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FinTechs in Deutschland: viel Lärm um nichts? (FOTO)

Geschrieben am 08-05-2018

München (ots) -

Die hochgerechneten direkten Erträge der in Deutschland im
Privatkundengeschäft tätigen FinTechs für 2017 summieren sich auf 800
bis 900 Millionen Euro. Im Vergleich zu dem für Banken verbleibenden
Ertragspool im deutschen Privatkundengeschäft in Höhe von rund 53
Milliarden Euro fallen diese Erträge mit weniger als 2 Prozent noch
sehr bescheiden aus. Eine aktuelle Oliver Wyman-Analyse zeigt aber,
dass diese Effekte deutlich steigen werden - Banken müssen aufpassen,
dass die Angreifer nicht dauerhaft die Kunden-schnittstelle besetzen
und ihre Investitions- und Kooperationspolitik überdenken.

FinTechs sind in aller Munde und wöchentlich gibt es neue
Veröffentlichungen zu Rekord-Finanzierungsrunden oder Kooperationen
mit etablierten Banken. Sie attackieren die globale, aber auch die
deutsche Finanzbranche in einem rasanten Tempo - zumindest in der
öffentlichen Wahrnehmung. Aber wie groß ist eigentlich der reale
ökonomische Effekt auf das Privatkundengeschäft der heimischen
Bankenindustrie? Und welche Angreifer werden künftig am Markt
erfolgreich sein? Die FinTech-Analyse von Oliver Wyman nimmt sich
diesen Fragestellungen an und gibt Hinweise, wie Banken ihre
Investitionen zukünftig fokussieren sollten. Der Fokus der
Untersuchung liegt dabei auf dem Privatkundengeschäft von Banken. Die
hochgerechneten direkten Erträge von relevanten FinTechs für 2017
summieren sich in Deutschland bereits auf 800 bis 900 Millionen Euro.

Zusätzlich sind allerdings noch indirekte Effekte - wie direkte
Konkurrenz und Margendruck - zu berücksichtigen. Diese entstehen zum
Beispiel dadurch, dass die FinTechs mit geringeren Margen,
beziehungsweise "Preisen", als Banken operieren. Hinzu kommt noch der
indirekte Effekt des erhöhten Wettbewerbs und Preisdrucks. Um auf
digitalen Marktplätzen wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Banken in
der Regel auf einen Teil ihrer Marge, die sie über die eigenen Kanäle
erzielen, verzichten. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die
Konsumentenfinanzierung, bei der schon ein signifikanter Anteil über
Preisvergleichsportale iniitiert wird. Unter Berücksichtigung eines
Margeneffektes je nach Geschäft von 3 bis 50 Basispunkten ergibt sich
noch ein indirekter negativer Effekt in Höhe von 400 bis 600
Millionen Euro. Insgesamt gehen die Berater daher von einem negativen
Effekt auf das Ertragspotenzial von Privatkundenbanken durch FinTechs
in Höhe von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro aus. "Auffällig ist, dass
circa die Hälfte der Effekte durch eine Handvoll Anbieter erzielt
wird, die schon lange, teilweise zehn bis zwanzig Jahre, am Markt
aktiv sind. Der Effekt der "neueren" FinTechs aus den letzten Jahren
hingegen ist - gemessen an ihrer Anzahl und ihrem medialen Echo -
bisher vernachlässigbar", sagt René Fischer, Partner und
Retailbanking-Experte bei Oliver Wyman.

Bis 2020 könnten die direkten Erosionseffekte jedoch auf rund zwei
Milliarden Euro anschwillen. Für Banken wird entscheidend sein, die
Schnittstelle zum Kunden zu besetzen, um die Ertragseffekte durch die
FinTechs auch in absehbarer Zeit im Zaum halten zu können.

Implikationen für Banken und Ausblic

Banken sollten daher im Rahmen eines "Quick Checks" ihre
Digitalisierungsstrategie einer kritischen und ganzheitlichen
Überprüfung unterziehen. Dabei sollte bewertet werden, ob sich in
Summe der unterschiedlichen Aktivitäten ein echter Mehrwert für das
Bankhaus ableiten lässt und finanzielle sowie Mitarbeiterressourcen
effizient eingesetzt werden. "Das wird bei vielen zu einem Reboot
ihrer Digitalisierungsvorhaben führen", sagt Fischer. Aus seiner
Sicht seien Marktplätze, Vergleichsportale und Aggregatoren am
ehesten dazu geeignet dauerhaft die Kundenschnittstelle zu besetzen
und den Banken damit einen signifikanten Anteil der Marge streitig zu
machen. Daher sollten Banken ihre Distributionsstrategie einem
"Stresstest" unterziehen und strategische Optionen für solche
Szenarien bewerten und proaktiv handeln.



Pressekontakt:
Davina Zenz-Spitzweg
Communications Manager DACH
Oliver Wyman
Tel. +49 89 939 49 243
Mobil +49 172 5739 774
davina.zenz-spitzweg@oliverwyman.com

Original-Content von: Oliver Wyman, übermittelt durch news aktuell


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