Großer Schlag gegen organisierte Schwarzarbeit
Vier Festnahmen im Rhein-Main-Gebiet (FOTO)
Geschrieben am 24-05-2018 |
Frankfurt M./ Gießen (ots) -
Die Sonderkommission "Rhein-Main" des Zolls und die
Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main sind in den frühen Morgenstunden
des heutigen Tages im Rhein-Main-Gebiet und in vier weiteren
Bundesländern in einer großangelegten Durchsuchungs- und
Einsatzmaßnahme mit nahezu 1.000 Einsatzkräften von Zoll, Polizei und
Bundespolizei gegen organisierte Schwarzarbeit vorgegangen. Bei dem
unter dem Decknamen MIDAS geführten Einsatz wurde ein mutmaßlich
illegales Netzwerk von Bau- und Scheinfirmen zerschlagen und vier
mutmaßliche Haupttäter festge-nommen.
Die Maßnahmen richteten sich im Wesentlichen gegen zwei
Tätergruppierungen denen ge-werbs- und bandenmäßiger Betrug,
Hinterziehung von Sozialabgaben und Steuern sowie Schleusung in
großem Umfang vorgeworfen wird. Dabei sollen sie neben zwei Baufirmen
auch ein Geflecht von Scheinfirmen betrieben haben, um für die
eigenen Unternehmen, aber auch für Firmen Dritter mit sogenannten
Schein- und Abdeckrechnungen in Höhe von insgesamt mehr als 70
Millionen Euro Schwarzgeld zu ge-nerieren um damit eingesetzte
Schwarzarbeiter zu bezahlen. In den letzten vier Jahren sollen sie
als Nachunternehmer Bauaufträge für mehr als 50 Millionen Euro
überwiegend auf Großbaustellen in Hessen mit Schwarzarbeitern und
illegalem Personal ausgeführt und so den Sozialkassen und dem Fiskus
Sozialversicherungsbeiträge und Steuern in Millionenhöhe vorenthalten
haben.
Bei der einen Tätergruppierung handelt es sich um einen
ausgedehnten Familienclan mit serbischem Ursprung, dessen Mitglieder
Schlüsselpositionen in diesem Netzwerk von Bau-und Scheinfirmen
haben. Mit unterschiedlichen "Geschäftsmodellen" versuchten die
mutmaßlichen Täter die Schwarzarbeit zu verschleiern und so hunderte
von ausländischen Arbeitern aus Serbien, Bosnien und Herzegowina
vermeintlich legal auf den Baustellen einzusetzen. Eine dem Clan
zuzurechnende, in Serbien ansässige Baufirma führte angeblich über
Werk-verträge in Deutschland Bauaufträge aus und entsandte so
Arbeitskräfte. Es besteht der Verdacht, dass die
Beschäftigungsverhältnisse dort nur vorgetäuscht waren und die
Arbeiter illegal in Deutschland beschäftigt wurden. Darüber hinaus
vergaben die beiden Frankfurter Baufirmen des Clans vermeintliche
Praktika an vermeintliche Studenten, die so auf dem Bau arbeiten
konnten. Hier besteht der Verdacht, dass es sich nur um ein Konstrukt
handelt, um Aufenthaltstitel zu erschleichen und bei Kontrollen alles
legal erscheinen zu lassen.
Weiterhin bediente sich der Clan einer kriminellen Bande von
Vermittlern (2. Tätergruppierung) die überwiegend aus Serbien
stammende Arbeiter über slowenische Baufirmen mit mutmaßlich
gefälschten oder zu Unrecht ausgestellten Papieren nach Deutschland
schleuste.
Alle Arbeiter wurden in einem vom Familienclan betriebenen Hotel
in Maintal untergebracht und von dort auf die Baustellen geschickt.
Auch das Hotelpersonal war nicht ordnungsgemäß beschäftigt.
Unter Federführung der Staatsanwaltschaft Frankfurt/M.
vollstreckten die Ermittler heute in 54 Objekten
Durchsuchungsbeschlüsse, durchsuchten Wohnungen, Geschäftsräume sowie
das Hotel. Dabei wurden die Zöllner durch ein Großaufgebot von
Polizeieinheiten des Polizeipräsidiums Südosthessen und einer
Hundertschaft der Bundespolizei unterstützt. Auch einige
Steuerfahnder aus Berlin waren aufgrund eigener Ermittlungen in die
Maßnahmen eingebunden.
