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Denkanstöße für den Pflanzenschutz / IVA begrüßt Diskussionspapier "Der stumme Frühling", sieht aber auch inhaltliche Mängel

Geschrieben am 24-05-2018

Frankfurt/Main (ots) - Willkommene Denkanstöße für einen
umweltgerechteren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, gemischt mit
einigen Ungereimtheiten und leider auch sachlichen Fehlern - das ist
die Einschätzung des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) zu dem jetzt
von elf Wissenschaftlern in der Reihe "Leopoldina Diskussion"
veröffentlichten Debattenbeitrag "Der stumme Frühling".

Den Autoren ist es nach Ansicht des IVA gelungen, komplizierte
Sachverhalte wie das Zulassungsverfahren oder den
Pflanzenschutz-Einsatz in der landwirtschaftlichen Praxis auch für
interessierte Laien gut verständlich aufzuarbeiten. Korrekt und
differenziert stellen sie dar, dass es hierzulande in den
zurückliegenden Jahrzehnten keinen Anstieg der
Pflanzenschutz-Anwendungen gab - anders als zuletzt von verschiedenen
Medien berichtet. Auch zu den von den Autoren gesetzten Zielen, wie
Nahrungsmittelsicherheit, sauberes Trinkwasser und einer vielfältigen
und artenreichen Umwelt, bekennt sich die agrochemische Industrie
vorbehaltlos.

Da die Autoren den Nutzen des Pflanzenschutz-Einsatzes und
agrarökonomische Fragen in ihrer Betrachtung weitgehend ausklammern,
unterlaufen ihnen jedoch einige logische Ungereimtheiten. Moderne
Landwirtschaft mit Pflanzenschutz und Mineraldüngern hat etwa die
doppelten Flächenerträge wie ökologische Anbauverfahren - im
Umkehrschluss benötigt sie daher für die gleiche Erntemenge nur die
halbe Fläche. Wenn die Leopoldina-Autoren jetzt Importe von Lebens-
und Futtermitteln kritisieren, muss man anmerken, dass die
kritisierten Importe von Agrarrohstoffen bei einem Verzicht auf
Pflanzenschutzmittel in Deutschland nicht etwa sinken, sondern sogar
ansteigen würden. Auch der zu Recht kritisierte Habitatverlust, der
wesentliche Faktor für den Rückgang der Biodiversität, würde bei
verminderter Produktivität ebenso verschärft. Denn die fehlenden
Erntemengen könnten nur durch eine Ausweitung der Anbaufläche
kompensiert werden.

Einer Einschätzung der Autoren widerspricht der IVA sogar mit
Nachdruck: Von einer systematischen Unterschätzung der Risiken durch
Chemikalien kann man nach Ansicht der Pflanzenschutz-Industrie vor
dem Hintergrund des deutschen Zulassungssystems nicht ernsthaft
sprechen. Die Regeln für die Zulassung und die Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln sind durch eine jahrzehntelange intensive
Diskussion zwischen Behörden und Wissenschaft - teilweise auch unter
Beteiligung der Leopoldina-Autoren - entstanden. Das Risiko steht
dabei stets im Fokus. Die Methoden der Risikoabschätzung wurden immer
weiter verfeinert. Auch für die Kombinationswirkungen von Substanzen
wurden solche Methoden entwickelt und von den Behörden auch
angewendet.

Als eine an sich vermeidbare Schwäche des Diskussionspapiers sieht
der IVA die selektive und oft einseitige Auswahl der Quellen. So
greifen die Autoren zum Beispiel mit ihrem Vorschlag einer
"Pestizid-Abgabe" ganz tief in die Mottenkiste. Die Studie, auf die
sie sich beziehen (Möckel et al.), enthält bekannte analytische und
methodische Mängel, auf die die Autoren aus wissenschaftlicher
Redlichkeit hinweisen müssten.

Positiv bewertet der IVA schließlich den Vorschlag der
Wissenschaftler, das Personal bei den Pflanzenschutzämtern der
Bundesländer wesentlich aufzustocken. Dies ist auch eine Forderung
des IVA im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen
Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP). Für eine konsequente
Anwendung des integrierten Pflanzenschutzes braucht es eine
unabhängige öffentliche Beratung und auch entsprechendes Monitoring
der Anwendung durch die Behörden. Zur Vorbeugung von Fehlanwendungen,
die oft ursächlich für die in dem Diskussionspapier angesprochenen
Probleme beim Pflanzenschutzmittel-Einsatz sind, braucht es eine
intensivere Beratung.

Link zur Leopoldina-Studie (PDF): http://ots.de/2v2hs1

Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) vertritt die Interessen der
agrochemischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der
54 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung,
Biostimulantien und Schädlingsbekämpfung. Die vom IVA vertretene
Branche steht für innovative Produkte für eine moderne und
nachhaltige Landwirtschaft.



Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva@vci.de
http://www.iva.de
https://twitter.com/IVA_Presse

Original-Content von: Industrieverband Agrar e.V., übermittelt durch news aktuell


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