Erfolg der Arzneimittelrabattverträge: Stabilere Versorgung, mehr Anbietervielfalt und geringere Preise
Geschrieben am 27-04-2018 |
Berlin (ots) - Wie wirken sich Arzneimittelrabattverträge auf die
Therapietreue von Patienten aus? Welche ökonomische Bedeutung haben
diese Verträge? Und welche Folgen haben sie für die Anbieterstruktur
der pharmazeutischen Hersteller? Das Wissenschaftliche Institut der
AOK (WIdO) hat diese Fragen empirisch überprüft. Die Bilanz fällt
überaus positiv aus.
"Durch die Arzneimittelrabattverträge können unnötige
Medikamentenwechsel vermieden und die Anbietervielfalt im
generikafähigen Markt erhöht werden", so Helmut Schröder,
stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts
der AOK (WIdO). Außerdem konnten über die Verträge die Listenpreise
für Arzneimittel 2017 um vier Milliarden Euro reduziert werden.
Demnach sorgen Arzneimittelrabattverträge im generikafähigen Markt
dafür, dass Patienten stabiler versorgt werden: 2016 haben 85 Prozent
der Patienten, die einen Wirkstoff über einen längeren Zeitraum
einnehmen müssen, ihr Medikament dauerhaft von demselben Hersteller
erhalten. "Rabattverträge tragen dazu bei, unnötige
Medikamentenwechsel zu vermeiden. Das wirkt sich positiv auf die
Therapietreue und somit den Erfolg der Therapie aus", erklärt Helmut
Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO). Für seine Analyse hat das WIdO die mehr als
45 Millionen wirkstoffbezogenen Profile von AOK-Arzneimittelpatienten
der Jahre 2006 und 2016 bei generikafähigen Wirkstoffen und
Wirkstoffkombinationen untersucht. Demnach erhielten 2006, dem Jahr
vor der Einführung der Rabattverträge, nur 74 Prozent der Patienten
ihr Arzneimittel dauerhaft vom selben Anbieter. "Der Anteil der
Patienten ohne Medikamentenwechsel ist zwischen 2006 und 2016 um 15
Prozent gestiegen", so Schröder. "Ein Medikamentenwechsel erfolgt
heute in der Regel nur dann, wenn Arzt und Patient dies für notwendig
erachten."
Höhere Herstellervielfalt bei Generika
Um eine mögliche Veränderung der Anbieterstruktur zu untersuchen,
hat das WIdO die Verteilung der Umsätze auf die verschiedenen
Arzneimittelhersteller im Jahr 2006 der aktuellen Umsatzkonzentration
im generikafähigen Markt gegenübergestellt. Die Analyse zeigt, dass
sich der Vertragswettbewerb auch mit Blick auf die Vielfalt der am
Markt teilnehmenden Generika-Hersteller gelohnt hat. Zeigte sich
bereits im Jahr 2006 eine insgesamt niedrige Marktkonzentration, so
ist diese 2017 noch weiter gesunken: Der für die Messung der
Marktkonzentration etablierte Herfindahl-Hirschman-Index hat sich von
478 auf 298 reduziert. Dieser Index wird unter anderem vom
Statistischen Bundesamt und der Europäischen Kommission zur
Beobachtung der Marktkonzentration herangezogen. Gemäß der
Europäischen Kommission kennzeichnet ein Wert unterhalb von 1000 eine
niedrige Marktkonzentration, ein Wert bis 1800 eine mittlere
Konzentration und Werte oberhalb 1800 eine starke Marktkonzentration.
"Daraus kann man eine Tendenz zu einer abnehmenden Marktkonzentration
im Generikamarkt ablesen", so Helmut Schröder. Das lässt auch den
Umkehrschluss zu, dass die Nutzung von Rabattverträgen mit einem
steigenden Anbieterwettbewerb im Generikamarkt einhergeht und damit
die Vielfalt fördert.
Die Pharmaindustrie bringt den Aspekt der Marktkonzentration immer
wieder als Argument gegen Rabattverträge ins Spiel. Sie befürchtet,
dass diese Verträge durch einen stärkeren Kostendruck zur Bildung von
Oligopolen und damit letztlich zu einer Konzentration des Marktes
führen. Als Folge würden nur noch wenige Hersteller überleben, von
denen dann eine gewisse Marktmacht ausgehe. Diese Befürchtungen
werden von der WIdO-Analyse widerlegt.
Hohe Produktvielfalt, geringere Preise
2017 wurden bei den insgesamt 2.439 verordneten Wirkstoffen und
Wirkstoffkombinationen im Durchschnitt mehr als 18 verschiedene
Produkte angeboten, zu einem Umsatz von 37,2 Milliarden Euro. Auf den
Markt der generikafähigen Arzneimittel, die nach Ablauf des
Patentschutzes von mehreren Herstellern angeboten werden können,
entfielen über 50 Prozent des Gesamtumsatzes. Bei den Generika
standen im Schnitt sogar 27 verschiedene Produkte zur Verfügung, bei
einzelnen generikafähigen Wirkstoffen wurden sogar über 500
wirkstoffgleiche Alternativen angeboten. Insbesondere in diesem
Marktsegment können die gesetzlichen Krankenkassen seit dem Jahr 2007
die Produktvielfalt nutzen, indem sie für die Versorgung ihrer
Versicherten zu einzelnen Wirkstoffen Rabatte verhandeln und
entsprechende Verträge mit den Arzneimittelherstellern eingehen.
Entsprechend intensiv wird der vom Gesetzgeber gewünschte
Vertragswettbewerb von Gesetzlichen Krankenkassen und
pharmazeutischen Herstellern genutzt. 2017 konnten die Krankenkassen
ihre Arzneimittelausgaben mithilfe der Rabattverträge um insgesamt
vier Milliarden Euro senken. "Durch die preiswertere Versorgung mit
Generika können die frei werdenden finanziellen Mittel für eine
qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten genutzt werden, und
das ohne jeglichen Qualitätsverlust", so Schröder.
Weiterführende Informationen finden Sie auf www.wido.de.
Pressekontakt:
Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle
Dr. Kai Behrens
Telefon: 030 / 34646-2309
Mobil: 01520 / 15603042
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Original-Content von: Wissenschaftliches Institut der AOK, übermittelt durch news aktuell
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