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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum 1. Mai

Geschrieben am 30-04-2018

Bielefeld (ots) - Plus 4,3 Prozent in der Metallbranche, plus 3,19
Prozent in der ersten Stufe im öffentlichen Dienst: Die
Gewerkschafter können in diesem Jahr zu den 1.-Mai-Kundgebungen mit
breiter Brust auftreten. Anders als in früheren krisenhafteren Jahren
bringen die Erhöhungen den Beschäftigten auch real einen Zuwachs.
Gleichwohl gilt selbst in der Geschäftswelt, dass Geld nicht alles
ist. Bei Befragungen der Generationen Y (geboren ab 1980) und Z (etwa
ab 1995), was bei der Wahl des Arbeitsplatzes am wichtigsten ist,
rutscht der Lohn schon auf Platz 4 oder 5 ab. Faktoren der
sogenannten Work-Life-Balance - also des Ausgleichs zwischen Berufs-
und Privatleben - und ein kooperatives Betriebsklima erscheinen
wichtiger. Das gilt auch für die mittlere und ältere Generation, die
mehr Zeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige haben will.
Teilweise wurde die Forderung schon von den Gewerkschaften
aufgegriffen und in Tarifverträge eingeführt - zum Leidwesen der
Arbeitgeber, die darin eine Aufgabe für die Gesellschaft und damit
für den Staatshaushalt sehen. Mehr Geld ist auch dann nicht alles,
wenn Veränderungen in der Arbeitswelt dazu führen, dass Berufe ganz
wegfallen oder sich so verändern, dass sie nicht mehr in das Muster
der Tarifverträge passen. Genau das passiert im Zuge von »Industrie
4.0« und IoT, dem Internet der Dinge. Vieles spricht dafür, dass die
Arbeit nicht generell verschwindet. Wohl aber werden sich Berufe so
verwandeln, dass sie von den bisherigen Jobinhabern auch nach einer
Fortbildung nicht bewältigt werden können. Schlimmstenfalls werden
die Arbeitsplätze ganz überflüssig. Der aktuelle Wandel ist
grundlegender als bei früheren Umbrüchen, als nur Teile der Arbeit
von Maschinen übernommen wurden. Angefüttert mit künstlicher
Intelligenz können Computer in Zukunft den ganzen Geschäftsablauf von
der Bestellung über Produktion, Auslieferung und Ablieferung selbst
übernehmen. Vorteil heute ist, dass Industrie 4.0 in eine Zeit der
Fast-Vollbeschäftigung fällt. Es bleibt aber das Problem, was mit
denen geschieht, die aus Altersgründen oder weil ihnen die
Bildungsvoraussetzungen fehlen, aus der Arbeitswelt in die harte
Hartz-IV-Welt geworfen werden. Nicht von ungefähr ist das Uraltthema
eines bedingungslosen Grundeinkommens plötzlich wieder aktuell: Jeder
Erwachsene hätte auch ohne Arbeit Anspruch auf existenzsichernde
Versorgung durch den Staat. Auch wenn Skeptiker glauben, dass danach
Kräfte für die verbleibende Arbeit fehlen, lohnt es sich, die Idee
weiter zu diskutieren. Das »Nein« des DGB auf Grund der Befürchtung,
die Arbeitgeber könnten sich wegen des Grundeinkommens aus der
solidarischen Finanzierung der Sozialversicherung zurückziehen, muss
nicht das letzte Wort sein.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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