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Überschuss an einer Stelle behebt Mangel an anderer

Geschrieben am 11-05-2018

Steinfurt (ots) - Branntkalk verwandelt Hühnerkot in Dünger und
Biogassubstrat - DBU gibt 250.000 Euro

Als zentraler Baustein zum Pflanzenwachstum bildet Phosphor häufig
die Basis für Dünger. Doch der Abbau des Rohstoffs in Ländern wie
Marokko birgt viele Probleme. Das macht Gülle, Reste aus
Biogasanlagen und andere phosphorhaltige Rückstände, die hierzulande
anfallen, zu einer wichtigen Alternative. In Gebieten mit intensiver
Tierhaltung fällt jedoch so viel davon an, dass beispielsweise das
Grundwasser und Seen belastet werden. Gemeinsam mit der Firma Thiel
(Löningen) hat die Fachhochschule Münster (FH, Steinfurt) eine
Möglichkeit gefunden, mit der nährstoffreiche Rückstände zu einem
transportfähigen und verkaufsfertigen Dünger umgewandelt werden
können. "So behebt der Überschuss an der einen Stelle den Mangel an
einer anderen. Damit leistet das Vorhaben einen wichtigen Beitrag,
den Phosphorkreislauf nachhaltig zu schließen", erläutert Alexander
Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Sie
unterstützt das Vorhaben fachlich und finanziell mit insgesamt
250.000 Euro.

Entwickelte Anlage verwandelt Gülle und Co. in transportfähigen
Dünger

"Eine Möglichkeit, den Kreislauf zu schließen, sind technische
Lösungen. Dazu muss es gelingen, überschüssige Nährstoffe in
Düngemitteln zu binden und an Regionen mit entsprechendem
Nährstoffbedarf abzugeben", sagt Dr. Maximilian Hempel,
Phosphor-Experte bei der DBU. Die von der FH Münster und der Firma
Thiel entwickelte Anlage bietet diese Möglichkeit. Sie hygienisiert
Rückstände wie Gärreste aus Biogasanlagen oder Hühnerkot und wandelt
sie so in transportfähigen, phosphorhaltigen Dünger um. "Durch Zugabe
von Branntkalk werden die schlammigen Rückstände in der Anlage
entwässert und bei Bedarf gereinigt, sodass die Masse am Ende auch
den Vorschriften entspricht und als Dünger oder Biogassubstrat
genutzt werden kann", fasst Prof. Dr. Christof Wetter von der FH
Münster zusammen.

Dank neuem Verfahren Hühnerkot auch für die Biogasanlage geeignet

"Während des Prozesses in der neuen Anlage kann nun gleichzeitig
das Ammonium - in Form von Ammoniak - gezielt entzogen und ebenfalls
zu Dünger weiterverarbeitet werden", so Alfred Thiel, Geschäftsführer
der Firma Thiel. Das sei ein weiterer Vorteil des Verfahrens, denn
bisher können Reststoffe mit hohem Ammoniumgehalt wie Hühnermist nur
sehr begrenzt in Biogasanlagen verwertet werden, da der Stoff die
Gärung stört. Die verbliebene Masse könne dadurch alternativ in
größeren Mengen in Biogasanlagen vergärt werden. In dem
anschließenden, ebenfalls DBU-geförderten Folgeprojekt prüfen die
Projektpartner nun unter anderem, inwieweit der aufbereitete
Hühnermist bisher genutzte Pflanzen wie Mais in der Biogasproduktion
ersetzen kann. "Wir sehen noch erhebliches Entwicklungspotential in
der Aufbereitungstechnik", meint Thiel. Für kleinere Betriebe, die
sich eine solche Maschine allein nicht leisten könnten, sei es
denkbar, ihre Rückstände in zentralen Anlagen zu sammeln und so die
enthaltenen Nährstoffe zu nutzen. Die Firma revis bioenergy aus
Münster wurde mit dem Vertrieb der Anlagen beauftragt.

Hiesige Phosphor-Quellen wirtschaftlich nutzbar machen

Der natürliche Phosphor-Kreislauf wird durch den Menschen stark
beeinflusst. So können in Regionen mit hoher Viehdichte durch das
Ausbringen von Gülle, Stallmist und mineralischem Dünger
landwirtschaftliche Böden überdüngt werden. In anderen Regionen sowie
im Ökolandbau besteht die Gefahr, dass Böden langfristig an Phosphor
verarmen. Auf der anderen Seite gelangt Phosphor - vorrangig über
Kläranlagen - in Gewässer, was zu Algenwachstum führt. In der Folge
einer Algenblüte können sich im Gewässer vermehrt Giftstoffe
ansammeln und der Sauerstoff wird knapp. Weltweit beträgt der Eintrag
von Phosphor aus Süßwassersystemen in die Ozeane 22 Millionen Tonnen
pro Jahr. Wissenschaftler empfehlen im Konzept der Planetaren
Leitplanken (Planetary Boundaries) das Einhalten eines globalen
Grenzwertes von 11 Millionen, damit die Belastbarkeit der Erde in
diesem Bereich nicht überschritten wird. "Werden hiesige
Phosphorquellen wie zum Beispiel Hühnermist wirtschaftlich nutzbar
gemacht", so Hempel, "würde das zur Lösung des Problems beitragen."

Erfahren Sie mehr über dieses sowie weitere innovative Verfahren
zur Phosphorrückgewinnung und Kreislaufwirtschaft am DBU-Stand bei
der diesjährigen IFAT Messe vom 14.-18.5. in München (Halle B4/Stand
239/338).

Zum Hintergrund:

Phosphor ist Teil unserer Lebensgrundlage und kann nicht durch
andere Stoffe ersetzt werden. Er ist beispielsweise zentral für das
Wachstum von Pflanzen, weshalb große Mengen davon als Dünger in der
Landwirtschaft eingesetzt werden. Bisher wird Phosphor im Tagebau
abgebaut. Doch das hat große Auswirkungen auf die Umwelt, findet
häufig in Ländern mit schwieriger politischer Lage statt und benötigt
viel Energie. Zudem ist er häufig mit Schadstoffen belastet. Über
unsere Ernährung landet ein großer Teil des Phosphors schließlich im
Klärschlamm. Dieser kann jedoch nicht mehr ohne weiteres in der
Landwirtschaft wiederverwendet werden, da er häufig zu viele
Schadstoffe enthält. Zwar gibt es alternative
Rückgewinnungs-Verfahren. Sie benötigen bisher jedoch große Mengen
Chemikalien und Energie.

So lange Phosphor nicht wiederverwendet wird, besteht die Gefahr,
eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen
des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015
beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten
Nationen langfristig zu erreichen. Sie sollen eine nachhaltige
Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene
sichern.



Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Julie Milch

Kontakt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633-521
0171|3812888
Telefax:0541|9633-198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Original-Content von: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), übermittelt durch news aktuell


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