Gegen vier der mutmaßlichen Drahtzieher des
Schwarzarbeits-Netzwerkes lagen Haftbefehle vor, die vollstreckt
wurden. Darunter das Familienoberhaupt des Clans und Kopf der Bande,
ein 53-Jähriger mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit,
sein 29-jähriger Sohn und ein 40-jähriger Verwandter mit serbischer
Staatsangehörigkeit sowie ein 37-jähriger Serbe.
Aufgrund besonderer Gefährdungslagen und drohender
Verdunkelungsgefahr wurden zwei der Haupttäter des Familienclans in
den frühen Morgenstunden durch Spezialkräfte der Bundespolizei
festgenommen. Bei zwei weiteren Beschuldigten gab es einen Zugriff
durch die ZUZ, eine Spezialeinheit des Zollkriminalamtes.
Darüber hinaus wurden acht weitere dem Täterkreis zuzuordnende
Personen erkennungs-dienstlich behandelt und etliche Zeugen, darunter
auch viele Arbeiter, vernommen. Gegen mehr als 120 Arbeiter wurden
Ermittlungen wegen des Verdachtes auf illegalen Auf-enthalt
eingeleitet.
Der Schwerpunkt der Aktion war im Rhein-Main-Gebiet. Auch in
Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen gab es
Durchsuchungen. Unter anderem bei einer Baufirma in Bremen, die das
Scheinfirmengeflecht des Clans aus Hessen nutzte um sich als
sogenannter "Rechnungskäufer" mit Abdeckrechnungen in Millionenhöhe
zu versorgen. In dem Hotel in Maintal kam es im Zuge der Maßnahmen zu
zwei vorläufigen Festnahmen durch die Hanauer Polizei wegen des
Verdachts ausländerrechtlicher Verstöße .
"Wir haben es zunehmend mit solchen organisierten, komplexen
Strukturen der Schwarzarbeit zu tun, die für enorme Schäden für die
Sozialkassen sorgen. Das Rhein-Main-Gebiet ist hierbei ein
Brennpunkt! Die Generalzolldirektion in Bonn hat dem Rechnung
getragen und beim Hauptzollamt Gießen eine Organisationseinheit
installiert, die in Form der Sonderkommission Rhein-Main I mit
Ermittlungs-Spezialisten und enger Zusammenarbeit mit der Frankfurter
Staatsanwaltschaft gezielt gegen organisierte Formen von
Schwarzarbeit im Rhein-Main-Gebiet vorgeht und heute erstmalig
erfolgreich zugeschlagen hat", so Michael Bender der Sprecher der
SOKO Rhein-Main. "Diese Einrichtung ist die erste und bislang
bundesweit einzige dieser Art beim Zoll", so Bender.
Bei den heutigen Durchsuchungen stellten die Ermittler
umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter auch Computer und
Mobiltelefone, die durch Spezialkräfte des Zolls für IT-Forensik
ausgewertet werden. Darüber hinaus sicherten Fahnder der
Spezialeinheit ZIRE des Zollkriminalamtes Beweismit-tel-Daten im
Internet. In Folge der Maßnahmen wurden darüber hinaus erhebliche
Vermögenswerte gesichert. Speziell geschulte Vermögensabschöpfer des
Zolls sicherten zur Schadenswiedergutmachung umfangreiche
Vermögenswerte und pfändeten Konten und offene Forderungen für
erbrachte Bauleistungen. Insgesamt erließ das Amtsgericht Frankfurt
Vermögens-Arreste von mehr als 19 Millionen Euro. Bei dem Einsatz
wurden auch Bargeldspürhunde des Zolls und der Polizei eingesetzt,
die in mehreren Durchsuchungsobjekten nach verstecktem Geld suchten.
In einer Wohnung er-schnüffelte ein Bargeldspürhund 120.000 Euro. Das
Geld war zum Teil zusammen mit einer Schreckschusswaffe in einem Sofa
versteckt. Insgesamt wurden mehr als 160.000 Euro Bargeld sowie zwei
Waffen sichergestellt.
