10. Europäischer Antibiotikatag - Experten fordern Entschärfung der Resistenzproblematik / Pflanzliche Alternativen einsetzen und
Arzt-Patienten-Gespräch optimieren
Geschrieben am 06-06-2018 |
Eschborn (ots) - Resistente Keime sind weltweit stark verbreitet.
Anlass zur Sorge bereiten besonders Bakterien, die Infektionen der
Harnwege verursachen, wie neueste von Weltgesundheitsorganisation
(WHO) veröffentlichte Zahlen belegen[1]. Dazu zählen zum Beispiel die
Krankheitserreger E. coli, Hauptverursacher von Blasenentzündungen
sowie K. pneumoniae, gegen die chemisch-synthetische Antibiotika
immer häufiger wirkungslos sind[1,2]. "Im Kampf gegen
Antibiotikaresistenzen ist es daher entscheidend, dass Antibiotika
nur dann eingesetzt werden, wenn es medizinisch erforderlich ist",
erklärte Professor Uwe Frank, Heidelberg, bei einem Fachkongress in
Münster, anlässlich des 10. Europäischen Antibiotikatags im November
2017[3]. Bei einfachen Infektionen, wie zum Beispiel unkomplizierten
Harn- und Atemwegsinfektionen, sollte daher unbedingt der Einsatz
arzneilich wirksamer Pflanzenstoffe, wie die Senföle aus
Kapuzinerkresse und Meerrettich, in Erwägung gezogen werden, so Frank
weiter. "Ein Grund für die zunehmenden Antibiotikaresistenzen kann
auch das Nichtbefolgen ärztlicher Empfehlungen sein", erklärte die
Psychologin PD Dr. Elisabeth Mayweg-Paus, Münster, bei der
Veranstaltung. Dabei könne gerade im Hinblick auf die
Resistenzproblematik ein gelungenes Arzt-Patienten-Gespräch einen
positiven Einfluss auf die Compliance haben und zugleich
Wissenslücken der Patienten schließen, führte Mayweg-Paus weiter aus.
Die laienverständliche Vermittlung von Informationen in Bezug auf
die Resistenzproblematik stellt Ärzte im Praxisalltag vor
kommunikative Herausforderungen. So belegt zum Beispiel eine aktuelle
Umfrage des Deutschen Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der
Arzneimittelhersteller, dass in der Bevölkerung noch beträchtliche
Wissensdefizite hinsichtlich der Nutzung von Antibiotika
vorherrschen. Knapp 60 Prozent der Bundesbürger wissen demnach nicht,
dass Antibiotika ausschließlich bei bakteriell bedingten Infektionen
helfen[4].
Arzt-Patienten-Gespräch: Klare Kommunikation entscheidet über
Erfolg
"Neben dem rein fachlich-medizinischen Wissenstransfer spielt die
Art und Weise wie Informationen ermittelt und vermittelt werden eine
entscheidende Rolle", sagt Mayweg-Paus. So sei es für ein
erfolgreiches Arzt-Patienten-Gespräch essenziell, den genauen
Informationsbedarf des Patienten zu klären und dabei eine klare,
unmissverständliche Sprache zu wählen. So sollten zum Beispiel kurze
Sätze verwendet und Konjunktive sowie doppelte Verneinungen möglichst
vermieden werden, erklärt die Psychologin. Möchte man Patienten
angesichts der Resistenzproblematik zum Beispiel darüber informieren,
dass bei unkomplizierten Infektionen wie Blasenentzündungen auch
pflanzliche Arzneimittel eingesetzt werden können, so würden
relevante Studien und Quellen die Überzeugungskraft und
Glaubwürdigkeit von Argumenten erhöhen, so Mayweg-Paus weiter.
