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Börsen-Zeitung: Unbedenklich / Kommentar von Joachim Herr zum Verkauf des Autozulieferers Grammer an die Chinesen

Geschrieben am 29-05-2018

Frankfurt (ots) - Der Oberpfälzer Autozulieferer Grammer wird
aller Voraussicht nach das nächste deutsche Unternehmen, das unter
chinesische Kontrolle kommt. Überraschend ist die am Dienstag
angekündigte Übernahmeofferte nicht. Schließlich besitzt Ningbo
Jifeng schon gut ein Viertel der Aktien. Dass die Chinesen auf ihrem
Weg zu "Made in China 2025" Gelegenheiten wie in der bayerischen
Provinz am Schopfe packen, liegt auf der Hand. Für ihre Strategie,
die Industrie zu stärken, spielt die Autobranche samt Zulieferern
eine zentrale Rolle.

Gegen eine Übernahmeofferte für Grammer ist wohl wie im
Unternehmen auch in der Politik kaum mit Widerstand zu rechnen. Im
Fall des Industrieroboterherstellers Kuka in Augsburg und des
Kunststoffmaschinenproduzenten KraussMaffei in München empfing
zumindest das Management die neuen Eigentümer aus China mit offenen
Armen.

Manche Politiker befürchteten allerdings den Ausverkauf der
deutschen Hightech-Industrie nach Asien. Die Abwehrstrategie des
damaligen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel, eine Übernahme
von Kuka zu verhindern, lief ins Leere. Später wurde der Verkauf der
von Osram ausgegliederten Lampensparte Ledvance einer vertieften
Investitionsprüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz unterzogen. Diese
endete wenig überraschend mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung.
Das ganze Verfahren wirkte eher wie Aktionismus und weniger wie ein
berechtigtes Vorgehen.

Im Fall von Grammer braucht es keine Bescheinigung. Das
Unternehmen produziert Sitze für Lkw, Busse, Land- und Baumaschinen
sowie Kopfstützen, Armlehnen und Mittelkonsolen für Pkw. Hightech ist
etwas anderes. Eine Übernahme erscheint auf den ersten Blick
unbedenklich - auch nach dem Außenwirtschaftsgesetz: Weder
wesentliche Sicherheitsinteressen noch ein Grundinteresse der
Gesellschaft wären bedroht.

Bleibt die Frage nach den Arbeitsplätzen. Eine
Investorenvereinbarung gibt allenfalls für einige Jahre eine
Garantie. Midea, der neue Eigentümer von Kuka, hat sich zum Beispiel
bis Ende 2023 dazu verpflichtet. Anders Ledvance: Hier wurden schon
wenige Monate nach dem Verkauf an MLS tiefe Einschnitte angekündigt.
Aber auch der alte Eigentümer Osram würde in dem schrumpfenden
Geschäft mit Glühlampen eine Restrukturierungsrunde nach der anderen
durchziehen. Unternehmen müssen sich dem Wettbewerb und dem
Strukturwandel von Branchen stellen - ob mit oder ohne Chinesen.

(Börsen-Zeitung, 30.05.2018)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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