"Ärzte schlagen niemandem die Tür vor der Nase zu" - Stufenkonzept des G-BA ohne verlässliche Folgenabschätzung
Geschrieben am 20-04-2018 |
Berlin (ots) - "Der Gemeinsame Bundesausschuss hat einen Beschluss
gefasst, der in etlichen Kliniken Besorgnisse auslösen wird. Dem von
gesundheitsökonomischen Auguren und Krankenkassen geforderten
Kahlschlag kann aber wirksam entgegengewirkt werden, wenn die Länder
ihrer Verantwortung für eine Basisnotfallversorgung in
strukturschwachen Gebieten gerecht werden", kommentierte Rudolf
Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes, den gestrigen Beschluss
des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu einem gestuften System
von Notfallstrukturen in Krankenhäusern.
Der Gemeinsame Bundesausschuss hatte den Auftrag, bereits zum 31.
Dezember 2016 ein Stufenkonzept für die stationäre Notfallversorgung
zu erarbeiten. Der Gesetzgeber entschied sich für eine
Fristverlängerung bis zum 31. Dezember 2017, damit der G-BA vor
Beschlussfassung eine Folgenabschätzung vornehmen und deren
Ergebnisse berücksichtigen kann. "Bei dem vorliegenden Ergebnis
stellt sich schon die Frage, auf welcher Grundlage der G-BA die
Folgewirkungen seiner Mindestvorgaben für die flächendeckende
Notfallversorgung beurteilt hat. Das Beschlussverfahren und das
Ergebnis der Wirkungsprognose sind bis zum Schluss für Außenstehende
intransparent geblieben. Es ist jedenfalls ein Versäumnis, derart
weitreichende Entscheidungen zu treffen, ohne den Beteiligten eine
verlässliche Folgenabschätzung zur Verfügung zu stellen", kritisierte
Henke.
"Ein Kernproblem des Beschlusses ist, dass Kapazitäten der
stationären Notfallversorgung in Frage gestellt werden, ohne dass an
anderer Stelle ausreichend Möglichkeiten bestehen, diese Lücken zu
schließen. Wir haben in vielen Krankenhäusern erhebliche Personalnöte
und im ambulanten Bereich noch längst nicht die notwendigen
vernetzten Strukturen, um zusätzliche Patienten auffangen zu können,
die anderswo nicht mehr notfallmedizinisch behandelt werden sollen.
Ein entsprechender Aufgabenzuwachs von rund fünf Prozent in der
stationären Notfallversorgung erfordert dann auch eine verlässliche
Refinanzierung", betonte Henke.
Der G-BA lasse zudem unberücksichtigt, dass Patienten auch dann
versorgt werden müssen, wenn sie in Krankenhäuser kommen, die
zukünftig für ihre Notfallbehandlungen keine Zuschläge mehr erhalten.
"Ärzte sind ja keine Türsteher, die nach Belieben darüber befinden
können, wem sie Zutritt gewähren und wem nicht. Wir sind von Berufs
wegen verpflichtet, jeden Patienten anzunehmen und schlagen niemandem
die Tür vor der Nase zu", sagte Henke.
In arbeitsrechtlicher wie praktischer Hinsicht hochproblematisch
sei vor allem die vorgesehene Zeitvorgabe von 30 Minuten zur Aufnahme
der Behandlung durch einen Facharzt. "Hier wäre eine offene
Formulierung, die eine ärztliche Versorgung selbstverständlich
unverzüglich aber stets in Abhängigkeit vom Schweregrad der
Erkrankung und der vitalen Bedrohung des Patienten vorsieht, besser
geeignet als starre zeitliche Vorgaben", so der MB-Vorsitzende.
Pressekontakt:
Marburger Bund Bundesverband
Referat Verbandskommunikation
Hans-Jörg Freese (Pressesprecher)
Tel.: 030 746846-41
Mobiltel.: 0162 2112425
E-Mail: presse@marburger-bund.de
Original-Content von: Marburger Bund - Bundesverband, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
634679
weitere Artikel:
- Bayernpartei: Grenzkontrollen wären derzeit alternativlos, wenn sie denn ernsthaft stattfinden würden München (ots) - Die Bundesregierung hat eine Verlängerung der
Grenzkontrollen nach Österreich für weitere sechs Monate angekündigt.
