NRZ: Prozente sagen nichts über Erfolge - ein Kommentar von MANFRED LACHNIET
Geschrieben am 20-04-2018 |
Essen (ots) - Wie fragwürdig ein gutes Abstimmungsergebnis ist,
das weiß wohl niemand besser als Martin Schulz. 100 Prozent der
Sozialdemokraten stimmten vor einem Jahr für ihn. Wie die Geschichte
ausging, ist jedem bekannt. Schulz sitzt heute als gebrochener Mann
in Würselen. Wer ihn damals gewählt hatte, will heute nichts mehr
davon wissen. Es sagt darum nicht viel aus, ob Andrea Nahles morgen
65 oder 75 Prozent der Stimmen erhalten wird. Viel wichtiger ist,
dass ihre Partei möglichst schnell wieder Mut und Tritt fasst. So
etwas hängt nicht nur davon ab, wer gerade vorn sitzt. Sondern auch,
ob die Partei sich einigermaßen disziplinieren kann. Sicherlich ist
Nahles keine Ideal-Besetzung: Mit ihr verbindet man nicht gerade
Aufbruch, ihre Rhetorik ist nicht jedermanns Sache. Auch, dass sie
als erste Frau in der Geschichte der ältesten Partei Deutschlands
vorsteht, ist nur am Rande erwähnenswert. CDU, Grüne und Linke sind
da längst weiter. Dennoch: Mit Nahles ist die Entscheidung zur GroKo
verbunden (66 Prozent Zustimmung). Es wäre ein schwerer Schlag, wenn
am Sonntag diese Zahl nicht mindestens wieder erreicht würde. Nach
der Wahl muss die SPD den Menschen endlich sagen, für was sie steht:
Bildung und Aufstieg sind da ganz wichtig, die soziale Sicherung der
Schwachen und auch die moderne und digitale Arbeitswelt, ebenso der
stete Einsatz für den Frieden. Und wenn das alles noch in einer guten
und verständlichen Sprache herüberkommt, dann ist für die SPD schon
eine Menge gewonnen.
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Redaktion
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