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Über Özil, Gündogan und die Zerrissenheit der Deutsch-Türken - Rabiat-Folge "Türken, entscheidet Euch!" am Montag (28.5.) um 22:45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 25-05-2018

Bremen (ots) - Mitte Mai katapultierte ein Treffen der deutschen
Fußball-Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem
türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan die Frage in die
Schlagzeilen der deutschen Medien: Wo stehen die Deutsch-Türken, wenn
es um ein Bekenntnis zu Deutschland und der Türkei geht? Wie sehen
ihre Standpunkte und Werte aus?

Rabiat-Reporterin Gülseren Ölcüm nimmt die Zuschauerinnen und
Zuschauer in der Radio Bremen-Reportage "Türken, entscheidet Euch!"
mit in die Welt von viereinhalb Millionen Deutsch-Türken. Eine
zerrissene Welt voller Verunsicherung, seit die Türkei sich mehr und
mehr von demokratischen Werten und von Europa entfernt. Welche Rolle
Erdogan spielt? Eine sehr große. Es gibt einen Bekenntniszwang:
Deutsche Verfassung oder Erdogan? Türkischer Pass oder der deutsche?

Der 37-jährige Profi-Boxer, Europameister im Weltergewicht, und
Erdogan-Gegner Ünsal Arik hat zu dem Treffen eine klare Meinung:
"Diese beiden Fußballer haben sich bewusst für Deutschland
entschieden, weil sie gewusst haben, sie können hier mehr Geld
verdienen. Hätte Yogi Löw Eier bewiesen, hätte er gesagt: Wisst ihr
was, Leute, das war falsch, ihr habt euch mit einem Diktator
getroffen. Yogi Löw hätte lieber zwei Spieler mitnehmen sollen, die
zu Deutschland stehen und das verdient hätten!" Arik zieht mit seiner
Kritik an Erdogan den Hass von Landsleuten auf sich. So gab es
Zeiten, in denen er über Personenschutz nachdachte und ihm sein
Box-Sponsor jegliche Unterstützung kündigte. Trotzdem boxt er weiter
- inzwischen für die Türkei. In den Reihen der Erdogan-Gegner finden
sich wegen Ünsal Ariks unbequemer Ansichten ebenfalls viele Feinde.

Aber was ist, wenn man sich nicht entscheiden kann oder will? Und
was ist, wenn man beides mag? Deutschland und die Türkei? Gülseren
Ölcüm ist das beste Beispiel. Sie hat die doppelte Staatsbürgerschaft
und könnte sich für keine entscheiden. Eigentlich stellt sich für sie
die Frage nach dem Bekenntnis und der Loyalität gar nicht. Aber
überall wird sie auf das Thema angesprochen. Ihr reicht's. Sie will
wissen, was eigentlich los ist mit ihr und mit den Deutsch-Türken
hierzulande. Eine sehr persönliche Reise zwischen Erkenntnisgewinn
und Zweifel.

Esma Akkus beispielsweise wurde entlassen. Weil sie in ihrem
YouTube-Kanal mit Pro-Erdogan-Parolen provoziert. Ihr Arbeitgeber,
die örtliche Sparkasse, fand das nicht so witzig. Esma findet das
ungerecht. Warum interessieren sich Deutsche plötzlich für türkische
Innenpolitik? Warum darf man in einem Land mit Meinungsfreiheit seine
Meinung dann nicht sagen, wenn sie nicht mehrheitsfähig ist? "Noch
vor einem Jahr hätte ich nie darüber nachgedacht", sagt die gebürtige
Kölnerin, "aber jetzt wandere ich wohl aus in die Türkei."

Nihan ist YouTuberin und macht Videos zu Beauty, Fashion und
Lifestyle. Im September 2017 interviewte sie Martin Schulz - damals
noch Kanzlerkandidat der SPD. Jahr für Jahr dekoriert sie ihre
Wohnung weihnachtlich, Jahr für Jahr bekommt sie dafür einen
Shitstorm. Denn: Türken und Muslime machen das ja nicht. Eigentlich
will sich Nihan gar nicht politisch äußern, aber das ist heutzutage
gar nicht mehr so einfach: "Die Leute akzeptieren nicht, wenn ich
einfach sage, ich bin ein Mensch."

Ismail Küpeli ist Politikwissenschaftler und seit den 90er Jahren
in Deutschland. Seine Eltern sind damals aus der Türkei geflohen. Zur
Türkei hat er ein gespaltenes Verhältnis. "Ich glaube, diese
Orientierung auf die Türkei ist inzwischen zu einem großen Problem
geworden", sagt Ismail. Sich aber nicht dazu äußern, das kann er sich
nicht leisten. Zu hoch der Erwartungsdruck. Und wenn er sich äußert,
dann muss er aufpassen, dass er nicht von einer politischen Seite
instrumentalisiert wird.

