Schwäbische Zeitung: Es geht ja doch - Leitartikel zu Bosch
Geschrieben am 25-04-2018 |
Ravensburg (ots) - Wenn das keine Ansage ist: Bosch-Chef Volkmar
Denner stellt sich hin und sagt, die Technik seines Konzerns
ermöglicht es, die Stickstoffemissionen von Dieselautos auf bis zu 13
Milligramm pro Kilometer zu senken - und zwar im gesetzlichen
vorgegebenen Mix aus Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten. Eben im
Realbetrieb.
Ob diese Technik den umstrittenen Diesel nun für das nächste
Jahrzehnt rettet oder nur seinen Überlebenskampf für eine kurze Zeit
verlängert verlängert, muss sich zeigen. Sicher ist: Der Vorstoß des
baden-württembergischen Unternehmens verändert die Diskussion um die
Zukunft des Diesel und die Debatte um den Abgasbetrug von Grund auf.
Denn in Denner hat nicht der Chef eines kleinen Ingenieurbüros das
neue Maß aller Dinge vorgegeben, sondern der weltgrößte
Autozulieferer. Bosch setzt die gesamte Autoindustrie und die Politik
mit diesen Aussagen unter Zugzwang.
Denn die Offensive von Bosch zeigt: Die Konzerne können komplexe
Probleme lösen, wenn sie denn wollen. Jedem Vorstandschef, der wegen
strengeren Grenzwerten in Wehklagen ausbricht, wird künftig das
Beispiel Bosch vorgehalten werden. Der Druck auf die Autobauer, auch
Besitzern älterer Dieselfahrzeuge eine anmessende Lösung für ihren
Wagen anzubieten, wird unausweichlich steigen. Und all den
Lobbyisten, die wegen willkürlich gesetzter Grenzwerte einen Angriff
auf die gesamte deutsche Autoindustrie gewittert haben, sind durch
diese Weiterentwicklung nun einige Argumente verloren gegangen.
Vor allem aber: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und seine
Behörden werden nun nicht mehr umhin können, gesetzliche Grenzwerte
als das zu behandeln, was sie sind: als Grenzen, die das Erlaubte vom
Verbotenen unterscheiden. Nun gibt es erst recht keine Ausrede mehr,
den Übertritt eben dieser Grenzwerte nicht streng zu ahnden. Und dass
es für die deutsche Autoindustrie möglich ist, auch innerhalb der
gesetzlichen Grenzen funktionierende Systemlösungen zu entwickeln,
zeigt das Beispiel Bosch.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
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