ZDF-Politbarometer Juni I 2018 /
Missstände im BAMF: Mehrheit für Untersuchungsausschuss /
Fußball-WM: Gut ein Drittel rechnet mit Titel für Deutschland (FOTO)
Geschrieben am 08-06-2018 |
Mainz (ots) -
64 Prozent der Befragten unterstützen die Forderung nach einem
Untersuchungsausschuss zur Aufklärung von Missständen und
Versäumnissen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Im
Einzelnen schließen sich 53 Prozent der CDU/CSU-Anhänger, 67 Prozent
der SPD-, 87 Prozent der AfD-, 64 Prozent der FDP-, 78 Prozent der
Linken- und 61 Prozent der Grünen-Anhänger dieser Einschätzung an.
Lediglich 28 Prozent sind der Meinung, die Aufarbeitung der Vorgänge
soll weiterhin ausschließlich im Innenausschuss des Bundestages
erfolgen (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß
nicht"). Generell herrscht große Skepsis was die Bearbeitung von
Asylanträgen anbelangt. Nur 23 Prozent glauben, dass bei
Asylverfahren im Großen und Ganzen in den Behörden korrekt
entschieden wird. Fast zwei Drittel (64 Prozent) bezweifeln das,
darunter auch hier Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen. Während
64 Prozent mit der Arbeit der Kanzlerin insgesamt zufrieden sind
(nicht zufrieden: 32 Prozent), stellt eine Mehrheit von 53 Prozent
Angela Merkel in Sachen Flüchtlingspolitik ein schlechtes Zeugnis
aus, 43 Prozent meinen, sie mache ihre Arbeit hier gut.
TOP TEN: Merkel trotz Verlusten auf Platz eins
Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker wurde
im Mai von den Befragten neu zusammengestellt. Wieder dabei sind Cem
Özdemir und Markus Söder, nicht mehr dazu zählen Sigmar Gabriel und
Wolfgang Schäuble, die beide fast neun Jahre lang durchgängig in den
Top Ten vertreten waren. Nach Schäubles Ausscheiden liegt jetzt
Angela Merkel auf Platz eins der Liste, trotz eines deutlich
verschlechterten Durchschnittswerts von 1,1 (Mai: 1,5) auf der Skala
von +5 bis -5. Es folgen, mit nur unwesentlich schlechterer
Bewertung, Cem Özdemir mit 1,1, Olaf Scholz mit 1,0 (Mai: 1,2) und
Heiko Maas mit 1,0 (Mai: 0,8). Sahra Wagenknecht legt mit 0,6 (Mai:
0,3) deutlich zu und rückt auf Platz fünf vor, auch Horst Seehofer
kann sich mit 0,3 (Mai: 0,1) in Rang und Note verbessern. Danach
kommen Christian Lindner mit 0,2 (Mai: 0,2) und Andrea Nahles mit 0,2
(Mai: 0,2). Die beiden letzten Plätze belegen Ursula von der Leyen
mit 0,1 (Mai: 0,3) und Markus Söder mit 0,1.
Projektion: Verluste für CDU/CSU und AfD - Linke und Grüne legen
zu
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, müsste die
Union mit Verlusten rechnen und käme auf 33 Prozent (minus 1). Die
SPD bliebe bei 20 Prozent, die AfD verschlechterte sich auf 13
Prozent (minus 1), und die FDP erhielte unverändert 8 Prozent. Die
Linke würde einen Punkt zulegen auf 10 Prozent (plus 1), ebenso die
Grünen auf 13 Prozent (plus 1). Die anderen Parteien zusammen
erreichten erneut 3 Prozent. Wie bisher hätte damit neben einer
großen Koalition von den politisch denkbaren Bündnissen nur eine
Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen eine parlamentarische
Mehrheit.
Mehrheit befürwortet EU-Strafzölle auf amerikanische Produkte
Im April drohte US-Präsident Donald Trump noch mit Strafzöllen auf
Produkte aus der EU, jetzt sind sie Realität. Die sich daraus
ergebenden Folgen für die deutsche Wirtschaft haben jedoch für die
Befragten etwas an Schrecken verloren. Nach 63 Prozent im April
befürchten jetzt noch 42 Prozent sehr großen oder großen Schaden für
die deutsche Wirtschaft, 53 Prozent (April II: 34 Prozent) erwarten
nicht so große oder keine negativen ökonomischen Auswirkungen. Als
Reaktion auf die US-Strafzölle hat die EU angekündigt, ebenfalls
Strafzölle auf bestimmte amerikanische Produkte zu erheben. 68
Prozent der Befragten finden das richtig, 27 Prozent halten diese
Gegenmaßnahme für nicht richtig. Mit einer Ausweitung dieses
Konflikts auf einen weltweiten Handelskrieg rechnen jetzt 40 Prozent,
eine Mehrheit von 55 Prozent glaubt das nicht. Im April waren die
Befragten hier noch geteilter Meinung (ja: 50 Prozent; nein: 46
Prozent).
Zukunft der EU: Die meisten für engeren Zusammenschluss
59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Mitgliedsstaaten
der EU sollten sich künftig enger zusammenschließen. Für mehr
Eigenständigkeit der einzelnen Länder sprechen sich 24 Prozent aus,
und 13 Prozent wollen hier keine großen Änderungen. In einer Reihe
von EU-Ländern gibt es zurzeit eher nationalistisch orientierte
Regierungen. Für 58 Prozent erwächst daraus eine große Gefahr für den
Zusammenhalt in der EU, 37 Prozent sehen das nicht so.
Fußball-WM: Gut ein Drittel rechnet mit WM-Titel für Deutschland
Nächste Woche beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft, und Russland
als Austragungsland ist nicht unumstritten. 30 Prozent finden es gut,
dass die WM in Russland stattfindet, ähnlich viele (32 Prozent)
finden das schlecht und 37 Prozent ist es egal. 34 Prozent und damit
mehr als vor der letzten WM (Juni 2014: 22 Prozent) glauben, dass
Deutschland den Titel holen wird, 54 Prozent bezweifeln das. Dass für
die deutsche Mannschaft schon in der Vorrunde Schluss ist, damit
rechnen nur 2 Prozent. 3 Prozent erwarten ein Scheitern im
Achtelfinale, 20 Prozent im Viertelfinale, 23 Prozent im Halbfinale
und 5 Prozent eine Niederlage im Finale.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 5. bis 7. Juni 2018 bei 1284 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz-
als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 33
Prozent, SPD: 24 Prozent, AfD: 9 Prozent, FDP: 7 Prozent, Linke: 10
Prozent, Grüne: 13 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF
am Freitag, 29. Juni 2018. Weitere Informationen zur Methodik der
Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen auf
http://www.forschungsgruppe.de .
http://heute.de
http://twitter.com/ZDFpresse
http://twitter.com/ZDF
http://facebook.com/ZDF
Ansprechpartner: Presse-Desk, Telefon: 06131 - 70-12108,
pressedesk@zdf.de
Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon:
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