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Stellungnahme zu den Medienberichten über angebliche "Problempatienten" in einem Deggendorfer Asylbewerberzentrum

Geschrieben am 22-05-2018

München (ots) - Über angeblich aggressiv und "frech und fordernd"
auftretende Asylbewerber berichtete ein in einem sogenannten
Transitzentrum im niederbayrischen Deggendorf tätiger Arzt in der
vergangenen Ausgabe der "Zeit". Auf Grund dessen wolle er seinen
Vertrag nicht verlängern, erklärte der Mann anonym. Die Geschichte,
in der ausschließlich der Arzt zu Wort kommt, wurde von zahlreichen
anderen Medien aufgenommen und auch Ärzte der Welt wurde mehrfach um
Stellungnahme gebeten. Daher möchten wir uns hier noch einmal
ausführlicher äußern.

Sowohl in den Gemeinschaftsunterkünften für Asylsuchende, wo Ärzte
der Welt von 2015 bis Mitte 2017 aktiv war, als auch in unseren
Anlaufstellen in München, Berlin, Hamburg und Stuttgart, wo wir auch
immer wieder Patient(inn)en mit Fluchthintergrund behandeln, haben
wir derartige Erfahrungen, wie der Arzt aus Deggendorf sie schildert,
nicht gemacht. Weder können wir von einem "Medizintourismus"
berichten, noch von überzogenen Forderungen oder besonders schlechtem
Benehmen. Auch unsere rund 120 ehrenamtlichen Ärzt(inn)en allein in
München haben so etwas nicht erlebt. Wie unter Deutschen gibt es
sicher auch unter Asylbewerbern unhöfliche Patient(inn)en. Doch zu
unterstellen, dass eine Gruppe allein wegen ihrer Herkunft zu
besonders anmaßendem Auftreten neigt, ist eine gefährliche
Verallgemeinerung.

Die Anschuldigung, dass Menschen Asyl beantragen, um sich
medizinische Luxusbehandlungen zu erschleichen, erübrigt sich schon
dadurch, dass laut Gesetz Asylbewerbern in den ersten 15 Monaten nur
Leistungen unter dem Niveau der gesetzlichen Krankenkassen zustehen.

"Die überwiegende Mehrheit unserer Klienten hat Schlimmes
durchgemacht. Sie sind keine Bittsteller, sondern haben wie jeder
andere Mensch ein Grundrecht auf angemessene Gesundheitsversorgung",
sagt Ärzte der Welt-Direktor François de Keersmaeker. "Deutschland
hat sich in verschiedenen internationalen Abkommen dazu verpflichtet,
dieses Recht zu gewährleisten. Besondere Dankbarkeit fordern wir
daher weder ein, noch erleben unsere ehrenamtlichen Ärzte einen
Mangel daran."



Pressekontakt:
Stephanie KIRCHNER
Referentin Öffentlichkeitsarbeit
Ärzte der Welt
t. +49 (0) 89 45 23 081-294
@ stephanie.kirchner@aerztederwelt.org

Original-Content von: Ärzte der Welt, übermittelt durch news aktuell


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