Der EU-Innenkommissar Avramopoulos ließ darauf hin die interessierte
Öffentlichkeit wissen, mit Grenzkontrollen innerhalb des
Schengenraumes müsse bald Schluss sein. Er ließ offen, ob die
EU-Kommission der geplanten Maßnahme zustimmt.
Für die Bayernpartei sind die Aussagen des Komissars anmaßend und
weltfremd. Denn bevor Brüssel hier etwas fordern kann, sollte die EU
ihre Hausaufgaben machen. Ein mehr...
- Umfrage: Schlechte Noten für die Klimapolitik der Bundesregierung und klares Signal an die Kohlekommission (FOTO) Berlin (ots) -
Ein Großteil der Deutschen bewertet die Klimaschutzbemühungen der
Bundesregierung als ungenügend. Das ist das Ergebnis einer
repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im
Auftrag von Zukunft ERDGAS. Um die selbst gesteckten Klimaziele zu
erreichen, müssen die CO2-Emissionen schnell gesenkt werden. Erdgas
bietet hierfür kosteneffiziente Lösungen, die derzeit noch zu wenig
genutzt werden - sowohl im Heizungskeller als auch im Kraftwerkspark.
Mit der jetzt gestarteten Kampagne "Klimaschutz für alle" mehr...
- Deutsche Umwelthilfe wirft Verkehrsminister Andreas Scheuer Täuschung von über 5 Millionen Dieselfahrern vor: Software-Updates befreien nicht vom Diesel-Fahrverbot Berlin (ots) - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert von der
Bundesregierung anstelle von "Vertrauen darauf, dass die Hersteller
ihren Job machen" unabhängige Kontrollen und behördliche Verfügungen
gegen die betrügerischen Autokonzerne - Abgasmessungen des
Emissions-Kontroll-Instituts der DUH zeigen bei Messungen im
Winterhalbjahr an Betrugs-Diesel mit durchgeführtem Software-Update
sogar noch höhere Stickoxid (NOx)-Emissionen als vor dem
Software-Update - Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig ist
eindeutig: Diesel-Fahrverbote mehr...
- Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen in der EU erreichte im Jahr 2017 mit 72,2% neuen Spitzenwert Luxemburg (ots) - Im Jahr 2017 lag die Erwerbstätigenquote der
Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren in der Europäischen Union
(EU) mit 72,2% höher als im Jahr 2016 (71,1%). In der Strategie
Europa 2020 wurde als Ziel festgelegt, in der EU bis 2020 bei den 20-
bis 64-Jährigen eine Erwerbstätigenquote von insgesamt mindestens 75%
zu erreichen.
Der Aufwärtstrend bei der Erwerbstätigenquote lässt sich sowohl
für Männer als auch für Frauen erkennen. Bei den Männern erreichte
die Erwerbstätigenquote im Jahr 2016 78,0%. Damit verzeichnete mehr...
- DIW: Stundenentgelte in der Altenpflege steigen seit 2012 stärker als in der Gesamtwirtschaft / bpa Arbeitgeberpräsident Rainer Brüderle zu einer Studie des DIW Berlin (ots) - Zu einer vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im Wochenbericht 16/2018
veröffentlichten Studie "Sozialwesen: ein rasant wachsender
Wirtschaftszweig" erklärt bpa Arbeitgeberpräsident Rainer Brüderle:
"Das DIW führt in seiner Studie eine eindrucksvolle Entwicklung
der Altenpflege auf. So heißt es dort, dass die Wirtschaftsleistung
im Sozialwesen, zu dem insbesondere die ambulante und stationäre
Altenpflege sowie die Kinder- und Jugendhilfe gehören, sei zwischen
1991 und 2015 überdurchschnittlich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|