Der Tagesspiegel: Antisemitismusbeauftragter beklagt "Klima der Verrohung" in Deutschland und fordert Zivilcourage
Geschrieben am 19-05-2018 |
Berlin (ots) - Der neue Antisemitismusbeauftragte der
Bundesregierung, Felix Klein, fordert ein entschlossenes Eingreifen
der Deutschen bei judenfeindlichen Vorfällen. "Unsere Gesellschaft
ist jetzt in der Pflicht", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Es
müsse selbstverständlich sein, dazwischen zu gehen, wenn Juden
angegriffen werden. "Wir brauchen eine Kultur der Zivilcourage und
müssen die Leute aus ihrer Gleichgültigkeit herausholen", sagte
Klein. "Ein Angriff auf Juden und jüdische Kultur ist auch ein
Angriff auf unsere Kultur und unsere Identität."
Zugleich beklagte der Regierungsbeauftragte ein "Klima der
Verrohung" in Deutschland. Immer mehr Menschen trauten sich,
antisemitische Positionen im Internet und auf der Straße zu äußern.
Das sei früher undenkbar gewesen. "Die Hemmschwelle ist gesunken."
Klein kritisierte zudem Fehler in der Integrationspolitik. "Die
Versäumnisse bei der Integration von Muslimen in Deutschland in den
vergangenen Jahrzehnten rächen sich jetzt." Klein weiter: "Wir haben
uns nicht darum gekümmert, was da für ein Israel-Bild entstanden
ist." Außerdem habe es zu wenig Angebote für Muslime gegeben, sich
mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Dabei sei dies Teil
der Integration. "Die Muslime müssen wissen: Wer sich in diesem Land
antisemitisch äußert, stellt sich gegen die Gesellschaft."
Der Antisemitismusbeauftragte forderte, die Islamkonferenz rasch
einzuberufen und mit den beteiligten muslimischen Verbänden nicht nur
über Integration zu reden, sondern auch über Judenhass. Das sei in
der Vergangenheit "nicht mit dem nötigen Nachdruck" geschehen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/antisemitismus-in-deutschland-
beauftragter-beklagt-klima-der-verrohung/22584022.html
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Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chefin vom Dienst
Patricia Wolf
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