Resistenzentwicklungen entgegenwirken, Senföle einsetzen
Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich zählen heute zu den am
besten untersuchten arzneilich wirksamen Pflanzensubstanzen. Ihre
antibakterielle[5-11], antivirale[12-14] und antientzündliche[15-23]
Wirkung ist in zahlreichen, auch internationalen unabhängigen
Publikationen belegt. Die Pflanzenstoffe werden in kombinierter Form
bereits seit Jahrzehnten zur Therapie von unkomplizierten Harn- und
Atemwegsinfektionen eingesetzt. "Nach Angaben des European Centre for
Disease Control and Prevention (ECDC) sterben jährlich in der EU etwa
25.000 Menschen an einer Infektion mit Erregern, gegen die
Antibiotika nicht mehr wirken", sagt der Mikrobiologe und Hygieniker
Frank. Selbst gegen sogenannte Reserveantibiotika, die oft das letzte
Mittel gegen resistente Bakterien darstellen, treten immer häufiger
Resistenzen auf - vor allem bei K. pneumoniae und E. coli, aber auch
bei anderen Erregern. Reserveantibiotika sind originär der Therapie
schwerer, lebensbedrohlicher Erkrankungen vorbehalten und sollten
daher nicht zur Behandlung einfacher Infektionskrankheiten, wie zum
Beispiel akuten unkomplizierten Blasenentzündungen, eingesetzt
werden. Doch der massive und unkritische Einsatz dieser Medikamente
hat dazu geführt, dass in jüngster Zeit selbst gegen diese letzten
Hoffnungsträger immer häufiger Resistenzen beobachtet werden[24].
Gleichermaßen besorgniserregend ist die deutliche Zunahme von
Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE), wie den aktuellsten, im
November 2017 publizierten Zahlen des ECDC zur Antibiotikaresistenz
in Europa zu entnehmen ist[25]. Bei VRE handelt es sich meist um den
Erreger Enterococcus faecium, der bereits Resistenzen gegenüber dem
Reserveantibiotikum Vancomycin aufweist. VRE-Erreger können vor allem
bei abwehrgeschwächten Patienten zu schwerwiegenden Infektionen
führen. Den ECDC-Daten zufolge ist eine erhebliche Variabilität der
Resistenzraten innerhalb Europas mit einem Süd-Nord-Gefälle
festzustellen. In mehreren italienischen Unikliniken seien zahlreiche
Keime bereits komplett panresistent, das heißt resistent gegenüber
allen gängigen Antibiotika, so Frank weiter.
Um hocheffektive Antibiotika für ernste Erkrankungen aufzusparen
gilt daher, bei unkomplizierten Infektionen, wie zum Beispiel
Blasenentzündungen, auf pflanzliche Arzneimittel auszuweichen. Die
Pflanzenstoffe zeigten in Laboruntersuchungen selbst gegen
Antibiotika resistente Keime, darunter auch Erreger von Infektionen
der Harnwege wie Klebsiellen und E. coli, eine ausgeprägte, das
Wachstum von Bakterien hemmende und abtötende Wirkung[5,6].
Konsequenterweise wird in der 2017 aktualisierten S3-Ärzte-Leitlinie
zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen nun auch der
Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich als pflanzliche
Behandlungsoption bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen
empfohlen[26]. "Es gibt bereits wirksame pflanzliche Mittel wie die
Senföle, die bei Atem- und Harnwegsinfekten effektiv sind. Neben
ihrer umfangreich belegten Wirkung und guten Verträglichkeit ist vor
dem Hintergrund der bedrohlichen Resistenzentwicklung besonders
relevant, dass gegen die Senföle bisher, selbst nach
Langzeittherapie, keine Resistenzen beobachtet wurden", erklärt
Frank. Ihr Einsatz mindere den häufig unnötigen Antibiotika-Verbrauch
und somit auch die Resistenzentwicklung gegen diese wertvollen
Substanzen. Und aufgrund der vielfältigen Wirkweise der Senföle seien
Resistenzentwicklungen auch nicht zu erwarten, resümiert der
Mikrobiologe.
Literatur: Die Quellen 1-26 können auf Wunsch unter folgendem
Pressekontakt angefordert werden:
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CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH
Frank Etzel
T: 06196 / 77 66 - 113
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