Börsen-Zeitung: Trump mischt die Märkte auf,
ein Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn
Geschrieben am 20-04-2018 |
Frankfurt (ots) - Politische Börsen, so sagt man, haben kurze
Beine. Aktuell bedeutet dies, dass die erratische Politik von
US-Präsident Donald Trump kaum bleibenden Eindruck an den
Aktienmärkten macht.
So hat etwa die Aussicht auf einen Handelskrieg mit China nicht zu
starken Verlusten am Aktienmarkt geführt, obwohl es zeitweise so
aussah, als würde Trump ohne Rücksicht auf Verluste im Tagesrhythmus
neue Strafzölle verhängen. Am Markt hat man darauf gesetzt, dass die
Lage nicht eskaliert, was vor allem wegen der besonderen Reaktion
Pekings, aber auch wegen der Intervention rationaler agierender
Kräfte innerhalb der US-Regierung dann ja auch eingetreten ist.
Es gibt aber ein Segment, in dem die Politik der US-Regierung
deutlich die Preise bewegt, wobei zu erwarten ist, dass dies in den
kommenden Wochen und Monaten auch so bleiben wird: Im Rohstoffsektor
hat es einige sehr markante Preisbewegungen gegeben, etwa bei Rohöl,
Aluminium und nun auch Nickel, bei denen die US-Politik eine große
Rolle spielt.
Was den Ölpreis betrifft, so hat Trump jetzt das Kartell
Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) per Twitter verbal
unter Feuer genommen. Er wirft der Organisation vor, den Ölpreis
künstlich hoch zu halten, und droht mit Konsequenzen. Trump hat
freilich übersehen, dass dafür vor allem der enge US-Verbündete
Saudi-Arabien verantwortlich ist, in dem Bestreben, für den
Börsengang der staatlichen Ölgesellschaft Aramco eine ansprechende
Bewertung herbeizuführen. Die Saudis sorgen momentan dafür, dass die
Opec-Produktion um rund 500.000 Barrel pro Tag (bpd) unterhalb der
Nachfrage nach Opec-Öl bleibt.
Hinter dem Ölpreisanstieg auf fast 75 Dollar für das Barrel Brent
steht aber noch etwas anderes: die Aussicht auf eine deutliche
Zuspitzung des Konflikts zwischen den USA und dem Iran. Am 12. Mai
muss Trump nämlich entscheiden, ob er aus dem Atomabkommen mit dem
Iran aussteigt. Die daraus resultierenden Sanktionen würden dem
Weltmarkt mehrere 100.000 Barrel pro Tag an iranischem Öl entziehen -
und zwar in einer Situation, in der das Angebot bereits relativ knapp
ist. Das dürfte bereits deutlich auf den Ölpreis durchschlagen.
Es gibt aber noch die Gefahr, dass dadurch eine Eskalation des
Konflikts ausgelöst wird, die den Falken in der US-Regierung wie dem
neuen Sicherheitsberater John Bolton durchaus recht wäre. Höhepunkt
könnte ein Militärschlag gegen den Iran sein, für den Bolton häufig
plädiert hat. Dieser könnte, wenn er umfassend ausfällt, die
iranische Ölinfrastruktur stark beeinträchtigen und zu einer
militärischen Reaktion des Iran führen. Diese könnte im Extremfall im
Versuch der Sperrung der Straße von Hormus bestehen. Bereits der
Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen dürfte zu einem Anstieg des
Ölpreises um 10 Dollar je Barrel führen. Ein neuer Krieg am
Persischen Golf würde den Ölpreis über die Marke von 100 Dollar
treiben.
Auf den Märkten für Industriemetalle haben die amerikanischen
Sanktionen gegen Russland, die derzeit fast im Wochenabstand
verschärft werden, deutliche Spuren hinterlassen. So haben die
Sanktionen gegen den zweitgrößten Aluminiumproduzenten der Welt Rusal
den Preis des Metalls auf den höchsten Stand seit sieben Jahren
getrieben. Die Maßnahmen dürften nicht nur darauf zielen, Russland
wirtschaftlich zu schädigen, sondern auch darauf, dem US-Wettbewerber
Alcoa Vorteile zu bringen. Alcoa geht jedenfalls davon aus, dass die
für den US-Konzern vorteilhafte Lage länger anhält und hat die
Ergebnisprognose für das laufende Jahr angehoben. Alcoa rechnet für
2018 mit einer Unterversorgung des globalen Aluminiummarktes um 1
Mill. Tonnen, wobei allerdings auch umweltrechtliche Probleme der
weltgrößten Aluminiumschmelze in Brasilien eine Rolle spielen.
Bislang war man von einem Defizit von 700.000 Tonnen ausgegangen.
Aktuell hat es nun auch noch den Markt für Nickel getroffen. Am
Mittwoch verzeichnete der Nickelpreis einen Sprung von in der Spitze
12 Prozent auf ein Dreijahreshoch. Erwartet wird nämlich, dass das
Weiße Haus in Kürze Sanktionen gegen die russische Norilsk Nickel
verhängt, die der weltweit zweitgrößte Produzent des Metalls ist, das
für Stahl und Batterien und auch für Elektroautos unerlässlich ist.
Ein Ende der vom Weißen Haus befeuerten Spannungen ist derzeit
nicht absehbar. Es ist damit zu rechnen, dass noch weitere
Rohstoffmärkte betroffen sein werden.
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Börsen-Zeitung
Redaktion
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