Ethikrat nimmt seltene Erkrankungen in den Blick
Geschrieben am 26-04-2018 |
Berlin (ots) - Allein in Deutschland leben etwa vier Millionen
Menschen mit einer seltenen Erkrankung - Anlass genug für den
Deutschen Ethikrat, am gestrigen Mittwoch mit über 200 Gästen die
Situation der Erkrankten und ihrer Angehörigen in den Blick zu nehmen
und darüber zu diskutieren, wie ihre Bedürfnisse im Gesundheitswesen
besser berücksichtigt werden können.
Eine Erkrankung gilt als selten, wenn nicht mehr als fünf von
10.000 Menschen davon betroffen sind. Menschen mit einer seltenen
Erkrankung sehen sich mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert:
falsche oder verspätete Diagnosestellung, Mangel an Information und
praktischer Unterstützung im Alltag, psychische Belastung durch die
Isolation und eine schlechte Versorgung mit qualifizierten
Facheinrichtungen. Strukturelle, medizinische und ökonomische Gründe
erschweren sowohl die medizinische Versorgung der Betroffenen als
auch die Forschung zur Verbesserung von Diagnose und Therapie.
"Die Herausforderung besteht darin, effektiv und gerecht alle
Menschen mit ihren komplexen seltenen Krankheiten zu unterstützen und
ihnen adäquate Therapien und Symptombehandlungen zukommen zu lassen",
sagte der Ratsvorsitzende Peter Dabrock zu Beginn der Veranstaltung.
Ratsmitglied Stephan Kruip, selbst von einer seltenen Erkrankung
betroffen, schilderte in seiner Einführung anschaulich die
Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit seltenen Erkrankungen
konfrontiert sind. Er fragte, wie die berechtigten Ansprüche der
Menschen mit seltenen Erkrankungen innerhalb der strukturellen und
ökonomischen Grenzen des Gesundheitswesens realisiert werden können.
Antje Behring vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) stellte die
Regularien vor, auf deren Grundlage der G-BA über die Erstattung der
Kosten für die Behandlung von seltenen Erkrankungen entscheidet.
Arzneimittel für seltene Erkrankungen (Orphan Drugs) können in
Deutschland in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden.
Fehlende "Leitplanken" und "Obergrenzen" für Preise hätten allerdings
dazu geführt, dass die Jahrestherapiekosten für Orphan Drugs stark
angestiegen seien. An dieser Stelle müsse deutlich nachgebessert
werden. Außerdem müsse der Nutzen der ambulanten
spezialfachärztlichen Versorgung für die Diagnostik und Behandlung
seltener Erkrankungen empirisch untersucht werden.
Daniel Strech von der Medizinischen Hochschule Hannover referierte
zu den ethischen Herausforderungen seltener Erkrankungen. Strech
zufolge bestehe zwar ein breiter Konsens darüber, dass eine
solidarische Gesellschaft allen Mitgliedern eine faire Chance auf
Behandlung einräumen müsse und eine vereinfachte Regulierung bei der
Zulassung von Medikamenten für seltene Erkrankungen wünschenswert
sei. Die Diskussion werde aber kontrovers, sobald es um
Real-Life-Entscheidungen zu Allokations- und Anreizfragen gehe - etwa
bezüglich einer fairen Verteilung finanzieller Ressourcen für
Versorgungsangebote und Forschungsprogramme oder der Frage, ob die
vereinfachte Zulassung von Orphan Drugs tatsächlich hilft,
Arzneimittel bereitzustellen, die einen relevanten Mehrwert für die
Betroffenen haben.
In der folgenden, von Ratsmitglied Elisabeth Steinhagen-Thiessen
moderierten Podiumsdiskussion erörterten die beiden Referenten
gemeinsam mit Jörg Richstein von der Allianz Chronischer Seltener
Erkrankungen e. V. und Sabine Sydow vom Verband Forschender
Arzneimittelhersteller (vfa bio), was zu tun sei, um Menschen mit
seltenen Erkrankungen künftig eine optimale Diagnostik und Therapie
anbieten zu können. In der für das Publikum offenen Diskussion wurden
verschiedene Lösungsansätze zusammengetragen: Sie reichten von mehr
Transparenz durch neue Strukturen zur Information der Betroffenen
über eine bessere Einbindung von Selbsthilfegruppen bei der
Erarbeitung von Versorgungskonzepten bis hin zur Ausweitung
klinischer Studien und der Förderung von Registern für seltene
Erkrankungen.