Esma, Ünsal, Nihan, Ismail und Gülseren sind Deutsch-Türken,
Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund oder einfach nur
Deutsche. Es wäre schön, schnell das passende Label zu finden. Aber
so einfach ist das leider nicht - schon gar nicht heutzutage. Ja,
Gülseren isst kein Schweinefleisch und mit Alkohol hat sie es auch
nicht so. Zum Türken geht sie in Deutschland nur selten, aber ihr
Hochzeitskleid kauft sie in der Türkei - weil Mama da besser handeln
kann. Und für alles und jedes muss sie sich mittlerweile
verantworten, muss erklären - manchmal auch wildfremden Menschen.
Eigentlich müssten Menschen wie sie doch längst darüber hinaus sein.
Aufgewachsen mit zwei Sprachen, zwei Kulturen. Trotzdem wird ihr von
der deutschen Mehrheitsgesellschaft, aber auch von der
deutsch-türkischen Community ein Bekenntniszwang aufgedrängt: Wie
stehst du zu Erdogan? Warum trinkst du keinen Alkohol? Wie, du
heiratest einen Deutschen? Und so ist Gülseren Ölcüms
Rabiat-Reportage "Türken, entscheidet Euch!" ein ganz persönlicher
Blick auf die eigene Identität in der Krise. Eine Krise, die
womöglich vielen Deutsch-Türken vertraut sein dürfte.

Stabliste:
Autorin: Gülseren Ölcüm
Redaktionelle Mitarbeit: Ebru Tasdemir
Kamera: Andy Lehmann, Ilhan Coskun
Ton: Julian Kiesche, Max Bartusch
Schnitt: Christof Kette
Producer: Manuel Möglich, Christian Tipke
Produktionsleitung: Michael Kappler
Redaktion: Michaela Herold (Radio Bremen)
Leitung: Thomas von Bötticher (Radio Bremen)

Eine Produktion der Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen
für Das Erste © 2018

Rabiat - neues junges Reportageformat von Radio Bremen

Radio Bremen wird rabiat. Der Sender bringt ein Reportageformat
ins Erste, das jungen Reporterinnen und Reportern die Möglichkeit
gibt, ihre Geschichte für ein großes Fernsehpublikum zu erzählen. Die
Autorinnen und Autoren veröffentlichen ihre Reportagen seit knapp
zwei Jahren als "Y-Kollektiv" (https://www.youtube.com/y-kollektiv)
für funk, das Contentnetzwerk von ARD und ZDF. Sie sind preisgekrönt,
nominiert, mindestens aber auffällig. Journalistinnen und
Journalisten mit Haltung und Tiefgang im On, die auch mal voll in die
Kamera sprechen. Öffentlich-rechtliche Werte hat das Team
verinnerlicht, doch die Schmerzgrenze liegt woanders. Der Fokus
richtet sich auf die teilnehmende Beobachtung, das Kennenlernen, das
Erleben. In den sechs Reportagen der Staffel, die ab dem 30. April
2018 immer montags um 22:45 Uhr im Ersten laufen, sind sie ganz nah
dran; ob bei einem Koks-Deal, als Zielscheibe eines Shitstorms im
Netz oder bei einer Partynacht im SM-Club. Die Macherinnen und Macher
werden mit ihrer subjektiven Erzählweise Zuschauerinnen und
Zuschauern auch mal vor den Kopf stoßen. Sie bauen Klischees in den
Filmen auf, um sie postwendend zu brechen. Neue Sichtweisen sollen
sich eröffnen. Die Filme wollen, sollen, ja sie müssen polarisieren,
denn das macht gute Geschichten aus. Die Folgen der ersten
Rabiat-Staffel (jeweils um 22:45 Uhr im Ersten):

- 30. April: Drogenrepublik Deutschland
- 7. Mai: Netzwerk Pervers
- 14. Mai: Geld. Macht. Glück
- 28. Mai: Türken, entscheidet Euch!
- 4. Juni: Hass ist ihr Hobby
- 11. Juni: Unter Pädophilen

Die Pressemappe zum neuen Radio Bremen-Reportageformat "Rabiat" im
Ersten kann beim

- Pressedienst Radio Bremen (http://ots.de/AYP6D7) und
- Pressedienst Das Erste (https://presse.daserste.de/)

abgerufen werden.

Die Fotos sind bei ARD Foto (http://www.ard-foto.de/) und die
aktualisierte Fassung des Films im Vorführraum des Pressedienstes Das
Erste (https://presse.daserste.de/pages/vorfuehrraum/liste.aspx)
abrufbar.



Pressekontakt:
Radio Bremen
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Diepenau 10
28195 Bremen
0421-246.41050
presse.pr@radiobremen.de
www.radiobremen.de

Original-Content von: Radio Bremen, übermittelt durch news aktuell


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