Die Maßnahmen dauern noch an.
Pressekontakt:
Hauptzollamt Gießen
SOKO Rhein-Main I
Grünberger Straße 100
35394 Gießen
Michael Bender
Presse-Soko-Rheinmain.HZA-giessen@zoll.bund.de
Original-Content von: Generalzolldirektion, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
639279
weitere Artikel:
- BDI und APA zur China-Reise der Bundeskanzlerin: Zollsenkungen sind erst der Anfang eines langen Weges Berlin (ots) - BDI-Präsident Dieter Kempf und der APA-Vorsitzende
Hubert Lienhard, Mitglieder der Wirtschaftsdelegation der Reise,
äußern sich in Peking: "Zollsenkungen sind erst der Anfang eines
langen Weges"
BDI-Präsident Dieter Kempf:
- "Trotz der politischen Annäherung im Handelskonflikt zwischen
China und den USA ist die Auseinandersetzung noch lange nicht
gelöst. Dabei sehen wir vor allem China in der Pflicht. Eine
globale Protektionismus-Spirale würde die Weltkonjunktur als
Ganzes spürbar abschwächen. mehr...
- Continentale Versicherungsverbund: In anspruchsvollem Umfeld weiter auf Erfolgskurs Dortmund (ots) - Der Continentale Versicherungsverbund verzeichnet
weiterhin ein robustes Wachstum in allen Sparten. Die
Beitragseinnahmen im selbst abgeschlossenen Geschäft erhöhten sich
2017 um insgesamt 4,1 Prozent auf 3,82 Milliarden Euro. Damit
erzielte der Verbund im vergangenen Jahr einen mehr als doppelt so
hohen Beitragsanstieg als der Markt, der ein Plus von 1,9 Prozent
meldet.
Gleichzeitig steigerte die Continentale deutlich ihr Rohergebnis,
das um rund 480 auf circa 600 Millionen Euro zunahm. Wesentliche
Ursache mehr...
- Kfz-Gewerbe wirbt für den Diesel (FOTO) Bonn (ots) -
"Mein Diesel - sparsam und sauber!" Das ist die klare Botschaft
auf dem runden, blau-weißen Aufkleber des Kfz-Gewerbes. Damit können
Autofahrer für ihren Diesel werben. Den Aufkleber gibt es kostenlos
in vielen Autohäusern und Werkstätten, die den bundesweit 235
Kfz-Innungen angehören. "Der Diesel ist zu Unrecht in die Kritik
geraten", sagt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. "Er ist die sparsamste
Antriebsart, die wir haben - ein Hightech-Produkt, ohne das der ab
dem Jahr 2020 geltende CO2-Grenzwert der Europäischen mehr...
- Baugewerbe zum Wohnungsbau: viel getan, viel zu tun Berlin (ots) - Zu den heute vom Statistischen Bundesamt
veröffentlichten Baufertigstellungszahlen erklärte der
Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes,
Felix Pakleppa:
"In 2017 haben wir 284.816 Wohnungen gebaut. Das waren 7.125 mehr
als vor einem Jahr (+2,6 %). Das liegt nur knapp unterhalb des von
uns erwarteten Niveaus von 300.000 Wohnungen. Um aber deutlich mehr
Wohnungen jährlich zu bauen, muss die Bundesregierung ihr
angekündigtes Wohnungsbaupaket schnell auf den Weg bringen. Denn
Investoren mehr...
- Kooperationen: vitabook holt Mondosano, Töchter & Söhne und PatientenverfügungPlus an Bord Hamburg (ots) - Das MedTech-Unternehmen vitabook, einer der
Pioniere für elektronische Gesundheitsakten (eGA), hat sein Netzwerk
mit Mondosano, Töchter & Söhne und PatientenverfügungPlus ausgebaut.
Ziel ist es, den vitabook-Nutzern weitere individualisierte Lösungen
zur Verfügung zu stellen.
Mit dem Online-Gesundheitskonto bietet vitabook seit Jahren eine
elektronische Gesundheitsakte, in der sämtliche persönlichen
Gesundheitsdaten wie Befunde, Laborberichte und vieles mehr digital
gespeichert werden. Der Patient hat so mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|