Dieses Forum Bioethik, so resümierte Peter Dabrock die lebhafte
Diskussion, habe vielen betroffenen Personen eine Chance geboten,
ihre Situation und die damit verbundenen Herausforderungen deutlich
zu machen. Wichtig sei es, Lösungen zu entwickeln, die den von einer
seltenen Erkrankung betroffenen Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich unter
http://ots.de/sGUTIB.
Pressekontakt:
Ulrike Florian
Deutscher Ethikrat
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Jägerstraße 22/23
D-10117 Berlin
Tel: +49 30 203 70-246
Fax: +49 30 203 70-252
E-Mail: florian@ethikrat.org
Original-Content von: Deutscher Ethikrat, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
635678
weitere Artikel:
- Hackensack Meridian Health leitet Hauptsitzungen auf der Gesundheitskonferenz des Vatikans "Unite To Cure" Führungskräfte nehmen gemeinsam mit internationalen
Gesundheitsexperten an dem historischen Ereignis teil, um aktuelle
Innovationen zu besprechen
Edison, New Jersey (ots/PRNewswire) - Hackensack Meridian Health
gibt mit Stolz bekannt, dass Co-CEO Robert C. Garrett, Andrew Pecora,
M.D., Präsident von Physician Enterprise und Chief Innovations
Officer sowie Bonita Stanton, M.D., Gründungsdekanin der Hackensack
Meridian School of Medicine an der Seton Hall University als
Podiumssprecher an der hochangesehenen vierten internationalen mehr...
- So spricht man richtig mit Messer und Gabel und fällt im Restaurant nicht schlecht auf (FOTO) Hamburg (ots) -
Die Hälfte der Deutschen Restaurantbesucher gibt an, dass sie die
Grundkenntnisse der Platzierung des Bestecks beherrschen und zu
wissen, wie man damit kommuniziert. Das ergab eine aktuelle Umfrage
des Online-Reservierungs-Services Bookatable by Michelin unter mehr
als 2.600 Restaurantgästen aus dem deutschsprachigen Raum.
Die meisten Deutschen kennen mindestens die Grundregeln
Wer weiß, wie man mit der Platzierung des Bestecks kommuniziert,
kann sich nach einem Essen ganz entspannt zurücklehnen und auch mehr...
- Wo ist Lydias Papa? Neue Folgen von "Julia Leischik sucht: Bitte melde dich" ab Sonntag, 29. April 2018, in SAT.1 (FOTO) Unterföhring (ots) -
Lydia (29) hat ihren leiblichen Vater noch nie gesehen. Noch vor
ihrer Geburt wird der US-Soldat von Deutschland nach Panama versetzt.
Seitdem gibt es keinen Kontakt mehr zu ihm. Jetzt ist Lydia selbst
Mutter geworden und hat umso mehr große Sehnsucht nach ihrem Papa und
dem Opa ihres Kindes. Sie bittet Julia Leischik, sich in den USA auf
die Suche nach ihrem leiblichen Vater zu machen. Das gestaltet sich
allerdings schwierig, weil der Gesuchte den weit verbreiteten Namen
Mark Samples hat und es nur spärliche mehr...
- Winzige Viren - wirksame Waffe? / Grippeviren sollen Lungenkrebszellen zerstören Bonn (ots) - Masern, Mumps, Grippe und sogar Krebs - Viren
verursachen zahlreiche Krankheiten und stellen ein enormes
Gesundheitsrisiko dar. In den winzigen Partikeln schlummert jedoch
ein gewaltiges Potenzial: Können sie auch für die Krebsmedizin
nutzbar gemacht werden? Wissenschaftler des Universitätsklinikums
Münster gehen dieser Frage nach. Ihr Ansatz: Influenzaviren gegen
Lungentumore einsetzen. Diese sogenannten "onkolytischen" Viren
befallen die Tumorzellen und zerstören diese. Zusätzlich stimulieren
sie das Immunsystem. mehr...
- Vier neue Folgen "Professor T." im ZDF (FOTO) Mainz (ots) -
Jasper Thalheim, der eigensinnige Universitätsprofessor der
Kriminalpsychologie, zieht seine Schutzhandschuhe wieder an.
"Professor T." kehrt am 4. Mai 2018 auf den Bildschirm zurück. Das
ZDF strahlt vier neue Folgen der Krimiserie mit Matthias Matschke in
der Titelrolle aus - auf einem neuen Sendeplatz: freitags um 20.15
Uhr. Jeweils eine Woche vorher, morgens ab 10.00 Uhr, sind sie
bereits in der ZDFmediathek zu sehen.
Auch in den neuen Episoden lehrt Jasper Thalheim alias Professor
T. mit seinem messerscharfen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|