaft funktioniert das Gehirn mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kopftuchverbot für Mädchen im Gespräch NRW setzt wichtige Debatte in Gang Carolin Nieder-Entgelmeier Bielefeld (ots) - Das Kopftuch ist nicht nur ein Zeichen der Religionszugehörigkeit, sondern auch ein Symbol des politischen Islam, das für die Geschlechtertrennung und die Sexualisierung von Frauen steht. Ein Symbol, das besonders befremdlich wirkt, wenn es um Kinder geht, doch die Zahl der Mädchen mit Kopftuch in Kindergärten und Grundschulen steigt. Deshalb ist die angestrebte Diskussion in NRW über ein Kopftuchverbot für Mädchen wichtig. Der Vorstoß bringt eine Debatte in Gang, die klären muss, ob sich muslimische Mädchen ebenso mehr...

  • Straubinger Tagblatt: Giftgas-Angriff in Syrien - Das muss Konsequenzen haben Straubing (ots) - Es ist eine Schande, dass die Staatengemeinschaft es in sieben Jahren nicht geschafft hat, den Krieg zu beenden. Auch, weil Russland keinerlei Skrupel kennt. Sollte sich der Verdacht in Duma verhärten, muss massiver Druck auf Moskau aufgebaut werden. Dann darf nicht der geringste Zweifel bestehen: Eine Zukunft Syriens kann es mit Baschar al-Assad nicht geben. Pressekontakt: Straubinger Tagblatt Ressortleiter Politik/Wirtschaft Dr. Gerald Schneider Telefon: 09421-940 4449 schneider.g@straubinger-tagblatt.de mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht